Ob Geschichte sich wirklich wiederholt, ist umstritten.
"Projekt" Dantas steht vor dem Aus
Beim FC Bayern könnte man aber manchmal den Eindruck gewinnen: ein hochtalentierter junger Portugiese wird vom Cheftrainer zum persönlichen Projekt ausgerufen, letztendlich senkt der Verein aber den Daumen.
Schon einmal gehört? Niko Kovac wollte einst Renato Sanches zum Star machen, verweigerte ihm sogar einen Wechsel zu PSG. 2019 verließ Renato Sanches - nach einer zwischenzeitlichen Leihe an Swansea City - die Bayern endgültig. Wenige Monate später war Kovac ebenfalls Geschichte.
Ein ähnliches Schicksal droht nun Tiago Dantas. Natürlich sind die Situationen nicht vergleichbar: Sanches kam als Europameister nach München, während Dantas mit deutlich niedrigeren Erwartungen an die Säbener Straße wechselte.
Flick gibt bei Dantas noch nicht auf
Dennoch überrascht das wahrscheinlich schnelle Aus. SPORT1 hatte schon im Januar berichtet, dass die Kaufoption auf den Mittelfeldspieler von Benfica Lissabon nicht gezogen wird.
Auf der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Rückspiel gegen Lazio Rom (Champions League: FC Bayern - Lazio Rom ab 21 Uhr im LIVETICKER) wurde Flick auch auf den 20-Jährigen angesprochen, der auf seinen Wunsch hin zum Rekordmeister geholt worden war. Für 7,5 Millionen Euro könnte Dantas im Sommer fest verpflichtet werden.
"Entscheiden müssen wir, glaube ich, jetzt noch nicht. Es ist so, dass Tiago jetzt schon gute Fortschritte macht", sagte Flick am Dienstag. "Es war einfach ein Projekt von meiner Seite, das ich angehen wollte. Er ist ein exzellenter Fußballspieler, zeigt das auch immer wieder im Training."
FC Bayern entschied schon im Januar
Schon im Januar hatte Bayerns Triple-Trainer nicht begeistert auf die SPORT1-Enthüllung reagiert, Sportvorstand Hasan Salihamidzic habe den Daumen für eine Weiterverpflichtung bereits gesenkt:
"Das stimmt nicht. Brazzo und ich sind im Austausch, der Junge gibt sein Bestes und genau das war ja auch das Ziel, als wir ihn hierhergeholt haben. Bei Kritik an Spielern, gerade an jüngeren wie Tiago Dantas, werde ich richtig sauer. Das ist nicht fair. Es wird immer wieder versucht, einen Keil zwischen Profis und Campus zu treiben. Ich bin ja auch mit Holger Seitz und Jochen Sauer ständig im Gespräch. Wir sprechen mit einer Sprache."
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Mangelnde Einsätze in 3. Liga geben Rätsel auf
In diesem Kontext verwundert, dass Dantas in der zweiten Mannschaft als erklärter Zögling des Cheftrainers bisher nur auf sieben Einsätze kam, obwohl er bei Flick trainiert.
"Wir haben gehofft, dass er ein paar Spiele mehr macht, gerade bei er U23. Das ist nicht der Fall", stellte Flick nun nüchtern fest.
Natürlich muss Seitz als Trainer der Drittligamannschaft auch Ergebnisse vorweisen und abgesehen von seinem starken Debüt gegen Kaiserslautern zeigte der Portugiese auch zu wenig (keine Torbeteiligung). Dennoch sollte ja eine zweite Mannschaft zur Entwicklung von Talenten dienen und Spielern wie Dantas die nötige Spielpraxis bieten.
Allerdings ist die raue Lauft in der dritten Liga für den körperlich noch nicht ganz so weiten Youngster, der Benfica in der Youth League ins Finale geführt hatte, auch kein ideales Pflaster. Dennoch bleiben die mangelnden Einsatzzeiten ein Rätsel.
Flick will Dantas bringen "wenn Möglichkeit besteht"
Deshalb hat ihn Flick fest in die erste Mannschaft geholt, er ist nach wie vor vom Potenzial seines Wunschprojektes überzeugt, kennt er Dantas doch schon seit Jahren. Schon zu seinen DFB-Zeiten stieß Flick auf den Portugiesen und beobachtete seinen Weg genau.
Auch beim FC Bayern förderte er ihn nach Kräften, nahm ihn mit zur Klub-WM, in der Kabine sitzt er neben Thomas Müller und kann von dem erfahren Bayern-Star viel lernen. Zudem ist die Leihe finanziell kein Risiko.
"Wenn die Möglichkeit besteht, dann wird er auch Spielminuten bekommen. Er ist ein absoluter Profi und versucht, sich hier immer wieder weiterzuentwickeln. Das war auch sein großes Ziel, als er hergekommen ist. Er macht eine gute Entwicklung. Mal abwarten, wie es sich entwickelt. Dazu kann ich im Moment noch nichts sagen", betonte Flick.
Den Bossen ist der Jungprofi die 7,5 Millionen Euro in Corona-Zeiten aber wohl nicht wert. Dass Flick am Dienstag schon in der Vergangenheit sprach ("es war ein Projekt"), dürfte mehr als nur ein Fingerzeig sein.