Einmal im Kader, elf Minuten in der Bundesliga und weitere 13 Minuten im DFB-Pokal. Ilker Bravo durfte bei Bayer Leverkusen mit erst 16 Jahren bereits intensiv bei den Profis mitwirken und erste Minuten schnuppern. Einen ähnlichen Werdegang hat sich Fabio Blanco bei Eintracht Frankfurt erhofft. Der erst 17 Jahre alte Spanier blickt wehmütig in Richtung Leverkusen, wo Landsmann Bravo ganz oben mitwirken darf.(NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Toptalent Blanco in Frankfurt vor Abflug?
Glasner will Blanco in U19 schicken – Blanco pocht auf Vertrag
Bei Blanco hingegen geht die Entwicklung in eine ganz andere Richtung. Eintracht-Trainer Oliver Glasner erklärte: „Es ist ein kompliziertes Thema. Fakt ist: Fabio ist aus meiner Sicht momentan nicht in der Verfassung, dass er der Mannschaft helfen kann. Deshalb steht er auch nicht im Kader.“
Die sportliche Leitung habe ihm aufgezeigt, dass in der aktuellen Situation mit vielen englischen Wochen und wenig Trainingseinheiten ein regelmäßiger Aufenthalt in der U-19-Bundesliga sinnvoller wäre.
Damit zeigten sich Blanco und dessen Umfeld allerdings nicht einverstanden. Das Top-Talent kann sich dabei auf seinen Zwei-Jahres-Vertrag beziehen, der nach SPORT1-Informationen ausschließlich für die erste Mannschaft Gültigkeit hat. Wie SPORT1 aus dem Umfeld des Spielers erfahren hat, soll ihm Glasner zuletzt lautstark vor der Mannschaft zurechtgewiesen und in den Kraftraum verwiesen haben.
Die Worte des Trainers lassen tief blicken: „Er hat mir gesagt, dass er nicht in die U19 gehen will, deswegen ist die Lage verzwickt. Es reicht momentan aber nicht für Einsätze.“(DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
FC Barcelona streckt die Fühler aus
Alles andere, so Glasner weiter, „müssen der Klub, Fabio und sein Berater besprechen“. Die Eintracht verpasst offenbar eine große Chance, der Verlust eines auf europäischer Ebene begehrten Talents im Winter wäre ein schlechtes Zeichen.
Der FC Barcelona hat nach SPORT1-Informationen vor einigen Wochen offiziell angefragt, Geschäftsführer Mateu Alemany kennt ihn noch aus gemeinsamen Zeiten beim FC Valencia.
Bei der spanischen U18-Nationalmannschaft glänzte Blanco zuletzt und stellte Anfang September sogar Gavi (elf Ligaeinsätze für FC Barcelona) oder Alvaro Bastida (vier Ligaeinsätze für Cadiz) mit zwei herausragenden Vorlagen in den Schatten.
Ben Manga, Direktor Profifußball, hatte lange um den offensiven Flügelspieler gekämpft und sich dabei gegen europäische Topmannschaften Juventus Turin, Olympique Marseille oder Barcelona behauptet. Die rechte Seite ist schon seit Jahren eine Problemzone bei der Eintracht. Der Plan, diesen Flügel mit der ablösefreien Verpflichtung von Blanco zu schließen, schlug fehl.
Krösche will Blanco behutsam heranführen
Einerseits ist eine geduldige Heranführung eines jungen Spielers der richtige Weg. Aufbauen, motivieren, integrieren – das alles gehört dazu. Doch Blanco hatte es von Beginn an schwer unter Glasner. Während der Trainingsspiele lief er Runden und übte individuell, wochenlang war der Lockenkopf nur Zuschauer.
Ein Platz auf der Bank? Erste Minuten auf dem Feld? Fehlanzeige. Blanco spielt keine Rolle und wird es auch – so sind Glasners Worte zu deuten – so schnell nicht tun.(DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Sportvorstand Markus Krösche sagte zuletzt zwar bei Bild: „Er hat sich super weiterentwickelt. Er ist ein junger Spieler, der auf die Bundesliga richtig vorbereitet werden muss. Wir wollen Fabio behutsam heranführen.“
Doch die Geduld bei Blanco und seiner Familie ist aufgebraucht. Neben der fehlenden Perspektive auf Einsätze ist der Ärger darüber, dass er von der Nicht-Nominierung für die Europa League aus den Zeitungen erfuhr, ein weiterer Faktor.
Zeichen stehen auf Trennung
Die Zeichen stehen daher auf schnelle Trennung, nach den Ereignissen der vergangenen Wochen hält ihn derzeit nichts mehr in Frankfurt. Die Außenwirkung wäre, was die Verantwortlichen in Frankfurt wissen, als echter Rückschlag bei der Suche nach neuen Perlen zu werten.
Vorstandssprecher Axel Hellmann sagte im Sommer noch: „Die Verpflichtung von Fabio Blanco zeigt den gewachsenen Stellenwert von Eintracht Frankfurt.“
Allerdings haben Glasner und Blanco zu keinem Zeitpunkt zueinander gefunden, was der Eintracht höchstwahrscheinlich einen schmerzhaften Verlust beschert.