Vor drei Jahren lag Michael Cuisance die Fußballwelt noch zu Füßen - zumindest die am Niederrhein.
Cuisance: Letzte Hoffnung Nagelsmann
Gerade war der damals 18-Jährige zum Spieler der Saison 2017/18 bei Borussia Mönchengladbach gewählt worden. Die Fans liebten das couragierte Spiel des jungen Franzosen, der nach seinem Wechsel von Nancy keinen großen Anlauf gebraucht hatte und sogar den Sprung in die erste Elf schaffte.
Drei Jahre später haben sich die Vorschusslorbeeren nur im Ansatz bestätigt. Cuisance gilt zwar immer noch als feiner Fußballer, doch einer großen Zukunft stand der mittlerweile 21-Jährige bislang selbst im Weg.
„Cuisance war eine große Enttäuschung bei Marseille“
Der Mittelfeldspieler, der im Sommer 2019 mit vielen Nebengeräuschen von Gladbach zum FC Bayern wechselte, ist nach einem enttäuschenden Leih-Jahr bei Olympique Marseille zurück an der Säbener Straße. Seine Zukunft steht in den Sternen wir auch bei Joshua Zirkzee, der nach einem enttäuschenden Jahr in Parma zurückkehrte.
„Cuisance war eine große Enttäuschung bei Marseille“, sagt L’Equipe-Journalist David Fioux bei SPORT1. „Der damalige Trainer André Villas-Boas wollte ihn unbedingt und gab ihm die Gelegenheit, sich als Spielmacher durchzusetzen. Cuisance fand in Marseille gute Bedingungen vor, doch er hat es nie geschafft und nur ein paar ordentlichen Spiele geliefert.“
Fioux: „Vor einigen Jahren hatte Cuisance in Frankreich noch den Ruf eines ‚Wundertalentes‘, das vor allem technisch sehr stark ist, doch er hat die Erwartungen nicht erfüllt.“ (NEWS: Alles zur Bundesliga)
Als Villas-Boas im vergangenen Winter durch Jorge Sampaoli ersetzt wurde, war Cuisances Marseille-Leihe de Facto beendet. „Am Ende der Saison stand er nicht einmal mehr im Kader“, erklärt Fioux. Dies lag allerdings weniger an seinen Leistungen, sondern geschah aus disziplinarischen Gründen.
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Kahn schreibt Cuisance und Co. nicht ab
Auch in dieser Hinsicht war Cuisance schon in Gladbach (vor allem als sein Wechsel zu den Bayern anstand) und in München negativ aufgefallen. Bei den Fohlen trainierte er sichtbar lustlos mit offenen Schuhen, um seinen Abgang zu provozieren. Bei der damaligen Drittliga-Mannschaft der Bayern flog er aus dem Kader, weil er kurz vor einem Spiel seine Fußballschuhe nicht finden konnte.
Derzeit spielt Cuisance bei seinem dritten Bayern-Trainer vor. Nachdem weder Niko Kovac noch Hansi Flick den selbstbewussten Profi in die richtigen Bahnen lenken konnten, wird er nun von Julian Nagelsmann begutachtet.
Der neue FCB-Coach habe laut tz die Vereinsbosse gebeten, sich zunächst ein Bild von den Leihrückkehrern zu machen, ehe über deren Zukunft entschieden wird.
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Abgeschrieben ist Cuisance aber auch bei den Bayern-Chefs in den oberen Etagen keineswegs.
„Da erwarten wir von Julian Nagelsmann, dass es ihm gelingt, diese Spieler weiterzuentwickeln, sie aufs nächste Niveau zu bringen“, sagte Vorstands-Boss Oliver Kahn zuletzt. „Ich habe es schon erlebt, dass solche ausgeliehenen Spieler Entwicklungen genommen haben, die man so nicht erwartet hat.“
Cuisance selbst hatte nach seiner Rückkehr aus Marseille mehrfach betont, sich bei seinem zweiten Anlauf in München noch einmal voll reinhängen und anbieten zu wollen.
Nagelsmann als letzte Hoffnung?
Eine erste Bestandsaufnahme machte Nagelsmann beim mit 2:3 verlorenen Testspiel gegen den 1. FC Köln - und der bot wenig Anlass zu größerer Zuversicht. Cuisance verfehlte nach der Pause mit einem Schlenzer nur knapp das Tor, nachhaltige Akzente blieben ansonsten aber spärlich. (BERICHT: Wer bei Nagelsmanns Debüt-Pleite punktete)
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einen Platz bei Bayern findet“, glaubt Fioux, der den neuen Bayern-Coach als letzte Chance für Cuisance sieht. „Vielleicht ist Nagelsmann besonders geeignet, die französischen Spieler weiterzuentwickeln“.
Zumindest bei Nordi Mukiele, Christopher Nkunku und Dayot Upamecano, der ebenfalls von Leipzig nach München wechselt, war Nagelsmann dies bei RB gelungen. Co-Trainer Dino Toppmöller, der fließend Französisch spricht, schnappte sich den Rückkehrer bereits und redete ihm länger ins Gewissen.
Dennoch: Viel spricht nicht dafür, dass Cuisance auch dann noch im Bayern-Kader steht, wenn die Sommer-Transferperiode beendet ist. Zuletzt galt Galatasaray als möglicher Abnehmer, allerdings will der türkische Klub den Franzosen laut Bild nur ausleihen, während die Bayern wohl eine Verkauf anstreben.
Am Ende wird es Nagelsmann sein, der den Daumen hebt oder senkt. Noch hat Cuisance die Möglichkeiten zu beweisen, dass ihm die Fußballwelt auch in München zu Füßen liegen kann.