Robert Lewandowski, der Mann mit der eingebauten Torgarantie, schien beim FC Bayern nie ganz am Ziel seiner Träume zu sein.
Lewandowskis besonderes Bekenntnis
Vor allem der Lockruf aus Madrid ertönte immer wieder - und Lewandowski tat den Münchnern nicht den Gefallen, die aufkommenden Gerüchte zu dementieren. Er blieb stattdessen meistens vage und ließ sich nicht zu festen Treuebekenntnissen hinreißen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Angestachelt durch seine Berater, hatte der polnische Superknipser permanent einen Fuß in der Tür und es schien klar, dass er sich seinen vermeintlichen Lebenstraum eines Tages erfüllen würde.
Mit dem Wechsel 2018 zum gewieften Pini Zahavi wurde diese Taktik noch verfeinert. Der später im Doppelpass von Uli Hoeneß gebrandmarkte Agent (“Geldgieriger Piranha“) streute regelmäßig Gerüchte in diese Richtung und tat dies so geschickt, dass sein Klient zum Bestverdiener im Münchner Starensemble aufstieg.
Zahavi heizt die Spekulationen an
Ein möglicher Wechsel zu einem anderen europäischen Top-Klub wurde 2019 erneut verschoben, als Lewandowski seinen Vertrag in München bis 2023 verlängerte. Dies führte aber nur kurz dazu, dass die Gerüchte abkühlten.
Dafür sorgte schon Zahavi, der sich auch in der Premier League nach einem scheinbar passenden Klub für seinen Klienten umschaute. Indes: Mehr als großen Schlagzeilen in englischen und spanischen Sportzeitungen waren nicht die Folge.
Mit den Jahren wurden die Gerüchte zwar etwas weniger, aber sie verhallten nie ganz.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war es sogar Lewandowskis Ehefrau Anna, die den Gerüchten mal wieder ein bisschen Nahrung gab.
„Denken Sie, ihr Mann möchte einmal hier in Spanien spielen?“, wurde die Mutter zweier Kinder am Rande der EM 2021 bei El Chiringuito gefragt. „Wir werden sehen, vielleicht“, entgegnete sie. „Ich weiß es nicht. Aber wir mögen diese Liga.“
„Ich muss mich nicht in einer anderen Liga beweisen“
Robert Lewandowski aber blieb in München, natürlich auch dieses Mal.
Womöglich war dies das letzte Zucken im Hause Lewandowski, doch noch einen Wechsel vor dem Karriereende zu forcieren - denn am Dienstag geschah etwas Unerwartetes.
Nach der Preisverleihung zum Goldenen Schuh, der Auszeichnung zum besten Torjäger Europas in der vergangenen Spielzeit, versuchte Lewandowski, einen Schlussstrich unter alle Spekulationen zu setzen, so deutlich wie in seinen sieben Bayern-Jahren nicht. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
„Ich muss mich nicht in einer anderen Liga beweisen“, sagte der 33-Jährige. „Ich kann mich in der Champions League mit den Besten aus anderen Ligen messen. Ich bin zu 100 Prozent auf Bayern München fokussiert, ich denke an nichts anderes als an meine Mannschaft.“
Dass er sich in der Vergangenheit tatsächlich mit den Königlichen getroffen hatte, wollte er nicht verleugnen: „Natürlich haben Florentino Pérez und ich uns bei einigen Gelegenheiten gesehen, eine davon war nach einem Spiel gegen Real.“ Details wolle er aber nicht verraten.
Haaland hat keinen Platz neben Lewandowski
Was bedeutet das späte Treuebekenntnis des Stürmers, dem es in der vergangenen Saison gelungen war, den Uralt-Rekord von Gerd Müller zu brechen?
Schon vorher war klar, dass die Bayern ihren Vorzeigeprofi unter keinen Umständen vor Ablauf seines bis 2023 laufenden Vertrages abgeben würden, selbst wenn sie damit auf eine Ablöse verzichten würden. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Spekulationen, die Bayern seien an Erling Haaland interessiert, verstummten also nicht nur durch das astronomische Gehalt, das der BVB-Stürmer künftig einstreichen würde - sondern auch, weil Haaland schlicht keinen Platz neben Lewandowski hätte.
Bereits im Juli hatte Präsident Herbert Hainer dies klar gemacht: „Aktuell schauen wir uns nicht nach einem Nachfolger um, da Robert definitiv noch zwei Jahre für uns spielen wird. Danach können wir uns mit einem Nachfolger beschäftigen..“
„Ich habe die besten Werte, die ich je hatte“
Ob sich die Münchner tatsächlich im Sommer 2023 mit einem Nachfolger für ihren Top-Torjäger beschäftigen werden, ist allerdings noch längst nicht ausgemacht.
„Ich fühle mich sehr gut, habe die besten Werte, die ich je hatte“, sagte der Stürmer nach der Preisverleihung im Bayern-Museum. „Ich weiß, dass ich mit meinem Körper noch Jahre auf Top-Niveau spielen kann. Ich bin wie guter Wein und hoffe, dass ich noch besser werde.“
Und der jungen Generation um Haaland rief er zu: „Ich bin immer noch da - und ich werde noch lange hier sein!“
Fast 35 Jahre alt wird Lewandowski im Sommer 2023 sein. Gut möglich also, dass die Bayern ihren kostbaren Wein noch ein bisschen länger lagern.