In der Bundesligageschichte gab es bisher sechs zweistellige Ergebnisse. Auffällig: bei allen Spielen war eine Borussia dabei, viermal die Gladbacher, dreimal die Dortmunder (1978 spielten sie beim 12:0 der Gladbacher gegeneinander), einmal Neunkirchen (1967 beim 0:10 in Gladbach).
Eine geschichtsträchtige BVB-Halbzeit
Alle Spiele hatten natürlich einen klaren Sieger und Verlierer, der Spielverlauf war fast immer total einseitig. Nur einmal nicht, ein Spiel war trotz allem spannend. Zumindest eine Halbzeit lang – bis das Unwetter über den Gast hereinbrach.
Die Rede ist von Arminia Bielefeld, die am 6. November 1982 in Dortmund mit 1:11 unterging und dabei zehn Treffer nach der Pause kassierte – ein Bundesligarekord bis heute, sowohl für einen Verein wie für eine Halbzeit.
Feldkamp: Haben nicht mal berauschend gespielt
Noch immer versteht niemand, wie es dazu kommen konnte. Beide Trainer, Karlheinz Feldkamp (damals BVB) und Horst Köppel, versicherten noch Jahrzehnte später, dass in der Pause nichts Besonderes passiert sei.
Köppel: „Ich sagte, dass wir hier gewinnen können. Wir hatten mehr vom Spiel.“ Feldkamp spielte das Ereignis gern etwas herunter: „Wir haben nicht mal berauschend gespielt, es war halt nur jeder Schuss ein Treffer.“
In der Tat: Als Köppel wieder auf der Bank saß, stand es schon 3:1. Manfred Burgsmüller, dem fünf Tore gelangen, und Rüdiger Abramczik hatten binnen 86 Sekunden getroffen.
„Hoffentlich ist bald Feierabend“
Arminias finnischer Torwart Olli Isoaho beichtete in der Bild, die ihm am Montag Platz für eine Kolumne freiräumte: „Als es 3:1 stand, dachte ich: Hoffentlich ist bald Feierabend. Ich war der einsamste Mensch im Stadion.“ Dort begannen die 34.000 mit den Füßen zu trampeln. Bernd Klotz, Dortmunds besonders torhungriger Stürmer, hört es wohl heute noch:
„Und dann begannen sie zu rufen: nur noch sechs, nur noch fünf“. Er schoss nach seiner Einwechslung drei Tore. Es war eben ein Tag, an dem den einen alles gelang - und den anderen nichts. Köppel: „Das Problem war, dass wir immer weiter nach vorne rannten, auch Tore machen wollten. Uns fehlten erfahrene Spieler, die auf die Bremse traten.“
Kapitän Ewald Lienen war an Grippe erkrankt, Abwehrchef Horst Wohlers war gesperrt. Nach dem 8:1 jagte Köppel vor dem Anstoß seinen Assistenten Gerd Roggensack auf den Platz. Er sollte die Anweisung, endlich dichtzumachen, weitergeben. Ohne Erfolg. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
„Irgendwann fingen die Bielefelder an zu lachen“
Köppel: „Wir sind ja gar nicht mehr an die Mannschaft herangekommen.“ Während Präsident Jörg Auf der Heyde (1986 verstorben) bittere Tränen vergoss, geisterte durch die Reihen der Arminen der Fatalismus.
Dortmunds Rolf Rüssmann, 2009 verstorben, erinnerte sich: „Irgendwann fingen die Bielefelder an zu lachen, zum Beispiel der Kalle Geils. Die konnten das alles gar nicht glauben.“ Armine Dirk Hupe gestand der Welt: „Wir waren im Prinzip lustig aufgelegt.“
Vielleicht haben sie später im Bus sogar das Fässchen Bier geleert, das Trainer Köppel überreicht wurde. Das hätte eigentlich der Sieger beim Ergebnistipp der Journalisten erhalten sollen, doch den gab es diesmal nicht.