Neulich stand geschrieben, dass Supertalent Florian Wirtz, 18 Jahre, eine Ausstiegsklausel in seinem im Mai unterschriebenen Vertrag hat. Da war es bei Rudi Völler, so erzählen sie sich in der Leverkusener Chefetage, eher ein Kopfschütteln denn ein Schmunzeln, was der Bericht und die unzähligen Meldungen danach als Gefühlsregung hervorriefen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Der Wechsel-Deal mit Wirtz
Denn abgesehen davon, dass so eine schriftliche Abmachung in Wirtz‘ Arbeitspapier nicht der Wahrheit entspricht, was Völler dann auch öffentlich machte, war es mehr die Gewissheit des Geschäftsführers darüber, was nun wieder an Schlagzeilen so produziert und damit zum Thema würde, was ihn beschäftigte, vielleicht sogar ein wenig aufregte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Schon im letzten Leverkusener Jahr von Kai Havertz, Saison 2019/2020, war eigentlich kein Tag vergangen, an dem nicht irgendwo ein neues Gerücht aufpoppte, das dann bei nächster Gelegenheit auch von den Bayer-04-Verantwortlichen kommentiert werden sollte. Und so, das weiß Rudi Völler, wird es jetzt auch bei Florian Wirtz sein.
Leverkusen kann auf Wirtz nicht verzichten
Wirtz, erst im Mai 18 geworden, ist in seiner dritten Bundesliga-Saison schon derart präsent, konstant, handlungssicher und torgefährlich, dass seine Mannschaft im Grunde nicht mehr auf ihn verzichten kann.
Alle dreißig Minuten erzielte Wirtz in dieser Serie bisher einen Scorerpunkt, also Tor oder Vorlage, kein Bundesligaprofi war effizienter.
Es braucht keine besondere Glaskugel, um mit ziemlicher Sicherheit vorauszusagen: Neben den Dortmundern Erling Haaland und Jude Bellingham, auch erst 18, wird Wirtz einer der Bundesliga-Rekordtransfers der kommenden Transferperioden. Die Frage ist: Wann wechselt er?
Es gibt eine Abmachung mit Wirtz
Die Antwort ist: tatsächlich gar nicht so schwer! Denn es gibt zwar keine Ausstiegsklausel in Wirtz‘ Vertrag, aber eine Zusage, eine Abmachung darüber, dass sich Bayer 04 - genau wie bei Kai Havertz, der 2020 dann nach Chelsea wechselte - mit jedem Angebot beschäftigt, das sowohl für die Spielerseite als eben auch für den Klub interessant ist. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Die Leverkusener Absicht ist, darüber wurde auch schon gesprochen, so alles nach Plan läuft, Wirtz frühestens im Sommer 2023 für eine große Ablösesumme abzugeben. So lange soll er bleiben. Den Preis kann Bayer dann immer noch frei bestimmen, Wirtz‘ Fünf-Jahres-Vertrag läuft bis 2026 - Druck hätten sie keinen.
Im Idealfall erreicht Leverkusen bis dahin jeweils die Champions League, auf der größten Fußball-Bühne, das wissen Völler & Co., möchte Wirtz‘ in der nächsten Saison unbedingt dabei sein.
Bayern-Wechsel wäre kein Selbstgänger
Diesen Druck hat der Verein, die sechs Punkte Vorsprung auf Leipzig, Frankfurt und Mönchengladbach nach gerade mal fünf Spieltagen sind auch in dieser Hinsicht Gold wert für Bayer.
Ob Bayern München Wirtz‘ logischer nächster Schritt ist? Auch wenn sich Familie Wirtz - beraten wird Florian von seinem Vater Hans- das gut vorstellen kann: Ein Selbstgänger wird es, siehe Havertz, auf keinen Fall.
Die Bayern können sich im obersten Regal längst nicht mehr jeden Spieler erlauben, den sie gerne hätten. Die Vertragsverlängerungen mit den aktuellen Führungsspielern sind teuer wie nie, eine Ablöse im Bereich der 100 Millionen Euro, die Leverkusen für Wirtz im Kopf hat, wäre eine Rekordausgabe. (SERVICE: Bundesliga-Spielplan zum Ausdrucken)
In der gleichen Größenordnung läge das Gehaltspaket bei einem Vertrag über fünf Jahre. Die Personalie Florian Wirtz wird Bayer 04 in den nächsten Monaten ordentlich beschäftigen - doch andere Vereine genauso ...
Tobias Holtkamp, der Autor dieses Textes, war in der Chefredaktion von Sport Bild und Chefredakteur von transfermarkt.de. Heute berät er Sportler und Marken in ihrer inhaltlichen und strategischen Ausrichtung. Für SPORT1 schreibt Holtkamp als Kolumnist die wöchentliche „Bundesliga-Kolumne“.