Als Leonardo Balerdi 2019 von den Boca Juniors zu Borussia Dortmund wechselte, wurde er im Ruhrpott freudig empfangen.
BVB: Das Millionen-Missverständnis
Der Argentinier wurde von den Medien als "Abwehr-Juwel" und "Mega-Talent" bezeichnet – ganze 15,5 Millionen Euro ließ sich der BVB den talentierten Innenverteidiger kosten und stattete den damals 19-Jährigen mit einem langfristigen Vertrag aus. (Alles Wichtige zum Transfermarkt im SPORT1-Transferticker)
Balerdi und der BVB - ein Missverständnis
Im Juli 2021 ist nun klar: Balerdi wird den BVB nach einer einjährigen Leihe an Olympique Marseille endgültig verlassen und fest zum französischen Klub wechseln. Wirklich traurig dürfte darüber niemand sein – Dortmund wie Balerdi sind wohl froh, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.
Die Verpflichtung des Verteidigers hat sich als klares Missverständnis herausgestellt.
Die Verantwortlichen des BVB hatten 2019 erklärt, dass es sich um "einen perspektivischen Transfer" handele. Der junge Argentinier war nicht direkt als Stammspieler vorgesehen.
Dennoch liest sich seine Statistik beim BVB mehr als enttäuschend: In rund 18 Monaten bei den Schwarz-Gelben kam Balerdi lediglich achtmal bei den Profis zum Einsatz. Häufig war der Argentinier nicht einmal im Kader: Falls doch, kam er höchstens zu Kurzeinsätzen. Um Spielpraxis zu sammeln, machte Balerdi insgesamt zwölf Spiele in der Regionalliga für die U23 des BVB.
Balerdi meist nur Reservist
Balerdi kam über die Rolle des Reservisten einfach nicht hinaus. Hinter Mats Hummels, Manuel Akanji, Dan-Axel Zagadou und Lukasz Piszczek war Balerdi in der Saison 19/20 nur Innenverteidiger-Option Nummer fünf. Selbst der gelernte Mittelfeldspieler Emre Can wurde von Trainer Lucien Favre in der Rückserie im Zweifel bevorzugt.
Wenn Balerdi doch einmal zum Einsatz kam, machte er häufig eine unglückliche Figur.
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Sinnbildlich dafür: Balerdi feierte sein Startelfdebüt am letzten Spieltag der Saison 19/20 gegen die TSG Hoffenheim. Das Spiel endete 0:4 – die höchste Niederlage der Saison (gemeinsam mit dem 0:4 gegen den FC Bayern am 11. Spieltag).
Balerdi zeigte eine desaströse Leistung, verschuldete zwei Gegentreffer und führte lediglich neun Zweikämpfe – die er allesamt verlor.
Balerdi blüht in Marseille auf
Sowohl für den Spieler als auch für den BVB war die Situation unbefriedigend. Im Juli 2020 gab es schließlich einen Ausweg: Olympique Marseille wollte Balerdi für ein Jahr ausleihen.
An den BVB wurde dafür eine Leihgebühr von einer Million Euro überwiesen – und der ambitionierte Innenverteidiger bekam die Möglichkeit, endlich wieder eine wichtige Rolle zu spielen.
"Leo ist mit dem Wechselwunsch auf uns zugekommen. Er erhofft sich in Marseille mehr Spielpraxis", erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc damals in einer Pressemitteilung.
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Und die bekam er: Balerdi blühte in Marseille auf. Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten kam der 1,87 Meter große Verteidiger in der abgelaufenen Saison wettbewerbsübergreifend in 25 Pflichtspielen zum Einsatz.
Balerdi entwickelte sich zu einer wichtigen Stütze und war gerade gegen Ende der Saison kaum mehr aus der Startformation wegzudenken. Elf der letzten zwölf Ligaspiele absolvierte er über die volle Distanz.
Dementsprechend wohl fühlte sich Balerdi in Frankreich und hinterlegte beim BVB schließlich seinen Wunsch, in Marseille bleiben zu dürfen. "Ich würde gerne hier weitermachen. Aber das hängt nicht von mir ab, sondern von Borussia Dortmund", sagte Balerdi vor wenigen Wochen.
Ein Deal, der alle Parteien zufriedenstellt
Dieser Wunsch wurde ihm nun erfüllt. Am Samstag gaben beide Vereine bekannt, dass der 22-Jährige fest zu Olympique Marseille wechselt. Balerdi hat einen Vertrag über fünf Jahre unterzeichnet und kostet den französischen Klub laut kicker rund elf Millionen Euro Ablöse.
Am Ende steht ein Deal, der alle Parteien zufriedenstellen dürfte. Der BVB schließt das Balerdi-Kapitel mit einem letztlich verschmerzbaren Transferminus von "nur" 4,5 Millionen Euro ab.
Olympique Marseille erhält einen talentierten Verteidiger, der in der letzten Saison seine Qualität unter Beweis gestellt hat.
Und Balerdi selbst hat einen Verein gefunden, bei dem er unumstrittener Stammspieler ist und somit seine Chancen auf eine Teilnahme an der WM 2022 für die argentinische Nationalmannschaft wahrt.