Vier Jahre war Steffen Baumgart der Trainer des SC Paderborn. Seine Visitenkarte bei den Ostwestfalen: der Durchmarsch von der 3. in die Bundesliga zwischen 2017 und 2019.
Baumgart: "Kann gute Sache werden"
Anfang April verkündete der 49-Jährige, dass er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Seit Dienstag steht nun sein neuer Arbeitgeber fest. Baumgart wird in der neuen Saison den 1. FC Köln übernehmen. Bei den Domstädtern erhält er einen Zweijahresvertrag. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
Im ersten Interview nach der Bekanntgabe spricht der gebürtige Rostocker bei SPORT1 über die neue Herausforderung.
SPORT1: Herr Baumgart, Glückwunsch zum neuen Job. Warum fiel die Wahl auf den 1. FC Köln?
Steffen Baumgart: Ich habe seit zwei Wochen konkret mit den Verantwortlichen verhandelt. Wir waren in dieser Zeit regelmäßig im Austausch, so dass ich auch mit allen wichtigen Leuten sprechen konnte. Das hat sich am Ende am besten angefühlt, weil alle Themen mit Blick auf die jeweiligen und gemeinsamen Ziele gepasst haben. Am Montagabend habe ich dann zugesagt. Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung.
SPORT1: Waren Sie sofort Feuer und Flamme, als Sie Horst Heldt kontaktierte?
Baumgart: Ich war vor allem Feuer und Flamme, weil ich zuletzt mit Vereinen in Verbindung gebracht wurde, die früher nicht da waren. Ich weiß schon, wo ich herkomme. Vor vier Jahren war es noch der BAK Berlin, dann der SC Paderborn 07 und bald ist es der 1. FC Köln. Ich durfte mich in den vergangenen Wochen mit größeren Klubs beschäftigen. Das ist für mich nicht selbstverständlich.
"Ich bekomme gerade viel Vorschusslorbeeren"
SPORT1: Auf den ersten Blick passen Steffen Baumgart und der FC zusammen. Warum glauben Sie sagen das viele Leute?
Baumgart: Es geht hier in erster Linie um positive Emotionen. Das kann eine gute Sache werden mit mir und dem FC. Ich treffe auf ein sehr emotionales Publikum, die ganze Stadt steht hinter diesem Klub und fiebert im Guten wie im Schlechten mit. Da herrscht eine große Hoffnung. Ich bekomme gerade viel Vorschusslorbeeren und es ist genau der Reiz, dem zu entsprechen.
SPORT1: Der Trainerstuhl war beim 1. FC Köln oft ein heißer. Achim Beierlorzer kam aus der 2. Liga auch mit viel Vorschusslorbeeren und musste schnell wieder gehen. Keine Angst, dass Sie den Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden können?
Baumgart: Überhaupt nicht. Ich gehe das neue Abenteuer total positiv an. So etwas gehört zu meinem Trainerjob dazu, ich wollte ja auch bewusst einen neuen Weg gehen. Mir ist die Herausforderung bewusst. Aber wenn ich Ruhe haben will, dann muss ich kein Trainer bleiben.
SPORT1: Sie haben für beide Ligen unterschrieben. Das zeigt, dass Sie das beim FC mit 100 Prozent angehen. Worauf freuen Sie sich im Vorfeld am meisten.
Baumgart: Ich lasse alles auf mich zukommen und würde mich freuen, wenn das Stadion des FC wieder zur alten Stärke zurückfindet. Das Rhein-Energie-Stadion hat eine besondere Power. Ich will die Fans und die kölschen Emotionen hautnah erleben. Köln steht für pure Emotionen, viel Stimmung und diese geballte Kraft. Das willst du erleben, wenn du als Trainer da arbeiten kannst. Ich freue mich auf die Aufgabe und auf die Menschen, mit denen ich da zusammenarbeite.
SPORT1: Hatten Sie in der Vergangenheit schon mal eine Verbindung zu Köln und zum FC oder ist alles komplett neu?
Baumgart: Es ist wirklich alles total neu. Das ist das Schöne daran. Ich kenne auch nicht die Eigenarten der Kölner, damit beschäftige ich mich aber jetzt noch nicht. Wenn ich vor Ort sein werde, will ich das kennenlernen und aufsaugen. Das Neue macht es so spannend.
Heldt? "Das passt zwischen uns"
SPORT1: Wie gut kennen Sie Horst Heldt?
Baumgart: Wir kennen uns als Spieler und arbeiten in der gleichen Branche. Somit sind wir uns immer wieder über den Weg gelaufen. Ein richtig enger Kontakt hat sich in den zurückliegenden zwei Wochen ergeben - und das passt zwischen uns.
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SPORT1: Hatten Sie nur den FC oder gab es auch andere Optionen?
Baumgart: Es gab auch andere Möglichkeiten. Ich hatte weitere Gespräche, und das war auch alles in Ordnung,. Aber mit dem FC wurde es dann konkreter.
SPORT1: Werden Sie Ihren Trainerstab aus Paderborn mitnehmen oder wie planen Sie da?
Baumgart: Das Trainerteam in Köln wird weitestgehend erhalten bleiben. Wie die genaue Konstellation aussieht, wird man sehen. Ich plane aber keine wilden Sachen, will in Ruhe anfangen und Gas geben.
SPORT1: Köln ist im Gegensatz zum kuschligen Paderborn eine Weltstadt mit viel mehr Medienpräsenz. Ziehen Sie ins Zentrum oder lieber etwas raus aus der Stadt?
Baumgart: Es ist mir bewusst, dass beim FC drei Kameras mehr am Trainingsplatz stehen. Aber damit kann ich umgehen. Ich bin sehr offen, was meinen neuen Standort betrifft. Ich wohne ja auch mitten in Berlin, bin also ein Stadtkind. Köln ist auch eine Metropole und ich schaue ganz entspannt, ob es ein Häuschen oder eine Wohnung wird.
"Ich freue mich auf Köln - und den Karneval"
SPORT1: Wie gut kennen Sie schon den Kölner Kader?
Baumgart: So gut, wie ich die Bundesliga und die 2. Bundesliga kenne. Natürlich kann ich mit den Jungs etwas anfangen. Aber das ist jetzt noch nicht entscheidend. Noch zählt für mich Paderborn und da gebe ich alles.
SPORT1: Horst Heldt und Alexander Wehrle haben auch mit Peter Stöger gesprochen, der große Beliebtheit genießt. Sind Sie stolz, dass Sie das Rennen gemacht haben?
Baumgart: Ich freue mich einfach über das Vertrauen mir gegenüber. Und ich wünsche mir, dass man schnell sagt: "Das war eine gute Entscheidung". Ich mache mir auch keine Gedanken, dass Köln ähnlich lange dauern soll wie Paderborn. Bist du gut, arbeitest du länger bei einem Klub. Sind die Ergebnisse nicht gut, dann packst du früher wieder die Koffer. Das gehört in meinem Job dazu. Ich hoffe, dass ich lange in Köln sein kann.
SPORT1: Ganz ehrlich, wie sehr haben Sie daran geglaubt, dass sie sofort etwas Neues bekommen werden?
Baumgart: Darüber habe ich mir wenig Gedanken gemacht. Jetzt ist es der FC geworden - und das ist ein gutes Gefühl.
SPORT1: Eine Frage muss natürlich sein: Wie gespannt sind Sie auf den Kölner Karneval? Sind Sie ein Feierbiest?
Baumgart: Auch für das gesellschaftliche Leben gilt, wie für den sportlichen Bereich. Ich freue mich auf Köln - und natürlich auch auf den Karneval.