Etwas mehr als sechs Wochen steht das Transferfenster noch offen in der Bundesliga.
Darum will Bayern nicht pokern
Ausreichend Zeit, um noch den einen oder anderen teuren Superstar nach Deutschland zu locken? Beim FC Bayern heißt die Antwort eindeutig: Nein.
Was in den vergangenen Tagen und Wochen aus München zu hören war, klang eher nach Konsolidierung als nach Investition.
Mit Blick auf die von Staaten und superreichen Mäzenen gesponserten Klubs aus Frankreich und England hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic bereits am Dienstag kapituliert und erklärt: "Gegen manche finanziellen Kräfte ist nichts zu machen."
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Doch wie ist diese Kapitulation zu verstehen? Ist es nicht schon immer der Anspruch des FC Bayern gewesen, auch international zu den erfolgreichsten Klubs zu gehören?
Hoeneß: "Der FC Bayern nimmt die Krise ernst"
Eine bemerkenswerte Antwort darauf hat Uli Hoeneß am Sonntag im EM Doppelpass auf SPORT1 gegeben. Eine Antwort, die zeigt, dass die Bayern aus einem ganz bestimmen Grund derzeit nicht bereit sind, das Pokerspiel der milliardenschweren europäischen Topklubs um nach wie vor absurd hohe Ablösesummen und Spielergehälter mitzumachen.
"Der FC Bayern nimmt als einer der wenigen großen Vereine diese Krise auch ernst", sagte der Ehrenpräsident des deutschen Rekordmeisters und warnte gleichzeitig eindringlich davor, die Pandemie vorzeitig für beendet zu erklären.
Denn auch wenn aller Voraussicht nach die kommende Saison wieder vor mehreren Tausend Zuschauern in den Stadien beginnen kann, seien die Folgen der schweren Krise – auch für den FC Bayern – noch nicht abzusehen.
"Kommen die Zuschauer zurück? Wenn ja, wie viele? Wie stehen die Sponsoren zu dem Thema? Ist das Thema Merchandising noch genauso interessant wie vorher?", stellte Hoeneß viele entscheidende Fragen in den Raum.
Hainer warnt vor "erheblichen Schleifspuren"
In die gleiche Kerbe hatte bereits vor einigen Wochen Bayern-Präsident Herbert Hainer geschlagen. "Die Leute sollen die Auswirkungen von Corona bloß nicht unterschätzen", warnte er auf der klubeigenen Homepage und sprach von "erheblichen Schleifspuren", die die Pandemie auch in München hinterlassen werde.
In der Tat ist noch nicht absehbar, wann die Bayern wieder mit den Geldern einer regelmäßig mit 75.000 Zuschauern besetzten Allianz Arena rechnen können. (BERICHT: Wann Gästefans wieder erlaubt sind)
Ebenso steht in den Sternen, wie die Sponsoren die Krise überstehen werden.
Ein warnendes Beispiel liefert derzeit der DFB, dessen langjähriger Sponsor Lufthansa wegen der Corona-Pandemie in eine existenzgefährdende Krise gestürzt ist und nur durch finanzielle Hilfe des Bundes gerettet werden konnte.
Nach übereinstimmenden Medienberichten wird der Vertrag, der eigentlich noch bis 2022 gelaufen wäre, schon Ende diesen Jahres aufgelöst.
All dies gelte es beim FC Bayern zu beachten, der von Mitgliedern getragen wird, sagte Hoeneß im EM Doppelpass. "Wenn du Sponsoren hast, wie das Land Katar, das Land Abu Dhabi oder Herrn Abramowitsch, dann ist das was anderes", gab er zu bedenken.
Hoeneß: Bayern-Fans lehnen Investoren ab
Dann könne man im Falle des FC Chelsea auch über 175 Millionen für Erling Haaland von Borussia Dortmund nachdenken. "Daran kann und will sich der FC Bayern aber nicht messen lassen", stellte Hoeneß klar.
Natürlich könne man sich auch in München einen Investor an Bord holen, erklärte der 69-Jährige, "aber wollen das die Fans? Nein."
Deshalb hätten der Vorstand und der Aufsichtsrat beschlossen, in diesem Jahr die Konsequenzen zu analysieren. "Wenn man das alles weiß, kann man wieder richtig investieren", sagte Hoeneß. Das aber werde erst im kommenden Frühjahr der Fall sein.
Und womöglich steht Bayern - dank der scheinbaren Kapitulation jetzt - dann finanziell deutlich besser da, also so mancher Konkurrent, der sich in der Krise nun eben übernimmt. Gut möglich, dass der jetzige Kurs den FCB langfristig sogar zum Gewinner macht.
Was wird aus Barcelona und Juventus?
So lange werde man den Markt und das Geschäftsgebaren der anderen europäischen Großklubs nur beobachten, berichtete Hoeneß. Ein besonderes Augenmerk richtet er dabei auch auf Vereine wie den FC Barcelona oder Juventus Turin, die nicht von Emiraten oder Öl-Magnaten unterstützt werden. Ob und wie diese die Pandemie überstehen, wisse er nicht, erklärte der langjährige Funktionär.
Bei seiner Philosophie aber weiß er nicht nur Präsident Hainer und Sportvorstand Salihamidzic hinter sich, sondern auch den neuen Trainer Julian Nagelsmann.
Der hatte bei seiner Antritts-PK erklärt: "Den Hut sollte der Verein aufhaben. Er bezahlt die Spieler. Ich verstehe, dass man nicht alles auf dem Transfermarkt machen kann.“
Diese Zurückhaltung der Bayern gilt aber nur vorübergehend. Denn Hoeneß wäre nicht Hoeneß, wenn er nicht schon jetzt voller Zuversicht und Selbstbewusstsein auf die Zeit nach der Krise blicken würde.
"Eines ist sicher", betonte er: "Der FC Bayern wird gut dastehen."