Es waren nur drei Zeilen, die der FC Bayern München am Sonntagmittag veröffentlichte, doch thematisch passender konnte die Nachricht kaum sein.
Die Corona-Farce des FC Bayern
Der Rekordmeister teilte mit, dass sich Serge Gnabry, Eric Maxim Choupo-Moting, Jamal Musiala und Michael Cuisance in Quarantäne begeben müssen. Sie hätten Kontakt zu einer Person in unmittelbarem Umfeld der Münchner gehabt, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Neben Joshua Kimmich sollen genau diese besagten vier Profis ungeimpft und genau aus diesem Grund vor wenigen Tagen zu den Bayern-Bossen zitiert worden sein.
Quarantäne-Profis fehlen mindestens gegen Kiew
Laut Bild am Sonntag will der Bundesliga-Primus den ungeimpften Profis im Falle einer Quarantäne das Gehalt kürzen. SPORT1 kann bestätigen, dass es Gespräche mit den ungeimpften Spielern vor dem Wochenende gegeben hat. (KOMMENTAR: Man kann den Bayern-Bossen nur gratulieren)
Den Spielern wurde nach SPORT1-Informationen gesagt, dass es sein könne, dass das Gehalt einbehalten werde. Der mögliche Lohnentzug wird bei den Bossen intern seit Tagen heftig diskutiert. Dem BR zufolge erwägen die betroffenen Spieler rechtliche Schritte einzuleiten.
Die eigentliche Problematik ist aber: Alle vier Spieler werden wie Kimmich mindestens für das Champions-League-Spiel am Dienstagabend bei Dynamo Kiew fehlen. Kimmich befindet sich bereits seit einigen Tagen in Quarantäne, fehlte bereits am Freitag bei der 1:2-Niederlage beim FC Augsburg. Auch für das Spiel am kommenden Wochenende gegen Arminia Bielefeld könnte es eng werden für die Akteure.
Besonders bitter: Bis auf Cuisance ist es für Kimmich & Co. bereits die zweite Quarantäne in kürzester Zeit, schon nach dem Corona-Fall um den doppelt geimpften Niklas Süle mussten sie sich als Kontaktpersonen isolieren.
Sie fehlen also nicht nur im Trainingsbetrieb und erschweren Julian Nagelsmann somit einen optimalen Ablauf der Einheiten, sie verhindern zusätzlich, dass der Trainer in den anstrengenden Wochen Belastungssteuerung nach Wunsch betreiben kann. Gegen Kiew hätte der Bayern-Coach einigen Spielern eine Pause geben können, da sein Team bereits sicher im Achtelfinale steht. Nun ist seine Möglichkeit der Rotation arg limitiert.
Rummenigge: Thema „nervt“ den ganzen Verein
Auch Karl-Heinz Rummenigge äußerte sich am Sonntag zur Thematik. Die Impfdebatte sei „ein Thema, das den ganzen Verein nervt. Alle haben versucht, dieses Thema Nicht-Impfen irgendwie zu bereinigen oder da eine Lösung zu finden, das ist uns nicht geglückt bis dato. Vielleicht gelingt es jetzt“, sagte der ehemalige Vorstandsboss bei Sky 90.
Auch bei Nagelsmann selbst dürfte sich die Laune aktuell in Grenzen halten. Seit Wochen steht beim Rekordmeister das Thema Impfung im Fokus, der 34-Jährige muss gefühlt mehr Fragen zum Impfstatus seiner Spieler als zum Fußball, den sein Team spielt, beantworten.
„Wir sind Bayern München und sollten jetzt nicht auch noch den Druck auf Josh hochsetzen, dass er jetzt dafür verantwortlich ist, dass wir verloren haben“, sagte der Coach nach der Partie in Augsburg bei SPORT1. Dafür hätten sie schon einen Kader, der das auffange. Allerdings betonte Nagelsmann auch: „Wenn ein Nationalspieler seiner Güte und Qualität fehlt, ist das immer scheiße.“
Die betroffenen Spieler reagierten auf das jetzige Vorgehen der Bayern-Verantwortlichen nach SPORT1-Informationen mit Unverständnis.
Die finanziellen Sanktionen wären nicht unerheblich. Für Top-Verdiener Kimmich bei einem kolportierten Jahresgehalt von 20 Millionen Euro (inklusive Prämien) könnten damit Einbußen von 768.000 Euro einhergehen, hieß es.
Effenberg: Müller-Aussagen „klar in Richtung Kimmich & Co.“
Auch in der restlichen Mannschaft dürfte die Impfthematik diskutiert werden. Schließlich müssen es auch die Teamkollegen ausbaden, wenn die ungeimpften Spieler aufgrund von Quarantäne ausfallen. „Es ist ein schmaler Grat, eine ethische, eine moralische Diskussion. Ich bin Impf-Freund! Und ich hoffe, dass sich die Spieler, die jetzt noch nicht geimpft sind, das noch anders überlegen und sich ein Herz fassen“, meinte Thomas Müller nach dem Bekanntwerden des Impfstatus von Kimmich. Er ergänzte: „Von meinem Wissensstand her ist die Impfung dafür die beste Möglichkeit.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
„Das ging klar in Richtung Kimmich und Co.“, deutete Stefan Effenberg die Müller-Aussagen im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1. Es sei aber nicht Müllers Aufgabe, Mitspieler zu einer Impfung zu bewegen. „Der Klub muss sagen, dass die nicht geimpften Spieler nicht am Trainings- und Spielbetrieb teilnehmen können. Das wird wahrscheinlich kommen und das ist der richtige Schritt“, sagte der SPORT1-Experte.
Rummenigge sieht das anders. „Man kann nicht von Kahn verlangen, Kimmich zu Hause zu lassen und auszugliedern“, sagte er bei Sky. Er fügte an: „Wenn ein Fußballer wie er Bedenken hat, sich zu impfen, dann liegt es auch an den verantwortlichen Politikern und Wissenschaftlern, diese Bedenken auszuräumen. Diese teilen immerhin 32 Prozent in unserem Land.“
2G-Regelung der Politik als Lösung?
Auf jeden Fall bringen die Diskussionen Unruhe ins Team. Und sie überschatten den starken Saisonstart, denn das Team unter Nagelsmann hingelegt hatte. Nach der Niederlage in Augsburg ist der Vorsprung auf Verfolger BVB in der Bundesliga auf einen Zähler geschmolzen, im DFB-Pokal ist nach dem desolaten 0:5 in der zweiten Runde bei Borussia Mönchengladbach bereits Feierabend.
„Bayern muss aber aufpassen. Es war die zweite Niederlage, so viele sollten sich nicht mehr erlauben“, mahnte Effenberg im Doppelpass. Jetzt sei es noch eine Phase, wo man durchwachsene Leistungen kaschieren könne. „In den K.o.-Spielen geht das nicht mehr.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Die Politik plant aktuell, dass auch Profisportler künftig der 2G-Regelung unterliegen. Darauf einigten sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer in der vergangenen Woche. Allerdings muss die Umsetzung dieses Vorhabens erst noch geprüft werden. Ob und wann diese Regelung greifen wird, kann wohl kaum jemand abschätzen.
Falls 2G für Fußballer wirklich kommen sollte, hätte die Diskussion in München wohl schlagartig ein Ende. Bis dahin dürfte die Impfthematik weiter vorherrschendes Thema an der Säbener Straße sein. Zum Leidwesen aller Bayern-Akteure.