Der Herzschmerz nach dem Abschied aus dem alten Schwarzwaldstadion ist ein wenig verarbeitet, die Tränen von Christian Streich getrocknet. Beim Trainer des SC Freiburg macht sich Vorfreude breit, Streichs Augen leuchten, wenn er vom neuen Europa-Park Stadion spricht.
Stadionumzug: Fluch oder Segen?
„Die Fantribüne ist steil und imposant. Dann gibt es eine offene, luftdurchlässige Ebene zwischen dem Oberrang und dem Unterrang, dadurch wirkt die Architektur nicht so möbelhausmäßig“, sagte der Trainer zuletzt bei Sky.
Nicht austauschbar, sondern mit einer eigenen Note – so ist das neue Schmuckkästchen. Deshalb passt es gut zum Sport-Club. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Die Freiburger sind hervorragend in die Saison gestartet. Nach sieben Spieltagen liegen sie auf Platz vier, nur einen Punkt hinter Spitzenreiter FC Bayern. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Und nun dürfen sich die Freiburger auch noch auf Heimspiele im neuen Stadion freuen. Am heutigen Donnerstag (ab 17.45 Uhr LIVE im TV und STREAM auf SPORT1) wird der Fußball-Tempel nach knapp drei Jahren Bauzeit offiziell mit dem Spiel gegen den Zweitligisten FC St. Pauli eröffnet. Am 16. Oktober findet das erste Bundesliga-Heimspiel gegen RB Leipzig statt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Während das alte Dreisam- bzw. Schwarzwaldstadion 24.000 Zuschauer fasste, bietet das Europa-Park Stadion 34.700 Anhängern Platz.
Wird der Umzug den Freiburgern einen zusätzlichen Push geben und sich der Klub sogar in Deutschlands Spitze etablieren können? (Kolumne: Die größtmögliche Ohrfeige für die Großklubs)
Nicht unbedingt. Ein Blick zurück bis zur Jahrtausendwende zeigt: Der Umzug in ein neues Stadion war für manchen Bundesligisten durchaus mit Problemen behaftet.
Mainz nach Umzug mit Negativrekord
Der FSV Mainz etwa war im Sommer 2011 vom Bruchwegstadion in die Coface Arena umgezogen.
Das Debüt dort unter Trainer Thomas Tuchel gewann der FSV zwar 2:0 gegen Bayer Leverkusen.
Im Anschluss setzte es allerdings fünf Heimniederlagen in Folge – Mainzer Negativrekord!
Auch Hoffenheim tat sich schwer
Auch Hoffenheim hatte in der ersten Zeit in der Rhein-Neckar-Arena seine Probleme. 2008 musste die TSG nach dem Aufstieg in die Bundesliga zunächst nach Mannheim ausweichen, trumpfte dort groß auf (sieben Siege, zwei Remis, keine Niederlage) und wurde als Erstliga-Neuling unter Ralf Rangnick sogar Herbstmeister.
In der Rückrunde rutschte Hoffenheim aber noch auf Rang sieben ab – auch wegen der schwachen Heimbilanz (nur zwei Siege in acht Spielen) in der neuen Heimstätte in Sinsheim.
Wolfsburg: Erst Probleme, dann Meister
Gar nicht gut verlief die Premiere des VfL Wolfsburg mitten in der Saison in der Volkswagen Arena. Im Dezember 2002 verloren die „Wölfe“ 1:2 gegen den VfB Stuttgart. Auch das zweite Spiel ging verloren und nur wenige Monate nach dem Umzug wurde der langjährige Trainer Wolfgang Wolf durch Jürgen Röber ersetzt.
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Immerhin: 2009 wurde Wolfsburg sensationell Deutscher Meister – und das auch wegen der überragenden Heimbilanz: Zuhause holte die Mannschaft von Felix Magath 49 der 51 möglichen Punkte. Nie hatte eine Mannschaft eine bessere Heimbilanz.
Gladbach: Fast Abstieg nach Umzug
Auch Borussia Mönchengladbach tat sich nach dem Umzug 2004 in den Borussia-Park schwer.
Das Debüt verloren die Gladbacher gegen den BVB.
Um ein Haar wären die Borussen sogar abgestiegen – aber vornehmlich wegen der verheerenden Auswärtsbilanz.
Augsburg startete durch
Viel bessere Erinnerungen an den Umzug hat der FC Augsburg.
In der ersten Saison 2009/10 verloren die Augsburger nur ein Heimspiel, im zweiten Jahr folgte der Aufstieg in die Bundesliga.
Und der FC Bayern? Für den hat der Umzug 2005 sportlich kaum einen Unterschied gemacht.
Bayern: So oder so erfolgreich
Die Bayern knüpften mit fünf Heimsiegen in Folge in der Allianz Arena gleich an die Bilanz aus dem Olympiastadion an. Auch die Statistik der gesamten ersten Saison nach dem Umzug im Vergleich zur letzten Spielzeit im Olympiastadion weist die exakt gleichen Werte auf: 14 Siege, zwei Remis, eine Niederlage.
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Allerdings gestaltet sich die Ära in der Allianz Arena titelreicher: Zwölf der 16 möglichen Meisterschaften stehen acht Titel aus den letzten 16 Jahren im Olympiastadion gegenüber.
Der SC Freiburg hätte sicher nichts gegen einen ähnlich positiven Effekt einzuwenden.