Niklas Dorsch entschied sich für einen ungewöhnlichen Schritt.
Dorsch: Darum habe ich den FCB verlassen
Nachdem der Mittelfeldspieler den FC Bayern 2018 verlassen hatte, entschied er sich im Sommer 2020 nach einer Zwischenstation beim 1. FC Heidenheim für einen Wechsel zum belgischen Erstligisten KAA Gent.
Nach rund einem Jahr in Belgien ist der Mittelfeldspieler nun nach Deutschland zurückgekehrt und hat sich dem FC Augsburg angeschlossen. Zuvor hatte der mittlerweile 23-Jährige mit der deutschen U21 den Gewinn der Europameisterschaft gefeiert.
Im SPORT1-Interview spricht Dorsch über den sensationellen EM-Titel, seine lehrreiche Zeit in Belgien und die Gründe für die Rückkehr nach Deutschland.
Außerdem verrät der ehemalige Spieler des FC Bayern, wieso er den Rekordmeister verließ, wer ihn beim FCB am meisten beeindruckt hat und wohin die Reise mit dem FC Augsburg gehen soll.
Dorsch bereut Olympia-Absage nicht
SPORT1: Herr Dorsch, Sie stecken mit dem FC Augsburg mitten in der Vorbereitung. Wie haben Sie sich beim FCA eingelebt?
Niklas Dorsch: Sehr, sehr gut. Ich bin jetzt schon fast drei Wochen dabei. Die Jungs und das ganze Team haben es mir wirklich richtig einfach gemacht. Ich fühle mich jetzt schon sehr wohl und bin einfach froh, dass es so gelaufen ist.
SPORT1: Sie haben die Olympischen Spiele für den FCA abgesagt. Bereuen Sie Ihre Entscheidung?
Dorsch: Ich bereue es nicht. Ich freue mich für die Jungs, die dabei waren, auch wenn sie durch das Unentschieden gegen die Elfenbeinküste leider ausgeschieden sind. Mein Fokus liegt aber hier in Augsburg bei der Vorbereitung. Ich will voll da sein, wenn es losgeht. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
SPORT1: Ist die Vorbereitung anders, als sie bei den vorherigen Klubs war?
Dorsch: Ich bin mittendrin dazugestoßen, habe daher die ersten Tage nicht mitgemacht. Es lief dann aber super. Es war alles normal, auch wenn ein paar Spieler gefehlt haben – durch die EM und Olympia. Das ist aber auch ganz normal.
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Dorsch will Verantwortung übernehmen
SPORT1: Sie gelten in jungen Jahren schon als sehr meinungsstark. Ihr Trainer Markus Weinzierl will, dass Sie Verantwortung übernehmen - sehen Sie Ihre Rolle ähnlich?
Dorsch: Ja, das würde ich so stehenlassen. Es ist auch mein persönliches Ziel auf dem Platz, durch Körpersprache und Kommunikation vorne wegzugehen. Ich habe es in den Testspielen auch schon gemerkt, dass es uns guttut, wenn jemand in der Mitte viel redet und antreibt. Das ist mein Ziel und ich glaube, dass wir eine super Truppe haben, die sehr gut funktioniert. (DATEN: Spielplan der Bundesliga)
SPORT1: Reden Sie auch neben dem Platz gerne und viel?
Dorsch: Neben dem Platz bin ich auch immer für einen Spaß zu haben. Wir haben ein paar lustige Typen dabei, die es mir leicht gemacht haben, hier anzukommen.
SPORT1: Mit wem kann man im Team denn immer Spaß haben?
Dorsch: Tomas Koubek ist immer für einen Spaß zu haben und verbreitet gute Laune. Aber auch mit Michael Gregoritsch und Florian Niederlechner beispielsweise. Ich habe wirklich mit allen viel Spaß.
Wie kam es zum Wechsel nach Belgien?
SPORT1: Sie haben sich im Sommer 2020 für einen ungewöhnlichen Schritt entschieden und sind zu KAA Gent in Belgien gewechselt. Wie kam es dazu?
Dorsch: Ich hatte zwei super Jahre in der 2. Liga in Heidenheim. Ich wollte den nächsten Schritt gehen und Corona war in Deutschland sehr präsent. Es war nicht ganz einfach, etwas Passendes zu finden. Gent war zu dieser Zeit sehr aktiv. Ich hatte gute Gespräche und die Aussicht, international zu spielen. Mir war klar, dass ich eine gute Bühne habe. Es war sicher nicht der Schritt, den die meisten gehen, aber dafür bin ich bekannt. Als ich von den Bayern nach Heidenheim wechselte, haben viele gefragt: warum? Später haben dann alle gesagt, sie haben es schon immer gesagt, dass das der richtige Schritt ist. Mit dem Wechsel nach Belgien wollte ich mich zeigen und für eine Top-Liga empfehlen. Jetzt habe ich mit dem FCA den nächsten Schritt gemacht.
SPORT1: Was haben Sie in Belgien gelernt und nehmen Sie mit nach Augsburg?
Dorsch: Fußballerisch sicherlich einiges, aber vor allem auch viel Menschliches. Du bist in einem fremden Land, mit einer fremden Sprache, in der viele Kulturen zusammenfinden. Man ist ein wenig auf sich allein gestellt, muss sich durchkämpfen und seinen Platz suchen. Wir hatten ein Jahr mit vier Trainerwechseln, das ist auch nicht das Normalste. Wenn man da durchkommt, dann ist man für die weiteren Schritte gewappnet. Es war sportlich nicht das allerbeste Jahr, ich konnte aber persönlich viel mitnehmen.
Darum verließ Dorsch den FC Bayern
SPORT1: Sie haben vorher über den Schritt weg vom FC Bayern gesprochen. Sie haben bei den Bayern aber eine sensationelle Trefferquote: ein Spiel, ein Tor…
Dorsch: Das war ja der Grund dafür, dass ich in die 2. Liga und dann nach Belgien gewechselt bin. Ich wollte die Quote von 100 Prozent halten. (lacht) Nein im Ernst: Jupp Heynckes hat mir damals die Chance gegeben, Bundesliga zu spielen. Dass ich das so nutzen konnte, das war natürlich perfekt. Es war ein super Erlebnis.
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SPORT1: Warum ging es dann trotzdem nach Heidenheim?
Dorsch: Wegen eines Spiels und eines Tores wirst du nicht Stammspieler beim FC Bayern. Ich hatte schon vor dem Spiel die Entscheidung getroffen, Bayern zu verlassen. Dieses Erlebnis hat daran dann nicht mehr viel geändert.
Dorsch: Müller „macht immer ein Späßchen“
SPORT1: Sie haben letztens erzählt, dass Sie zu Ihrer Bayern-Zeit Thiago nachgeeifert haben. Wer hat Sie noch inspiriert?
Dorsch: Da gab es einige. Wenn wir wieder bei dem Thema neben dem Platz sind, dann muss ich natürlich Thomas Müller nennen. Er hat auch auf dem Platz eine große Qualität, ist aber auch ein super Typ. Er macht immer ein Späßchen und versucht die Stimmung hochzuhalten. Sandro Wagner war damals noch da und hat mir auch mein Tor aufgelegt. Zu ihm hatte ich einen guten Draht und habe auch heute noch Kontakt. Jo Kimmich konnte sich gut in junge Spieler hineinversetzen. Er hat immer gesagt, dass man sich nicht unterkriegen und immer weitermachen soll. Es waren alles Jungs mit einer brutalen Persönlichkeit, die zurecht da sind, wo sie jetzt sind.
SPORT1: Auch Sie haben mittlerweile einen großen Erfolg erlebt: den EM-Titel mit der U21. Der größte Moment Ihrer bisherigen Karriere?
Dorsch: Mit Sicherheit war es der größte und wohl auch einer der schönsten Momente. Das Schönste daran war zu sehen, was wir mit der Gemeinschaft erreichen können – ohne die großen Superstars. Das hat mich am Ende auch so stolz gemacht.
Welche Rolle Dorschs Oma beim Augsburg-Wechsel spielte
SPORT1: Ihre Oma erfreut sich seit der EM einer größeren Bekanntheit. War sie auch ein Grund für die Rückkehr nach Deutschland?
Dorsch: Ja, ich wollte natürlich auch wegen meiner Familie zurück nach Deutschland. In Belgien war ich schon sehr alleine. Es ist umso schöner, dass es in die Nähe der Oma geht, damit sie mal wieder bei einem Spiel vorbeischauen kann. Und auch ich bin schnell in der Heimat.
SPORT1: In Augsburg werden Wille und Leidenschaft großgeschrieben, die Sie beschrieben haben. Glauben Sie, dass Sie ideal in die Fuggerstadt passen?
Dorsch: Ja, ich bin überzeugt, dass hier die Tugenden gelebt werden, welche die U21 zum Erfolg geführt haben. Ich will meine Art und Weise einbringen und habe gemerkt, dass hier alle im Team ähnlich ticken. So kann man Erfolg haben. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Diese Ziele hat Dorsch mit dem FC Augsburg
SPORT1: Der FCA hat keine einfachen Spielzeiten hinter sich. Was glauben Sie, was mit dem Team drin ist?
Dorsch: Mit Felix Uduokhai und Marco Richter kommen noch zwei Spieler, die wichtig werden. Wir haben einen Kader mit guten jungen Spielern und erfahrenen Akteuren. Die Mischung ist gut und wir haben ein super Trainerteam. Wichtig ist es, gut zu starten. Dann entwickelt sich ein Teamgefüge und es geht vieles von alleine.
SPORT1: Was sind Ihre Ziele für das neue Abenteuer?
Dorsch: Ich will zeigen, dass ich auf Top-Niveau konstant gute Leistungen bringen kann. Ich will zeigen, dass ich vorangehen kann und Verantwortung übernehme. Es wäre einfach zu sagen, wir wollen jedes Spiel zu gewinnen. Aber mit einem erfolgreichen Start könnten wir den Schwung mitnehmen und dann ist vieles möglich.