"Bobic, geh fott!" Mit diesen Plakaten wurde Fredi Bobic im Juni 2016 von Eintracht-Fans "begrüßt".
Bobic und SGE - nie die große Liebe
Fünf Jahre später lässt sich festhalten: Diese Schilder würde es nicht mehr geben. Der Sportvorstand leistet herausragende Arbeit, der Pokalsieg 2018 und das Europa-League-Halbfinale 2019 waren die Krönung.
Bobic verhilft Eintracht Frankfurt zu großen Erfolgen
"Wir werden alle Steine umdrehen", hatte Bobic bei seiner Präsentation angekündigt und Wort gehalten. Mit anfangs wenig Budget wurde ein neues Team aufgebaut, Trainer Adi Hütter und Chefscout Ben Manga waren Glücksgriffe, Luka Jovic und Sébastien Haller brachten Millionenbeträge.
Inzwischen ist die Eintracht "en vogue", sie wächst trotz der Coronakrise auf vielen Ebenen und träumt von der Champions League. Die sportliche Arbeit von Bobic ist nicht hoch genug zu würdigen, er hat die erfolgreichste Phase der jüngeren Vereinsgeschichte zu verantworten. (Die Tabelle der Bundesliga)
Einige Aussagen verärgern Fans
Und doch wird nach Bobics Abgang, den er am Dienstag für das Saisonende ankündigte - egal, ob es ihn nun nach Berlin oder zu einem anderen Klub zieht - der ganz große emotionale Aufschrei, wie ihn aktuell etwa Marco Rose in Gladbach erlebt, aus dem Umfeld ausbleiben.
Vor allem seine Haltung zu RB Leipzig polarisierte am Main, er hält Kritik am dortigen Modell für "oberflächliches Gequatsche". Bei einem Traditionsverein mit emotionalen Fans kam diese Ansage weniger gut an, ebenso seine Offenheit für Investorenmodelle oder den Wegfall der 50+1-Regelung.
Die Kommunikation mit dem Anhang missriet oftmals, Bobic scheute auch die offene Konfrontation nicht. Als Andreas Möller neuer Leiter des Jugendleistungszentrums wurde, gab es Proteste im Stadion. "Ihre Meinung interessiert mich nicht. Wer gegen Möller ist, ist auch gegen mich", sagte er damals bei einem Kongress der FAZ und knüpfte sein Schicksal an den früheren Profikollegen.
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Keine Liebesbeziehung zwischen Bobic und der Anhängerschaft
Der Abgang von Bobic sorgt somit zwar für einen Schock, nicht aber für Tränen. Die Zusammenarbeit verläuft erfolgreich und pragmatisch, eine Liebesbeziehung war und ist sie nicht.
Die Eintracht selbst sieht sich gerüstet für die Zeit ohne Bobic, im Hintergrund wirken die Vorstandskollegen Axel Hellmann und Oliver Frankenbach seit Jahren sehr erfolgreich mit, Trainer Hütter hat sich klar zur Eintracht bekannt.
Ohne Frage reißt der Bobic-Abgang eine Lücke. Doch der Erfolg der Hessen ruht auf mehreren Schultern.
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Dadurch, dass er nun frühzeitig für Klarheit gesorgt hat, gibt Bobic der Eintracht auch die Chance, einen geeigneten Nachfolger zu finden.
Sollten die Fans rechtzeitig ins Stadion zurückkehren, dürfte auf den Plakaten wohl nicht mehr "Bobic, geh fott" zu lesen sein. Viel mehr als ein trockenes "Danke, Bobic" ist allerdings auch nicht zu erwarten.