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Borussia Dortmund: Terzic zurück ins zweite Glied? Henke gibt ihm einen Rat

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Borussia Dortmund: Terzic zurück ins zweite Glied? Henke gibt ihm einen Rat

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Henke: Das würde ich Terzic raten

Edin Terzic hat bei Borussia Dortmund alle überzeugt. Trotz Begehrlichkeiten will er zurück ins zweite Glied. Ein früherer erfahrener Co-Trainer spricht bei SPORT1.
Wie sieht die Zukunft von Edin Terzic aus? Ingolstadts Sportdirektor Michael Henke, langjähriger Co-Trainer bei Borussia Dortmund, hat eine Warnung für den 38-Jährigen.
Edin Terzic hat bei Borussia Dortmund alle überzeugt. Trotz Begehrlichkeiten will er zurück ins zweite Glied. Ein früherer erfahrener Co-Trainer spricht bei SPORT1.

Edin Terzic war Co-Trainer von Lucien Favre bei Borussia Dortmund. Nach dessen Entlassung wurde der 38-Jährige zum Cheftrainer bei seinem Herzensverein BVB befördert. Mit großem Erfolg, schließlich gewann der BVB unter Terzic den DFB-Pokal und qualifizierte sich für die Champions League.

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Ein besseres Zeugnis gibt es eigentlich nicht. Doch Terzic hat angekündigt, in der nächsten Saison bei den Dortmundern wieder ins zweite Glied zurücktreten zu wollen - als Assistent von Marco Rose. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)

Michael Henke, aktuell Sportdirektor beim FC Ingolstadt, kann das verstehen. Er war seit 1989 immer als Co-Trainer tätig. Zwei Ausnahmen gab es: 2005 war er viereinhalb Monate Chefcoach beim 1. FC Kaiserslautern und 2006 für fünf Monate in gleicher Funktion beim 1. FC Saarbrücken tätig. Seine erfolgreichste Zeit hatte Henke als Assistent von Ottmar Hitzfeld bei Borussia Dortmund beim FC Bayern.

Im SPORT1-Interview spricht der 64-Jährige über den Job des Co-Trainers und Terzic.

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SPORT1: Herr Henke, wie wichtig ist der Job des Co-Trainers?

Michael Henke: Ich würde den Job ausdehnen auf das Trainerteam. Ich bringe da gerne das Beispiel, als ich 1989 bei Borussia Dortmund Co-Trainer war. Da gab es nur Horst Köppel und mich. Wir hatten keinen Fitness-Trainer, auch später unter Ottmar Hitzfeld nicht. Und auch keinen Torwarttrainer. Wir haben uns die Arbeit aufgeteilt. Heute gibt es im Klub einen relativ großen Staff, wobei immer unterschätzt wird, dass dieser auch funktionieren muss. Er muss harmonisch sein. Da hat der Co-Trainer eine Schlüsselrolle für das Funktionieren innerhalb des Betreuer-Teams, weil er oft den Kopf nicht frei hat alles entsprechend zu managen. Das ist ein zusätzlicher Punkt neben anderen Qualifikationen, der enorm wichtig ist.

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SPORT1: Können Sie sich erklären, warum Edin Terzic demnächst wieder ins zweite Glied zurück möchte?

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Henke: Ich kenne ihn nicht persönlich, finde es aber sehr gut, wie er rüberkommt. Er hat sich auch in der Phase, als es beim BVB nicht so gut lief, in den Medien sehr gut präsentiert. Das hat natürlich auch die Mannschaft mitbekommen. Das war erstaunlich abgeklärt für jemanden, der relativ neu im Job ist. Ich kann nur spekulieren, warum er wieder als Co-Trainer kein Problem hätte. Mit dem Knowhow als Cheftrainer hat Terzic vielleicht das Gefühl, dass er seinen Werkzeugkasten noch weiter auffüllen muss, um richtig fit zu sein für einen Cheftrainer-Job.

"Terzic konnte fast nur gewinnen"

SPORT1: Ist ein Titel und die Champions-League-Quali nicht Zeugnis genug?

Henke: Schon, aber man darf eins nicht vergessen. Terzic konnte fast nur gewinnen. Das meine ich nicht abwertend. Die Spieler haben ihm von Anfang an vertraut, weil sie froh waren, dass Favre weg war - das sage ich mit aller Vorsicht. Ich will das auch nicht nur auf Favre beziehen, den ich für einen tollen Trainer und Menschen halte. Aber ganz ehrlich? Diese Situation, dass die Truppe vom alten Trainer die Nase voll hat, gibt es oft. Und dann hat es der Assistent, der zum Chef wird, relativ einfach, weil die Spieler ihm erstmal vertrauen und ihn vollkommen unterstützen. Natürlich musst du Ergebnisse liefern, aber dieser Effekt spielt unterbewusst eine Rolle. Und Terzic ist vielleicht bewusst geworden, dass in Frankfurt oder im Ausland die Bedingungen ganz andere sind. Da hat er dann eine neue Mannschaft und keine Spieler, die er schon als Co-Trainer kannte. Das könnten Gedankenspiele sein, wo er sagt 'Ich warte ab und will noch etwas lernen, bevor ich mich wirklich reif fühle längerfristig irgendwo anders den Chef zu machen als bei meinem Herzensklub Borussia Dortmund'. (Die Tabelle der Bundesliga)

SPORT1: Was ist das Wichtigste, was im Werkzeugkasten eines modernen Co-Trainers drin sein muss? Vor allem Loyalität?

Henke: Genau. Das würde ich nach wie vor ganz oben sehen. Das muss auch beim BVB wieder gewährleistet sein, wenn da mit Marco Rose ein neuer Chef kommt. Früher galt für mich immer, dass ein Assistenzcoach das gleich können muss wie ein Cheftrainer, der das Ganze nach außen hin kommuniziert. Und das ist mit viel Aufwand und Stress verbunden. Sein Assi kann mehr im verborgenen arbeiten, was auch seine Vorteile hat, um gewisse Entwicklungen und Ziele zu erreichen. Das Team merkt sofort, wenn es da Probleme zwischen dem Chef und seinem Co-Trainer gibt.

SPORT1: Was muss der Co-Trainer noch haben?

Henke: Er muss fachlich top sein und er muss im Hintergrund managen können, was heutzutage auch ganz wichtig ist. Also das Team-Buildung im gesamten Betreuerstab inklusive der medizinischen Abteilung. Das muss der Co-Trainer im Sinne des Chef-Trainers sehr gut managen.

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"Das halte ich für eine gute Kombination"

SPORT1: Ist es für den Cheftrainer besser nur einen Assistenten zu haben? Ist ein zu großer Staff nicht hinderlich?

Henke: Beim FCI haben wir einen Co-Trainer und einen zweiten, der aber auch der Analyst ist. Das halte ich für eine gute Kombination. Zudem haben wir noch einen Fitnesstrainer und den Torwarttrainer. Ich persönlich bin ein Fan von einem schmalen Trainerstab, weil es da einfacher ist diese Harmonie herzustellen. Damals beim FC Bayern war das nicht so gut.

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SPORT1: Das müssen Sie erklären...

Henke: Damals war ich unter Jürgen Klinsmann für die Analysen zuständig und war etwas weiter weg vom Team. Klinsmann hat da mit einem großen Staff nach dem amerikanischen Vorbild gearbeitet, der Klinsmann auch zugearbeitet hat. Das hat aus meiner Sicht nicht so reibungslos funktioniert. Klar, es war etwas Neues zu der Zeit, aber vielleicht haben die Typen nicht zueinander gepasst.

SPORT1:Edin Terzic hat bei Eintracht Frankfurt abgesagt, jetzt soll Tottenham Hotspur an ihm interessiert sein. Können Sie nachvollziehen, dass ihn das alles kalt lässt? Muss er nicht jetzt zugreifen?

Henke: Nein. Ich habe mir den Ruf als ewiger Co-Trainer erarbeitet. Ich war es wahrscheinlich auch zu lange, um dann eine Karriere als Cheftrainer dran zu hängen. Da bin ich selbstkritisch genug. Aber das ist ja bei Terzic nicht der Fall, weil er noch jung im Geschäft ist und erst einige Monate als Cheftrainer gearbeitet hat. Er bekommt zu einem späteren Zeitpunkt noch eine Chance, auch, wenn er jetzt erstmal als Co-Trainer weitermacht. Eins ist klar: man kann auch zu früh aufsteigen. Manchmal muss man die Chance gleich nutzen, wie es sich Hansi Flick wohl denkt beim Job als Bundestrainer. Man muss aber nicht unbedingt so ungeduldig sein wie scheinbar Julian Nagelsmann.

SPORT1: Wie meinen Sie das?

Henke: Bei Nagelsmann könnte man auch sagen 'Mensch du hast doch noch Zeit'. Aber wenn er das machen will, ist das seine Entscheidung. Da spielt natürlich eine Rolle, dass er bei seinem Wunschverein ist und sich vielleicht denkt, dass er diese Chance nur jetzt bekommt und zugreifen muss. Aber das Problem hat Terzic nicht.

"Habe den Schritt nie bereut"

SPORT1: War es 2005 ein Fehler Cheftrainer beim 1. FC Kaiserslautern zu werden? Sie sind gescheitert, der Verein stieg in die 2. Liga ab.

Henke: Auf gar keinen Fall war es ein Fehler. Es war für mich eine tolle Chance, weil ich bei einem der traditionsreichsten Klubs gelandet bin. Mir war die Schwere der Aufgabe bewusst. Dass es dann nicht funktioniert hat, hatte verschiedene Gründe. Aber ich habe den Schritt nie bereut, obwohl ich diese Chance nicht nutzen konnte, da bin ich selbstkritisch genug, aber ich musste sie wahrnehmen und würde das immer wieder so machen. Wenn du beim FCK Erfolg hast, ist das ein wunderbarer Job für einen Trainer.

SPORT1: War der Job des Co-Trainers für Sie ein Traumjob?

Henke: Das wurde ich schon oft gefragt. 'Warum machst du das noch, du hast doch die Qualitäten auch Cheftrainer zu machen' - das haben viele zu mir gesagt. Aber ich habe während meiner Arbeit als Co-Trainer nie das Gefühl gehabt etwas anderes machen zu müssen. Ich war immer happy in dem Job, was auch an den jeweiligen Chefs gelegen hat, die mir die entsprechenden Freiheiten ließen und mich ernst genommen haben. Ich konnte als Co-Trainer immer voll agieren und fühlte mich ausgelastet. Und was gibt es besseres als morgens zufrieden zur Arbeit zu fahren? Vielleicht denkt Terzic ja auch so.

"Er hat das unterm Strich richtig gut gemacht"

SPORT1: Was würden Sie Herrn Terzic raten, wenn er Sie anrufen würde?

Henke: Da bräuchte ich etwas Hintergrund-Information, aber ich würde ihm sagen, dass er schon noch Zeit hat und er auch in drei, vier, fünf Jahren noch nicht zu alt ist, um Cheftrainer zu werden. Eben durch seinen jetzigen Arbeitsnachweis in einer schwierigen Situation für den Verein mit einer komplizierten Mannschaft mit vielen Stars - sonst hätten sie diese Dellen nicht gehabt. Er hat das unterm Strich richtig gut gemacht. Das wird auch dann noch Bestand haben, wenn er jetzt einige Jahre nicht an vorderster Front arbeitet. Wenn er sich in Dortmund wohl fühlt, muss er jetzt nichts anderes machen. Das würde ich ihm sagen.

SPORT1: Käme das Ausland jetzt eh zu früh?

Henke: Ein schwieriges Thema. Man kann sich auch schnell verbrennen. In Deutschland hat sich Terzic schon viel Respekt erarbeitet. Jeder in den Vereinen kennt ihn und kann das einordnen. Im Ausland ist er noch ein unbeschriebenes Blatt und hat nicht die Reputation, wenn er jetzt bei Tottenham landen würde.

SPORT1: Kann es im Zusammenspiel mit Rose nicht zu Spannungen kommen? Terzic hat mit dem BVB schon einen Titel gewonnen, Rose noch nicht.

Henke: Das ist eine interessante Konstellation, die zu einer schwierigen werden könnte. Es wird ganz wichtig sein, dass man sich vor Beginn der Zusammenarbeit genau abspricht und die Aufgabenbereiche festlegt. Dann sollten sich auch alle daran halten. Aber ganz klar, das ist eine spannende Situation, die nicht ganz unproblematisch ist.