Borussia Mönchengladbach scheint die Kurve noch rechtzeitig zu bekommen.
Wie Eberl Gladbach aus der Krise holte
Wieder ist es Max Eberl, dem dabei eine wichtige Rolle zukommt. Der Sportdirektor, mittlerweile 13 Jahre im Amt, hat die sich anbahnende Krise nach einem enttäuschenden Saisonstart, nur ein Sieg aus fünf Spielen, mit großer Ruhe moderiert - öffentlich, aber eben auch intern. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Zweifel am neuen Cheftrainer ließ er in keiner Sekunde aufkommen, im Gegenteil, Eberls Überzeugung in die Arbeit von Adi Hütter wurde von Woche zu Woche sogar noch größer.
Das ließ er auch sämtliche Mitarbeiter in Meetings und Gesprächen immer wieder spüren.
Gladbach im Derby beim 1. FC Köln gefordert
Vor allem drei Gründe, so heißt es am Trainingsgelände und in der Geschäftsstelle am Borussia-Park, seien ausschlaggebend dafür gewesen, dass der Richtungspfeil - pünktlich zum wichtigen Derby beim 1. FC Köln - wieder voll nach oben zeigt. (Bundesliga: 1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach, Samstag ab 15.30 Uhr im SPORT1-Liveticker)
Zuletzt sieben Punkte aus drei Spielen, Champions League-Rang vier im Visier, nur noch drei Punkte Rückstand. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Max Eberl ist der eine. Der Manager hat aus dem ungewollten Trainer-Wechsel (Marco Rose wechselte mithilfe eine Ausstiegsklausel zum BVB) eine große Motivation gezogen. Und damit den ganzen Verein angespornt.
Am liebsten würde er zum Saisonende vor Roses Dortmundern stehen, auf jeden Fall will er aber zeigen, dass mit dem neuen Trainer Adi Hütter kein Knick einhergeht, im Gegenteil, dass die Borussia nach Abschluss der Spielzeit sogar besser dasteht als im vergangenen Mai. Da war es Platz acht.
Eberl leitet Gladbach-Neustart ein
Als Hütter am 3. Juli zum ersten Mal den Trainingsplatz betrat, sah es auch Eberl wie einen Neustart für seine Borussia.
Das letzte Kapitel unter Rose, das letzte Halbjahr, als allen immer klarer wurde, dass er mit seinen Assistenten nach Dortmund wechseln wird, hatte an der Borussia gezerrt.
Dazu kommt, dass die Mannschaft Hütters Anforderungen nun immer besser nicht nur versteht, sondern auch auf den Platz bringen kann.
Und dass sie spürt, dass auch ihr Chef kompromissbereit und offen für Veränderungen ist.
Vertrauen in Hütter wächst
Nach der Niederlage in Augsburg (0:1), Mitte September, stellte Hütter einige Bereiche um, die Dreierkette und die daraus resultierende numerische Überlegenheit im Strafraum des Gegners hat der Borussia seitdem oft geholfen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Das Vertrauen des Trainers in seinen Kader, aber eben auch andersherum, ist mehr und mehr gewachsen.
Hütter und seine Mannschaft, dafür warb auch Eberl um Geduld, musste erst eine Einheit werden. Sind sind jetzt voll auf einer Linie.
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Gladbach setzt auf Talente
Der Weg mit den Top-Talenten, den die Mönchengladbacher gehen, ist der dritte Punkt, der sich schon jetzt immer mehr bezahlt macht.
Joe Scally ist erst 18, er stand in alle Bundesliga-Spielen in der Startelf, mal auf der linken, mal auf der rechten Seite.
Auch Luca Netz, für 2 Millionen Euro von Hertha BSC geholt, ist gerade 18 und kommt schon auf neun Bundesliga-Einsätze. Manu Koné, 20 Jahre, organisiert die Mittelfeld-Zentrale.
Borussia bald unter den Top 5
Dass die Talente Fehler machen, dass ihnen in wichtigen Situationen auch die Erfahrung fehlt - die Gladbacher Verantwortlichen nehmen es in Kauf.
Denn ihre technischen Qualitäten und ihre Schnelligkeit, auch in vielen Entscheidungen, machen das Spiel der Borussia besser.
Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis Mönchengladbach in den Top 5 angekommen ist. Die Aussetzer, die das erste Saisondrittel bestimmten, sollten jetzt weniger werden.
Samstag, beim großen Derby in Köln, haben sie gute Chancen, ihr schnelles Passspiel durch die Mitte für den sechsten Saisonsieg zu nutzen.
Tobias Holtkamp, der Autor dieses Textes, war in der Chefredaktion von Sport Bild und Chefredakteur von transfermarkt.de. Heute berät er Sportler und Marken in ihrer inhaltlichen und strategischen Ausrichtung. Für SPORT1 schreibt Holtkamp als Kolumnist die wöchentliche „Bundesliga-Kolumne“.