Der eine oder andere Fan des FC Bayern könnte sich womöglich bald fragen: “Ist er das wirklich?”
Musiala deutlich: Das möchte ich klarstellen
Denn Jamal Musiala, der 18 Jahre alte Shootingstar der Münchner, macht seinen Führerschein und lernt in den Straßen in und um München seit dieser Woche das Autofahren.
Im Straßenverkehr hält er sich selbstredend an die Vorschriften. Auf dem Platz gibt er hingegen Vollgas und spielt seine Gegner schwindelig. Attribute, die ihn in Windeseile zu einem Publikumsliebling gemacht haben, weil er zudem bescheiden und bodenständig ist.
Musiala organisiert Fußball-Turnier für Jugendliche
Dazu passend hat er im Juli erstmals ein Fußball-Turnier für Jugendliche in Southampton organisiert. Dort, wo für ihn alles anfing, bevor er zum FC Chelsea gewechselt war. Beim “Jamal Musiala City Central Tournament” will er Mädchen und Jungen Werte wie Dankbarkeit und Verantwortung vermitteln.
Jene, die ihm zu seinem sensationellen Werdegang verholfen haben.
Mit sieben Toren und einem Assist in 39 Pflichtspielen und seinem Debüt in der deutschen Nationalmannschaft gelang ihm in der vergangenen Saison bereits der Durchbruch. Jetzt will er mehr - und sagt das im SPORT1-Interview vor dem Bundesliga-Auftakt des FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach (Bundesliga: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München, Fr., ab 20.30 Uhr im LIVETICKER).
SPORT1: Herr Musiala, müssen Sie eigentlich schmunzeln, wenn Sie im Interview mit 18 Jahren gesiezt werden?
Jamal Musiala: (lacht) Das ist manchmal noch etwas komisch, aber man gewöhnt sich daran.
SPORT1: Auf und neben dem Platz wirken Sie bereits sehr reif. Können Sie überhaupt greifen, wie schnell Sie sich vom Nobody zum Nationalspieler entwickelt haben?
Musiala: Das war alles schon unglaublich, was ich in den letzten 18 Monaten erlebt habe. Im Urlaub ist mir das erstmal richtig bewusst geworden, da hatte ich mal etwas Zeit, um nachzudenken.
Musiala will die nächsten Schritte gehen
SPORT1: Haben Sie sich in dieser Saison vorgenommen, Stammspieler zu werden?
Musiala: Diese Saison möchte ich einfach die nächsten Schritte gehen. Ich möchte ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft sein und mir viel Spielzeit erarbeiten. Und ich möchte natürlich wieder Tore schießen und auch ein paar mehr Tore vorbereiten.
SPORT1: Wie läuft’s bisher unter Julian Nagelsmann?
Musiala: Das Training unter ihm ist sehr gut. Es ist intensiv und macht Spaß. Ich bin mir sicher, dass ich viel von ihm lernen kann.
SPORT1: Zum Beispiel?
Musiala: Ich möchte weiter an meinem ersten Kontakt arbeiten, an meiner Handlungsschnelligkeit und Entscheidungsfindung unter Gegnerdruck. Dafür ist das Training von Julian Nagelsmann hervorragend geeignet. Ich freue mich sehr auf die neue Saison mit ihm und will persönlich und mit der Mannschaft maximal erfolgreich sein.
Das ist Musialas persönliches Ziel
SPORT1: Was viele gar nicht wissen ist, dass Sie seit Jahren mit dem Neuro-Coach Steffen Tepel zusammenarbeiten.
Musiala: Das stimmt. Auch die letzte Urlaubswoche habe ich genutzt und viel mit meinem Coach an meiner Zweikampfstabilität und an meiner Bewegungsqualität gearbeitet. Ich wollte bestmöglich vorbereitet in die neue Saison starten. Zudem habe ich mir ein eigenes Gym eingerichtet. Mit meinem Coach arbeite ich aktuell viel an meiner Stabilität, meinem ersten Kontakt und an meinen Augen. Ich möchte diese Saison wieder Tore schießen, aber auch mehr Assists geben und mein Kopfballspiel weiter verbessern. Für all diese Ziele hilft mir das Training mit meinem Coach sehr.
SPORT1: Bis zum Bundesliga-Start gegen Borussia Mönchengladbach am Freitagabend sind es nicht mehr lang. Wie weit sind Sie, die Mannschaft und was ist drin in dieser Saison?
Musiala: Ich persönlich fühle mich gut. Ich bin ready und freue mich auf den Start. Wir haben die komplette Mannschaft jetzt knapp zwei Wochen zusammen und haben erste Inhalte trainieren können. Mein persönliches und unser Ziel als Mannschaft ist es, den 10. Meistertitel in Serie zu gewinnen und diesen Rekord zu knacken. Wir haben ein starkes Team und alles ist möglich. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
“Bei Bayern ist die Erwartungshaltung immer hoch”
SPORT1: Aufgrund Ihrer Darbietungen sind die Erwartungen an Sie bereits enorm. Ist dieser Druck, immer abliefern zu müssen beim FC Bayern, die größte Hürde für einen Nachwuchsspieler?
Musiala: Es ist immer die Challenge, im Sport konstant zu sein, Leistungen zu bestätigen und aufs nächste Level zu kommen. Es ist bewundernswert, wie Spieler wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo über Jahre dominiert haben und sich jedes Jahr verbessert haben. Bei Bayern ist die Erwartungshaltung immer hoch. Ich habe aber auch eine sehr hohe Erwartungshaltung an mich selbst. Man muss mental stark sein und Routinen entwickeln, um auf den Punkt liefern zu können. Das kann man trainieren, und je früher man damit anfängt, umso besser.
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SPORT1: Sie mussten sich ohne Sprachkenntnisse im Kindesalter in England behaupten.
Musiala: Meine Zeit in England bedeutet mir sehr viel. Ich bin sehr dankbar dafür, wie ich als Siebenjähriger kleiner Junge aus Deutschland, der kein Englisch konnte, in Southampton aufgenommen wurde. Ich habe der Community nun etwas zurückgeben können. Dort, wo ich meine Karriere in England begonnen habe.
Ribéry-Spekulationen beunruhigen Musiala nicht
SPORT1: Sie sprechen es bereits an. Im Juli haben Sie in Southampton ein Turnier für Kinder und Jugendliche veranstaltet.
Musiala: Genau. Es hat mich sehr stolz gemacht, was ich von diesem Tournament gesehen habe. Und es war einfach großartig zu sehen, wie viel Spaß die Kids hatten. Die Werte, die ihnen dort gezeigt werden, sollen ihnen dabei helfen, als Mensch und Sportler zu wachsen. Egal welchen Sport sie am Ende wählen, dafür bin ich selbst sehr dankbar.
SPORT1: Sind Sie Leroy Sané für den Spitznamen “Bambi” dankbar?
Musiala: Den Spitznamen werde ich wohl nicht mehr los (lacht). Erst wusste ich gar nicht, was Leroy damit meinte und dann haben die anderen gesagt, dass es Bambi aus dem Disney Movie ist. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
SPORT1: Wie gehen Sie damit um, wenn in den Medien über die Rückkehr von Franck Ribéry spekuliert wird? Werden Sie nervös? Wie Sie spielt er auf dem Flügel.
Musiala: Nein, das bin ich nicht. Ich habe immer den Anspruch im Training und im Spiel, alles zu geben und mich stetig weiterzuentwickeln. Ich kann zudem mehrere Positionen spielen und nicht nur auf dem Flügel. Bei Topklubs wie Bayern hat man immer top Mitspieler, die alle spielen wollen, und es kommen auch regelmäßig neue starke Spieler dazu. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Musiala bereitet sich auf die Führerschein-Prüfung vor
SPORT1: Viel gelernt haben Sie von Ihrem größeren Förderer Hansi Flick. Wo haben Sie seine Vorstellung als Bundestrainer am Dienstag verfolgt?
Musiala: Seine Vorstellung beim DFB konnte ich leider nicht sehen. Denn ich hatte an dem Tag meine ersten Fahrstunden. Ich habe mich darauf vorbereitet und möchte bald endlich meinen Führerschein abschließen.
SPORT1: Wie lief es denn? Werden Sie bei den Fahrstunden von anderen Autofahrern an der Ampel erkannt?
Musiala: Interessante Frage, die Sie mir wann anders nochmal stellen müssen (lacht). Denn am Dienstag waren es tatsächlich meine ersten Fahrstunden und um reinzukommen, waren wir bisher überwiegend auf Landstraßen unterwegs. Ich musste also kaum an irgendwelchen Ampeln anhalten. Und zum Glück hat mich mein Fahrlehrer mit Automatik anfangen lassen. Bald muss ich mich in ein Auto mit Schaltgetriebe setzen. Ich bin gespannt.
SPORT1: Allzeit gute Fahrt, jetzt aber zurück zu Hansi Flick. Er hat Sie zum jüngsten Bundesliga-Spieler in der Geschichte des FC Bayern gemacht. Können Sie Ihre Beziehung beschreiben?
Musiala: Erstmal freue ich mich natürlich riesig, dass Hansi Flick Bundestrainer ist, und ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm beim DFB. Hansi Flick ist ein super Trainer und Mensch. Er kommuniziert viel und gut mit uns Spielern. Ich persönlich habe ihm sehr viel zu verdanken und wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Er hat mich zum Profi bei Bayern gemacht, mir früh vertraut und mich sehr gefördert. (SERVICE: Bundesliga-Spielplan zum Ausdrucken)
Musiala wollte Löw nicht kritisieren
SPORT1: In einem Interview sagten Sie zuletzt, dass Sie sich im Achtelfinale im Wembley gegen England mehr Spielzeit gewünscht hätten. Eine Aussage, die man von Ihnen gar nicht erwartet hätte.
Musiala: Ich bin Joachim Löw sehr dankbar, dass er mich zur EM mitgenommen hat und ich auch spielen durfte. Es hat mich sehr gefreut, dass er mir vertraut hat. Ich konnte sehr viel lernen und wichtige Erfahrungen sammeln. Ich habe letzte Woche lediglich auf eine Frage geantwortet, ob ich im Wembley gegen England gerne länger gespielt hätte. Klar hätte ich dort gerne länger gespielt, da ich besonders motiviert war und mir in meiner alten Heimat viel vorgenommen hatte. Wembley ist etwas ganz Besonderes und für mich durch meine Vergangenheit sehr speziell. Jeder Spieler will doch spielen und erfolgreich sein. Aber um es noch einmal klarzustellen…
SPORT1: Bitte.
Musiala: Ich wollte sicherlich keine Kritik an Joachim Löw äußern. Ich habe großen Respekt vor ihm. Also alles cool und entspannt. Diese Erfahrungen, die ich als junger Spieler bei der EM in jungen Jahren machen konnte, werde ich nie vergessen. Und jetzt freue ich mich riesig auf die neue Saison.