0:1 verloren, ein Platzverweis und ein gellendes Pfeifkonzert für den Trainer: Die Reise nach Mönchengladbach hat sich für Borussia Dortmund nicht wirklich rentiert.
Rose: So erlebte ich die Pfiffe
Der BVB musste sich im Borussen-Duell am Samstagabend den zuletzt kriselnden Gladbachern geschlagen geben. Dabei wurde Dortmunds Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud von Schiedsrichter Aytekin nach einer abwertenden Geste mit Gelb-Rot vom Platz gestellt.
Vor dem Anpfiff war BVB-Coach Marco Rose, von 2019 bis 2021 Fohlen-Trainer, von Anhängern seines Ex-Klubs beleidigt und ausgepfiffen worden. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Wie hat der 45-Jährige den Empfang wahrgenommen? Das erklärte Rose im Interview nach der Partie. Zudem sprach er über den Platzverweis für Dahoud sowie das Fehlen von Erling Haaland.
Beeindruckende BVB-Serie endet
Frage: Eine Serie geht für den BVB zu Ende: In 56 Spielen am Stück hat Dortmund zuvor getroffen. Heute ausgerechnet gegen Gladbach nicht. Warum?
Marco Rose: Mit dem Abschlusstraining gestern ist relativ viel auf uns eingeprasselt. Unser Kapitän hat sich verletzt, zudem Erling. Wir haben noch viel probiert mit Erling, es ging aber nicht. Wir haben uns dann für eine Dreierkette entschieden und hatten auch anfangs die Kontrolle. Wir haben in der Folge aber viel zu wenig Druck aufs gegnerische Tor bekommen. Es lag aber nicht nur an den Jungs da vorne, oder an Mouki (Youssoufa Moukoko, Anm. d. Red.). Die Spielaktivität und die tiefen Läufe haben gefehlt. Davon hatten wir zu wenig. Wir wollten eigentlich nach der Pause reagieren, haben deshalb umgestellt. Das alles hatte sich aber mit der Gelb-Roten Karte in Luft aufgelöst.
Frage: Sie sprechen die Gelb-Rote Karte von Mahmoud Dahoud an. Haben Sie bereits mit ihm darüber gesprochen?
Rose: Nein, noch nicht. Wir werden das aber aufarbeiten. Mo hat die Gelb-Rote fürs Abwinken in Richtung des Schiris bekommen. Das ist kein gutes Zeichen von ihm. Mir würde es auch nicht gefallen, wenn ein Spieler im Training abwinkt, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe. Der Schiri hat Recht. Trotzdem finde ich, dass sich Mo zuvor nicht viel zu Schulden kommen ließ. In der Summe gibt es 15 Gelb-Rote von der Sorte an einem Bundesliga-Wochenende. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Rose sieht fehlende Linie bei Aytekin
Frage: Also doch Kritik an Schiri Aytekin?
Rose: Ich muss die Gelb-Rote akzeptieren. Der Grundgedanke ist ja auch richtig. Dann müssen wir aber bitte eine Linie finden, die für alle gilt. Insgesamt müssen wir aber alle schauen, dass wir respektvoll miteinander auf dem Platz umgehen. Wir, auch ich als Trainer, dürfen nicht so viel gestikulieren. Trotzdem hätte ich mir etwas mehr Fingerspitzengefühl gewünscht.
Frage: Hat das Spiel heute gezeigt, dass der BVB ohne Erling Haaland nur die Hälfte wert ist?
Rose: Erling ist ein wichtiger Spieler, keine Frage. Jeder Verein hat einen Schlüsselspieler. In Bayern ist das Lewandowski, in Gladbach Stindl. Aber nicht nur Erling, auch unser Kapitän, der herausragend drauf ist, hat uns mit seiner enormen Präsenz gefehlt. Ohne die beiden haben wir zu wenig nach vorne entwickelt. Moukoko ist erst 16 Jahre jung. Alle feiern ihn, alle jubeln - und das völlig zu Recht, weil der Junge richtig gut ist. Er braucht aber auch Raum und Zeit, um sich zu entwickeln. Wir können keine Wunderdinge von ihm erwarten. Klar ist: Wir müssen hier und da immer mal ohne Erling auskommen. Und trotzdem müssen wir es schaffen, ohne ihn Spiele zu gewinnen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Gladbach-Rückkehr? „Mein Herz ging bei vielen Begegnungen heute auf“
Frage: Sie wurden heute bei Ihrer Rückkehr von den Gladbach-Fans wüst beschimpft und ausgepfiffen. Wie fühlte sich das an?
Rose: Ich möchte gar nicht groß darüber reden. Ich habe heute viele Leute getroffen, auf die ich mich gefreut habe. Mein Herz ging bei vielen Begegnungen heute auf. Ich war gerade eben in der Gladbacher Kabine und habe viele tolle Menschen gesehen. Ich hatte hier zweieinhalb wunderbare Jahre, habe mich mit Gladbach im ersten Jahr für die Champions League qualifiziert und danach das Achtelfinale erreicht. Ich habe mich persönlich für einen anderen Weg entschieden.
Frage: Ungewöhnlich: Sie waren heute länger in der Kabine und haben sich erst mit Anpfiff gezeigt. Was haben Sie zuvor gemacht?
Rose: Vorm Spiel?
Frage: Ja.
Rose: Ich bin immer in der Kabine. Auch gegen Union.
Frage: Aber Sie führen grundsätzlich Interviews und saugen schon mal draußen die Atmosphäre auf.
Rose: Es macht wenig Sinn, wenn ich rausgehe und man hört mich nicht. Deshalb haben wir das umorganisiert.
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