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Vincenzo Grifo: EM-Sieg von Italien, SC Freiburg, Mancini, Streich, Nagelsmann

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Vincenzo Grifo: EM-Sieg von Italien, SC Freiburg, Mancini, Streich, Nagelsmann

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Grifo: "War ein Schlag ins Gesicht"

Freiburgs Vincenzo Grifo durfte nicht mit zur EM. Bei SPORT1 spricht er über einen schmerzvollen Moment, Nationaltrainer Mancini, Italiens-EM-Triumph und den Sportclub.
Roberto Mancini hat die Squadra Azzurra zurück an die Weltspitze geführt - und zum EM-Titel. Was kann Hansi Flick von ihm lernen?
Freiburgs Vincenzo Grifo durfte nicht mit zur EM. Bei SPORT1 spricht er über einen schmerzvollen Moment, Nationaltrainer Mancini, Italiens-EM-Triumph und den Sportclub.

Für Vincenzo Grifo war es ein emotional aufwühlender Sommer.

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Nachdem ihn Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini nicht für den EM-Kader berücksichtigte, durfte sich der 28-Jährige am vergangenen Sonntag dennoch über den Europameister-Titel seiner Kollegen freuen. Jetzt ist er froh, dass es beim SC Freiburg wieder losgeht.

Im SPORT1-Interview spricht Grifo über Mancinis Entscheidung, Europameister Italien und seinen Sportclub.

Grifo: EM-Titel für Italien "herausragend"

SPORT1: Herr Grifo, was sagen Sie zum Europameister-Titel für Italien?

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Vincenzo Grifo: Der war absolut verdient. Es ist für alle Italiener ein sehr schönes Gefühl, so einen erfolgreichen Fußball zu sehen. Solch einen Triumph zu feiern, ist natürlich herausragend. Das haben sich die Jungs vom ersten Tag an verdient. Es gibt für uns Fußballer nichts Schöneres, als so einen Pokal in den Himmel zu recken.

SPORT1: Was war für Sie der alles entscheidende Grund für diesen Erfolg?

Grifo: Das Team mit seiner Geschlossenheit. Hinzu kommen dann noch viele kleine Punkte wie Zusammenhalt, Familie und die Emotionen, die in jedes Spiel reingesteckt wurden. Und natürlich kannst du nur in ein Finale kommen, wenn auch eine entsprechende Qualität vorhanden ist. Wie diese Mannschaft zusammen gearbeitet hat und zusammen Fußball gespielt hat, war grandios.

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Nicht bei der EM dabei? "Ein Schlag ins Gesicht"

SPORT1: Sie waren Teil des vorläufigen EM-Kaders, wurden dann von Trainer Roberto Mancini nicht für die Endrunde nominiert. Wie hat er Ihnen das erklärt?

Grifo: Er hat mich angerufen und mir in einem recht kurzen Gespräch erklärt, dass er sich anders entschieden hat. Für ihn war es offenbar auch schwierig, diese Entscheidung zu treffen. Er hat aber nicht konkret begründet, warum ich nicht dabei bin. Ich war schon mal sehr froh, dass er mich überhaupt angerufen und mir das persönlich gesagt hat. Im Endeffekt hat Mancini alles richtig gemacht. So hart es auch ist, das zuzugeben.

SPORT1: Sie waren schon sehr enttäuscht, oder?

Grifo: Na klar. Das war ein Schlag ins Gesicht. Und ich brauchte einige Tage, um das zu verarbeiten. Der Fußball ist manchmal hart, aber damit muss ich als Profi leben. Aber ich habe in meiner Karriere schon viel erlebt und auch Rückschläge hinnehmen müssen. Ich bin immer wieder aufgestanden. Das werde ich auch dieses Mal tun.

SPORT1: Wie war das emotional für Sie, diese Absage zu verkraften?

Grifo: Alle haben mich unterstützt. Meine Frau, meine Brüder, meine Eltern und meine Freunde. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein großer Familienmensch bin. Diese Menschen haben mich aufgefangen und mir gesagt: 'Sei trotzdem stolz auf das, was du erreicht hast. Davon träumen viele.' Ich war also enttäuscht, aber gleichzeitig auch stolz. Im Urlaub habe ich mich dann erholt. Leicht war es aber nicht.

Trost-Anruf von Streich

SPORT1: Hat Sie auch Christian Streich angerufen und etwas Seelenmassage gemacht?

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Grifo: Ja. Und das fand ich sehr nett von ihm, müsste er auch nicht machen. Wir haben etwas miteinander geredet und er hat mich aufgebaut. Wir beide wissen, was wir am Anderen haben, von daher war sein Anruf sehr schön. Er hat genau die richtigen, aufmunternden Worte gefunden. Das schätze ich an ihm und so etwas wünscht man sich in so einer Situation. Ich habe mich total gefreut. Das macht auch nicht jeder Trainer.

SPORT1: War es doppelt hart in Italien im Urlaub die Squadra Azzurra im Fernsehen sehen zu müssen?

Grifo: Nein. Ich habe meinen Urlaub in der Heimat sehr genossen und mir die Spiele ganz gemütlich auf der Couch angeschaut. Es gab leckeres Essen und die Atmosphäre daheim hat mir gut getan. Es hat nicht doppelt und dreifach weh getan.

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Mancini: "Kann gehörig aus der Haut fahren"

SPORT1: Beschreiben Sie doch mal Mancini als Mensch und als Trainer...

Grifo: Er ist ein sehr ruhiger Typ, kann aber auch mal gehörig aus der Haut fahren. Und in seinen Entscheidungen ist er klar und deutlich, wie ich selbst gespürt habe. Er ist aber durch und durch sympathisch. Ich habe ihm viel zu verdanken, weil er mir die Chance gab, mich in Italien beweisen zu können für die Nationalmannschaft. Und taktisch und fußballerisch müssen wir gar nicht über Mancini reden. So herausragend, wie er als Profi war, so ist er auch als Trainer. Er hat sich ein tolles Team um sich herum aufgestellt. Da sind wunderbare Jungs, die ihm den Rücken stärken. Mancini hat viel Ahnung vom Fußball und man nimmt ihm alles ab.

SPORT1: Einer seiner engsten Vertrauten ist Gianluca Vialli. Wie sehen Sie es?

Grifo: Das war ein gekonnter Schachzug von Mancini. Ich kenne Gabriele Oriali, Gianluca Vialli oder Alberico Evani seit zwei Jahren auch sehr gut. Wenn du solche Jungs um dich herum hast mit so viel Emotionen, kann das nur gut werden. Mancini hat es allen gezeigt. Italien ist wieder voll da.

SPORT1: Sie sind Mancini also nicht böse wegen der Ausbootung?

Grifo: Gar nicht. Es war eine harte Entscheidung. Aber wenn man ihm in die Augen schaut, kann man ihm den Erfolg nur gönnen.

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So sieht Grifo seine Italien-Zukunft unter Mancini

SPORT1: Wie sind Sie mit Mancini verblieben?

Grifo: Er hat mir nicht gesagt, dass ich gar nicht mehr im Blickfeld bin. Ich war unter den 30 besten Spielern Italiens, da glaube ich nicht, dass ich auf Platz 55 abfalle. Ich muss einfach weiter performen, damit ich in der Zukunft für Mancini wieder eine Option bin. Ich kann mir keinen Trainer vorstellen, der einen Spieler bei einem Turnier streicht und ihn dann nie wieder sehen will.

SPORT1: Mancini hat den italienischen Fußball wachgeküsst. Wie kommt es, dass man in den vergangenen Jahren in einer Krise steckte?

Grifo: Ich kann es nicht wirklich erklären, aber ich denke, dass Mancini von Anfang an ganz viel Euphorie, Mut und Selbstvertrauen verbreitet hat. Er hat einiges an Qualität reingebracht. Bonucci und Chiellini führen das Team und solche Charaktere brauchst du einfach. Mit so einem Trainer und der richtigen Taktik kann man es weit schaffen. Natürlich gehört auch etwas Glück dazu, aber das ist immer so im Leben.

SPORT1: Früher gab es Andrea Pirlo, Alessandro del Piero oder Roberto Baggio. Heute gibt es keinen Topstar. Ist genau das das Erfolgsgeheimnis?

Grifo: Das glaube ich. Es schadet keiner Mannschaft, so einen Superstar wie Cristiano Ronaldo zu haben, aber wenn du so jemanden nicht hast, musst du versuchen, anderweitig Lösungen zu finden, um die Qualität auszuspielen. Wie zum Beispiel mit Jorghino, der die Champions League gewonnen hat oder Emerson. Das Team hat einfach herausragend funktioniert.

Grifo: Darum ist Italien jetzt beliebt

SPORT1: Die Squadra Azzurra scheint auf der Sympathie-Skala einige Punkte in Europa gesammelt zu haben. Bei der WM 2006 war das nicht so. Wie kommt das?

Grifo: Weil die Jungs mit Leidenschaft und Herz dabei waren und die Leute einfach mit Fußball begeistert haben. Vielleicht hat das dem einen oder anderen Fan bei seiner Nation einfach gefehlt. Die Emotionen zeigen sich alleine schon daran, wie unsere Spieler die Hymne singen. Da denkt der deutsche Fan sich auch mal 'Wow, das ist cool!' Deshalb gönnt man Italien diesen Erfolg.

SPORT1: Vergleichen Sie doch mal Mancini und Christian Streich. Welche Parallelen gibt es da?

Grifo: Das sind zwei tolle Trainer. Christian Streich ist sehr emotional an der Seitenlinie. Er fiebert immer mit und zeigt Emotionen. Mancini ist der ruhigere Typ, eher der Beobachter. Aber es sind wirklich zwei großartige Fußballlehrer.

In Gladbach "nicht wirklich eine faire Chance bekommen"

SPORT1: Sie sind seit 2019 wieder fest beim SC Freiburg. Etwas ketzerisch gefragt:  Warum funktionieren Sie nur dort?

Grifo: Weil ich mich offenbar nur da so richtig wohl fühle und auch das hundertprozentige Vertrauen des Trainers spüre. Christian Streich weiß, wie er mich zu nehmen hat und gibt mir auch Freiheiten. Und die Fans stehen voll hinter mir, das gibt mir Kraft. Ich habe 2017 den Schritt zu Borussia Mönchengladbach gewählt, doch da hat es nicht so geklappt, was natürlich auch an mir lag. Das war damals ein größerer Klub mit anderen Ambitionen. Heute ist der Sportclub mit Gladbach auf Augenhöhe. Es hat leider nicht geklappt damals. Verletzungen, wenig Support und wenig Spielzeit waren die Gründe. Ich habe auch nicht wirklich eine faire Chance bekommen, aber ich hätte es steuern müssen.

SPORT1: Was war in Hoffenheim los? (NEWS: Alles zur Bundesliga)

Grifo: Da lief es nicht gut für mich, weil Julian Nagelsmann schon sein Team im Kopf hatte und es schwer war da rein zu kommen. Ich war dann auch nicht im Rhythmus und deshalb war für mich der richtige Schritt zurück nach Freiburg. Dort passt alles für mich.

SPORT1: In Freiburg freut man sich auf die erste Saison im neuen Stadion. Wie sehr kribbelt es schon?

Grifo: Sehr. Es gibt aber auch ein weinendes Auge, weil es eine tolle und erfolgreiche Zeit im alten Stadion war. Da gab es viele schöne Momente. Wer die neue Arena kennt, der weiß, was da auf uns wartet. Wir freuen uns alle sehr, darin spielen zu können.

"Streich schimpft dann auch im Dialekt"

SPORT1: Sie haben einmal etwas Lustiges gesagt: Man möchte Christian Streich in der Kabine nicht erleben, wenn es richtig scheppert. Verfällt er dann sehr ins Badische, müssen Sie übersetzen?

Grifo: Wenn unser Trainer ausflippt, versteht ihn jeder. Wir wissen dann alle, was er meint und dass es jetzt keine Späße gibt. Er schimpft dann auch im Dialekt, aber wir wissen, was los ist, wenn er seine Wut raus lässt. Das ist dann nicht mehr lustig.

SPORT1: Was macht Streich so einzigartig?

Grifo: Seine Art, wie er sich weiter entwickeln möchte. Und wie viel Kraft und Zeit er sich immer nimmt für jeden einzelnen Spieler. Es ist bemerkenswert, wie er das Gesamte sieht. Kein Mensch und auch kein Trainer ist perfekt, aber er schafft es einfach, das Team so auszurichten, dass jeder Vollgas gibt. Seine große Qualität ist seine Menschlichkeit und Motivationsstärke. Ich schätze ihn so sehr, weil er mich auch besser gemacht hat.

SPORT1: Und er nutzt sich nicht ab. Warum ist das so?

Grifo: Weil er sehr ehrgeizig und sehr diszipliniert ist. Wenn er etwas macht, dann zu 100 Prozent.

Grifo würde "schon gerne mal" in der Serie A spielen

SPORT1: Einige Vereine haben an Ihnen Interesse, auch aus der Serie A. Probieren Sie noch mal etwas anderes oder wohin würden Sie mit Streich wechseln?

Grifo: Als Italiener finde ich die Serie A natürlich spannend. Da würde ich schon gerne mal spielen. Als Jugendlicher habe ich da immer hingeschaut. Natürlich gibt es den Gedanken, da mal zu spielen, aber ich fühle mich in Freiburg unfassbar wohl und habe hier eine zweite Familie gefunden. Beim Sportclub weiß ich, was ich habe und da kann ich befreit spielen. Wenn eines Tages ein Riesenklub aus Italien anfragen sollte, weiß ich nicht, wie ich reagieren werde. Nach der Enttäuschung, bei der EM nicht dabei sein zu können, habe ich mich gefreut, dass es in Freiburg wieder los geht. 

SPORT1: Wir sprachen schon über Julian Nagelsmann. Wird er es bei den Bayern packen?

Grifo: Ich denke schon. Er ist ein starker Trainer. Dass es bei den Bayern schwieriger wird als in Leipzig oder Hoffenheim, das glaube ich sicher. Aber ich denke, mit seiner Qualität wird er in München erfolgreich sein. Dass es für ihn schwer wird, dessen ist er sich bewusst. Ich weiß, was er kann und gönne ihm den Erfolg.