Die Impfdebatte im Profi-Fußball ist weiter das vorherrschende Thema bei den Fußball-Fans und Experten.
Heldt: „Kimmich muss mit Konsequenzen rechnen“
Nach einem Bericht der Bild am Sonntag soll den ungeimpften Profis des FC Bayern München um Joshua Kimmich das Gehalt für die Zeit der Quarantäne gekürzt werden. Kimmich fehlte bei der 1:2-Niederlage beim FC Augsburg, da er als ungeimpfte Kontaktperson eines positiv Getesteten in Quarantäne musste.
SPORT1 weiß: Den Spielern wurde gesagt, dass es sein könne, dass das Gehalt einbehalten werde. Der mögliche Lohnentzug wird bei den Bossen intern seit Tagen heftig diskutiert. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Heldt sieht Kimmich im „Dilemma“
Doch bringt so eine Maßnahme wirklich etwas, um die Profis zum Impfen zu bewegen? „Kimmich hat genug Geld, es geht aber darum, dass die Bosse Druck aufbauen“, erklärte Neven Subotic im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
Der ehemalige Profi des BVB und von Union Berlin meinte, dass es für Kimmich natürlich jetzt auch um sein Image gehe, ob er nun aufgrund des Geldes seine Meinung zum Thema Impfen ändere. „Die Gründe, die er genannt hat, könnten in einem Gespräch auch widerlegt werden. Ich hoffe, dass er den Schritt wagt, denn er hat eine gewisse Verantwortung“, sagte Subotic. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Für Horst Heldt befindet sich Kimmich in keiner einfachen Situation. „Ich glaube, dass Joshua im Dilemma ist. Ich bin mir sicher, dass es schon genug Gespräche ums Impfen gegeben hat“, sagte der ehemalige Geschäftsführer des 1. FC Köln. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Heldt appellierte: „Ich glaube, dass jeder, der in der Öffentlichkeit steht, seiner Verantwortung gerecht werden sollte und sich impfen lassen sollten. Wir haben eine schlechte Impfquote und viele könnten sich an Joshua ein Beispiel nehmen.“
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Effenberg bezweifelt Wirkung von Gehaltskürzung
Neben den möglichen Gehaltskürzungen steht aktuell auch ein Spielverbot für Ungeimpfte im Raum, nachdem die Ministerpräsidenten der Bundesländer sich darauf geeinigt hatten, 2G auch für Profisportler umsetzen und prüfen zu wollen.
„Wenn er es nicht macht, dann muss er mit den Konsequenzen rechnen. Das hat er zu akzeptieren“, wurde Heldt deutlich und ergänzte: „Es ist schade, wenn man seinen Beruf nicht ausüben kann.“
„Es ist ja nicht nur Kimmich, wir beziehen uns zu sehr auf ihn. Die Spieler, die nicht geimpft sind, müssen mit allen Konsequenzen leben“, erklärte Stefan Effenberg. Für den SPORT1-Experten ist es mit einer Reduzierung der Bezüge allerdings nicht getan. „Die Gehaltskürzung ist die erste Konsequenz, doch was kommt danach? Sie könnten auch vom Trainings- und Spielbetrieb gestrichen werden.“
Effenberg fordert Zeichen vom FC Bayern
Er stellte zudem in Frage, ob eine Gehaltskürzung Spieler wirklich zum Impfen bewegen kann. „Du kannst die Spieler eher packen, wenn du sie vom Trainings- oder Spielbetrieb ausschließt. Da packst du sie viel mehr als mit Gehaltsausfall.“
Er forderte zudem eine klare Kommunikation des Rekordmeisters: „Die Bayern müssen sich äußern, wie sie jetzt mit ungeimpften Spielern umgehen. Das ist wichtig, dass man dieses Zeichen als einer der bekanntesten Vereine auf der Welt setzt.“
Christoph Schickhardt, Rechtsanwalt und Spezialist für Sportrecht, betonte im STAHLWERK Doppelpass: „Der Profi ist ein Arbeitnehmer wie alle anderen, für den das gleiche Recht gilt.“
Schickhardt erklärt Sachlage
Er ergänzte: „Es gibt zwei Fälle zu unterscheiden: Wenn ich Covid-19 habe, dann bin ich krank. Dann bekomme ich Lohnfortzahlung. Wenn ich aber in Quarantäne komme, da ich nicht geimpft bin, dann kann ich auch nicht arbeiten. Dann bekomme ich aber kein Geld, weil ich nicht krank bin. Das gilt für jeden Arbeitnehmer.“
Eine diskutierte Impflicht liege allerdings nicht in der Verantwortung der Vereine, sondern in der der Politik, betonte Heldt. „Unsere Nachbarn in Österreich haben sich klar für eine Impfpflicht entschieden. Hier in Deutschland wird diskutiert. Als Arbeitgeber versucht der FC Bayern seine Möglichkeiten auszuloten.“
Es sei möglich, das Gehalt zu kürzen, sagte er, betonte allerdings auch: „Sie können nicht einfach sagen, dass die Spieler nicht am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen dürfen - das ist nicht rechtens. Man kann nicht sagen: Jetzt schmeißt die mal raus.“