Im Sommer wechselt Dayot Upamecano von RB Leipzig zum FC Bayern.
So tickt Bayerns Neuzugang privat
Bei den Münchnern soll der 22 Jahre alte Innenverteidiger zu einem der Pfeiler der Zukunft heranwachsen und den anstehenden Abgang der bisherigen Stammspieler David Alaba und Jérôme Boateng auffangen. (So plant Bayern ohne Boateng!)
Mit seinem Stellungsspiel und seiner Zweikampfstärke hat sich der Franzose für den Rekordmeister empfohlen - aber wie tickt Upamecano eigentlich abseits des Platzes?
So tickt Bayern-Neuzugang Dayot Upamecano privat
Im Interview mit FUSSBALL & FAMILIE spricht der Bayern-Neuzugang über die Bedeutung seiner Familie, seine Kindheit in der Normandie und die schwierige Zeit, als er wegen seines Stotterns gehänselt wurde.
Dayot Upamecano über:
... die Unterstützung seiner Eltern, den Traum vom Fußballprofi zu erfüllen: "Meinen Eltern war früh klar, dass ich Fußballer werden möchte. Aber in den Jugendteams hast du dann auch viele frustrierende Momente: Man hat verloren, selbst schlecht gespielt. Aber wenn ich dann enttäuscht nach Hause gekommen bin, haben sie gesagt: 'Kopf hoch! Komm', es geht weiter!' Sie haben mich aufgebaut. So wuchs in mir das Gefühl und die Überzeugung, dass ich mich durchboxen werde. Sie haben mich also immer unterstützt, egal in welcher Hinsicht. Heute sind sie stolz auf mich - und ich auf sie."
... seine Kindheit mit vier Schwestern und einem jüngeren Bruder sowie die Rollenverteilung - wer da zu Hause, abgesehen von seinen Eltern, Chef war: "Na ja, mit vier Frauen an meiner Seite war es schon ein bisschen schwierig, das ist es auch heute noch. (lacht) Vom Alter her bin ich mittendrin. Wenn wir dann über Fußball reden oder Fußball schauen, ist es immer - sagen wir es mal so - etwas kompliziert. In meiner Kindheit habe ich aber die meiste Zeit draußen verbracht und auf den Fußballplätzen der Nachbarschaft mit meinen Freunden gekickt."
Upamecano: "Verlieren musste ich erst lernen"
... die harte Schule, auf Asphalt zu kicken in seinem Heimatort Évreux in der Normandie: "Es gab keinen Schiedsrichter, es waren immer knallharte Duelle. Aber wir haben auch keinen Schiedsrichter gebraucht. Die Regeln waren klar, und jeder hat sich daran gehalten. Wir haben füreinander gekämpft. Auf dem Bolzplatz hat man vor allem gelernt, seinen Mitspieler niemals im Stich zu lassen. Selbst blutige Knie waren keine Ausrede, um sein Team im Stich zu lassen. Es war hart, aber auch ein besonderes Miteinander. Es ging ums Gewinnen, und auch das Verlieren musste ich erst lernen. Und es ging darum, seine Mitspieler zu unterstützen. Das waren ganz wichtige Lektionen. Das Team stand über allem, und Aufgeben war keine Option."
... die Herausforderungen für seine Eltern, insbesondere seine Mutter, angesichts seiner Fußball-Leidenschaft: "Mein Leben neben der Schule bestand aus Freunden und Fußball. Für Mama war es schon schwierig genug, mich überhaupt nach Hause zu bekommen. (lacht) Sie hat gerufen: 'Dayot, komm' jetzt! Schluss für heute!' Ich habe geantwortet: 'Nein, nein, noch fünf Minuten, bitte. Ich komme gleich.' Zu Hause musste ich mich dann erst mal verarzten. Aber das war normal, kein Problem. Ein bisschen Salbe drauf oder ein Pflaster, um eine blutende Wunde zu stoppen. Am wichtigsten war sowieso: Gewinnen! Meine Knie sind heute noch gezeichnet von dieser Zeit, schauen Sie mal ..."
... seine Fähigkeit, gegnerische Stürmer besser "lesen" zu können, da er in der Jugend selbst im Angriff spielte: "Klar hat mir das sehr geholfen. Ich habe nicht so viele Tore geschossen, habe aber gekämpft, bin viel gelaufen, war sehr beweglich. Dann wurde ich ins Mittelfeld gestellt, später in die Abwehr. Mit 15 durfte ich beim FC Valenciennes ein Probetraining machen. Sie haben mich gefragt, auf welcher Position ich spiele. Meine Antwort: 'Ihr könnt mich überall aufstellen, nur nicht ins Tor.'"
Wieso Upamecano als Kind gehänselt wurde
... die schwierige Phase in seiner Kindheit, als er aufgrund seines Stotterns gehänselt wurde: "Das war nicht schön. Eine schwierige Zeit. Einige Mitschüler haben mich nicht besonders gut behandelt und mich geärgert. Ich habe deswegen wenig gesprochen damals und versucht, das nicht zu tief an mich heranzulassen. Im Gegenteil: Es hat mich gestärkt und geprägt, aber nicht verletzt. Ich wusste ja: Ich kann dafür andere Dinge besser."
... den Fußballplatz als Zufluchtsort in dieser Zeit: "Das stimmt, da hatte ich nie ein Problem mit der Sprache. Ich gab schon damals meinen Mitspielern Anweisungen oder motivierte mich selbst. Auf dem Platz war ich ein anderer, da strahlte ich etwas anderes aus, da zeigte ich breite Brust. Aber wenn früher das Spiel vorbei war, hat sich das sofort wieder gedreht. Dann kam das Stottern zurück."
... die damalige Unterstützung durch einen Logopäden: "Zwischen meinem zehnten und 13. Lebensjahr bin ich regelmäßig dorthin gegangen. Das hat mir geholfen und mein Selbstbewusstsein auch außerhalb des Platzes gestärkt."
Upamecano hat Ziele mit RB Leipzig im Blick
... den Kontakt zu seiner Familie in der aktuellen, durch die Pandemie beeinflussten Situation: "Wegen der Kontaktbeschränkungen ist es eine schwierige Zeit für alle. Denn grundsätzlich genieße ich es, meine Familie um mich zu haben, sie gibt mir Halt und Kraft. Man kann über alles reden und Sorgen teilen. Zum Glück gibt es WhatsApp, Zoom, Facetime. Ich war leider lange Zeit nicht in Frankreich."
... die Erfüllung seiner Träume - und ob er eines Tages auch selbst Vater einer Großfamilie sein möchte: "Eine große Familie ist immer schön, man kann sich gegenseitig helfen, miteinander reden. Wenn es sich irgendwann ergibt, dann gerne. Aber ich bin noch nicht 30, sondern habe noch eine Menge Zeit. Momentan drehen sich meine Gedanken eher um meine Karriere. Ich konzentriere mich auf mein Spiel, meinen Verein RB Leipzig und unsere Ziele."