Als wohl einen der überraschendsten Transfers verpflichtete der FC Bayern München im Oktober 2020 Bouna Sarr für acht Millionen Euro von Olympique Marseille. Sarr kam in München bisher nicht über die Rolle des Ersatzspielers hinaus.
Was Flick Sarr bei Bayern versprach
Mit L‘Equipe sprach der Rechtsverteidiger über seinen Wechsel zum FC Bayern, über seine Probleme seit dem Transfer und über einen möglichen Abgang im Winter. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Sarr: „Bayern will mich?“
„Wir hatten im Sommer 2020 ein Freundschaftsspiel gegen Bayern München. Mir hat anschließend unser Videoanalyst bei Marseille gesagt, dass ich den Bayern-Verantwortlichen auf der Tribüne gefallen habe“, schilderte Sarr.
„Eines morgens hat mich Patrick Mendy, mein Agent, angerufen. An diesem Tag hatte ich eine Behandlung wegen Knieproblemen. Jedenfalls rief er mich gegen acht Uhr morgens an und sagte zu mir: ‚Du musst dich so schnell es geht untersuchen lassen‘. Ich fragte ihn nach dem Grund, da mein Agent nur anruft, wenn es wirklich wichtig ist. Er sagte: ‚Bayern will dich.‘ Als er mir das sagte, war ich gerade wach geworden und lag noch in meinem Bett. Einige Minuten später rief ich ihn zurück und sagte: ‚Warte, was hast du gesagt? Bayern will mich?‘ Am Anfang konnte ich es nicht wirklich glauben.“
Sarr habe gedacht, dass es nicht im Sinne von Marseille sei, dass er wechseln wolle: „Doch der Verein gab mir grünes Licht und belohnte mich für meine Professionalität und Ernsthaftigkeit der letzten Jahre. Marseille sah es als Ehre an, einen Spieler beim FC Bayern unterbringen zu können. Auch mein damaliger Trainer, André Villas-Boas, war stolz auf mich.“
Sarr: Villas-Boas war der perfekte Trainer
Zu Villas-Boas habe er ohnehin ein sehr gutes Verhältnis gehabt. „Für mich war er der perfekte Trainer“, sagte der Franzose.
„Wenn er mich auf dem Feld anschrie, schmollte ich nicht. Der Mann hätte mich sogar ohrfeigen können und ich hätte nichts gesagt. Er war eben der Chef. Villas-Boas sah, wie ich trainierte und machte mich neben Steve Mandanda und Dimitri Payet zu einem der drei Kapitäne.“
Sarr: „Habe mit zusammengebissenen Zähnen gespielt“
Nach seinem Wechsel nach München plagten den Rechtsverteidiger Knieprobleme, die seine Leistung negativ beeinflussten.
„Ich hatte die besten Voraussetzungen, als ich nach München gekommen bin. Unser Trainer Hansi Flick, sagte mir: „Du bist das Profil, dass ich gesucht habe. Ich halte dich nicht für die Zweitbesetzung, sondern für die zweite Nummer eins. Wenn du gut bist, wirst du spielen.““
Als zu Beginn der Saison 2020/21 mit Benjamin Pavard Flicks erste Wahl für die Rechtsverteidigerposition ausfiel, kam Sarr drei Mal über 90 Minuten zum Einsatz. Unter anderem durfte der in Lyon geborene Verteidiger gegen Borussia Dortmund spielen, verletzte sich aber kurz zuvor im Training.
„Was die Leute nicht wissen, ist, dass ich mit zusammengebissenen Zähnen gespielt habe. Wegen meiner Knieprobleme musste ich vor jedem Spiel entzündungshemmende Medikamente zu mir nehmen.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Auch weil der FC Bayern zu diesem Zeitpunkt keinen verfügbaren Spieler für die Rechtsverteidigerposition hatte, wollte Sarr spielen: „Ich musste trotz Schmerzen gegen Dortmund ran. Wir gewannen zwar 3:2, aber ich lieferte eine durchschnittliche Leistung ab. Als ich später nach Hause ging, fragte ich mich, wie es weitergehen soll. Ich war verletzt und mir ging es nicht gut. Wie sollte ich die restlichen Spiele spielen?“
Sarr musste Frankreich absagen
Kurz nach dem Spiel gegen den BVB stand die Länderspielpause an. Wie Sarr nun verriet, erhielt er eine Einladung von Frankreichs Trainer Didier Deschamps: „Zwei Tage nach dem Klassiker rief mich einer von Deschamps Assistenten an. Er sagte: ‚Wo bist du? Wie geht‘s dir? Du musst heute Abend zu uns kommen.‘“
Doch die Münchner Ärzte rieten Sarr ab, und so sagte er ab und musste dadurch den Traum von der Nationalmannschaft begraben.
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Sarr: Kein Transfer im Winter
Auch zu einem möglichen Wechsel hat Sarr eine klare Meinung: „Ich werde im Juni mit Bayern Bilanz ziehen.“ Ein Transfer im Januar kommt für den inzwischen senegalesischen Nationalspieler nicht in Frage. Über den bevorstehenden Afrika-Cup hofft Sarr, Spielzeit sammeln zu können und sich für Einsätze beim FC Bayern zu empfehlen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
„Ich habe das in Marseille schon einmal erlebt. Bayern ist ein Verein von großem Format, da wird weniger nachsichtig gehandelt. Von einem Spiel zum nächsten muss man sein Bestes geben. Wenn ich selbst nicht an mich glaube, tut es keiner.“
Ob Sarr das Trainerteam der Bayern um Julian Nagelsmann überzeugen kann, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.