Marcel Sabitzer schlug die Hände über den Kopf zusammen, als er sah, wie der Kopfball von André Hahn im Netz zappelte.
Augsburg-Pleite enthüllt Bayerns Dilemma
Wenige Sekunden vor dem 2:0 der Augsburger hatte der Österreicher den Ball im Mittelfeld gegen Andi Zekiri leichtfertig vertändelt und das Unheil für die Bayern eingeleitet. Am Ende setzte es eine völlig überraschende 1:2-Niederlage für den Favoriten. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
„In Sabi steckt viel mehr, als wir aktuell sehen“, urteilte Trainer Julian Nagelsmann nach der zweiten Bundesligapleite der Saison bei DAZN über seinen Schützling. „Eigentlich war der Raum heute prädestiniert, in Leipzig hat er die Verlagerungen immer Weltklasse gemacht. Heute hat er sie, glaube ich, nicht ein einziges Mal gespielt – nur als Diagonalball, aber nicht flach.“
Die Frage, ob es ein Kopfproblem bei seinem langjährigen Schützling sei, bejahte der Trainer.
Nagelsmanns deutliche Worte Richtung Sabitzer, der seinem Mentor aus Leipzig nach München gefolgt war, lassen nur einen Schluss zu: Der Österreicher fremdelt in der neuen Umgebung noch gewaltig.
Nagelsmann kritisiert Sabitzer
Schon bei seinen sporadischen Einsätzen zuvor hatte der defensive Mittelfeldspieler nie wirklich überzeugen können – doch dieses Mal wirkten sich seine Fehler negativ auf das Ergebnis aus.
„Bei der Situation vor dem Gegentor muss er einfach nur nach vorne wegspielen, dann hätten wir eine große Überzahl gehabt – macht er dann nicht“, analysierte Nagelsmann die Szene vor dem 0:2.
Sabitzers schwache Leistung war aber nicht nur für die Niederlage im Nebel von Augsburg mitverantwortlich, sie könnte den Rekordmeister auch mittelfristig in die Bredouille bringen.
Dank ihres Sechser-Duos Leon Goretzka und Joshua Kimmich hatten die Bayern im bisherigen Saisonverlauf ihre unumstrittene Luxusversion in der Mittelfeldzentrale – die nun aber durch Corona immer mehr ins Wanken gerät.
Der ungeimpfte Kimmich musste innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal in Quarantäne und verpasste damit das Spiel in Augsburg.
Kimmich nur schwer zu ersetzen
Das Fehlen des Leaders wollte Nagelsmann allerdings nicht als Grund für die Niederlage verstanden wissen. „Wir sind Bayern München und sollten jetzt nicht auch noch den Druck auf Josh hochsetzen, dass er jetzt dafür verantwortlich ist, dass wir verloren haben“, sagte der Coach bei SPORT1. „Dafür haben wir schon auch einen Kader, der das auffängt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Nagelsmann schob aber hinterher: „Natürlich bin ich ein Trainer, der seine besten Spieler gerne dabei hat. Und Josh ist einer meiner besten Spieler und war heute nicht dabei.“ Zudem erklärte er: „Wenn ein Nationalspieler seiner Güte und Qualität fehlt, ist das immer scheiße.“
Wie wichtig Kimmich für die Nagelsmann-Truppe ist, lässt sich eindeutig belegen: Mit dem 26-Jährigen gewannen die Münchner 78 Prozent ihrer Spiele (im Schnitt 2,5 Punkte), ohne ihn nur 57 Prozent (2,0 Punkte).
Das Fehlen des Nationalspielers am 12. Spieltag könnte für den Spitzenreiter nur der Beginn eines echten Dilemmas werden, nachdem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Freitag bestätigte, dass man über eine 2G-Regel auch für Fußballprofis nachdenke.
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Die Bayern, bei denen sich angeblich auch Jamal Musiala, Serge Gnabry und Eric-Maxim Choupo-Moting bislang einer Corona-Impfung verweigerten, müssten dann auf ihre ungeimpften Stars verzichten. Wie die BamS schrieb, reagierten die FCB-Bosse bereits mit Gehaltskürzungen auf die Impfverweigerer.
Salihamidzic: „Das ist keine Fußball-Diskussion mehr“
Nagelsmann wollte aus Kimmichs Fehlen erst einmal keine größere Sache machen. „In dem Fall ist es Corona, aber es kann auch eine Muskelverletzung sein und dann können wir auch nicht sagen: Zwei Tage vorher fällt ein Spieler aus und wir fallen aus allen Wolken“, sagte der Coach zu SPORT1. „Das gehört zum Profisport dazu und ist sicherlich nicht der Grund, warum wir heute verloren haben.“
Auch Thomas Müller suchte nach dem schwachen Auftritt beim FCA die Fehler woanders.
„Der Corona-Wirbel wird sicherlich auf der Agenda oben stehen, weil er das aktuell in ganz Deutschland tut“, sagte er. Die Niederlage damit in Verbindung zu bringen, „diese Ausrede oder was man auch immer dazu sagen will, nehmen wir aber nicht an.“
Und dennoch: Die Pandemie könnte den lange Zeit fast unbezwingbar erscheinenden Rekordmeister künftig mehr als andere Mannschaften zusetzen.
„Die Politiker werden entscheiden und wir werden das dann akzeptieren und es genauso machen, wie entschieden wird, hatte Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic vor dem Spiel bei DAZN erklärt. „Wir alle müssen die Gesetze in diesem Land akzeptieren. Das ist keine Fußball-Diskussion mehr.“