Unter David Wagner fing der Niedergang des FC Schalke 04 an.
Deshalb scheiterte Wagner bei S04
Die Königsblauen spielten unter dem 49-Jährigen in der vergangenen Saison eine berauschende Hinrunde, belegten nach dem 17. Spieltag Platz fünf, punktgleich mit dem Erzrivalen BVB. Doch in der Rückrunde kam nur noch ein Sieg hinzu, nach der Corona-Pause gaben die Königsblauen ein erschreckendes Bild ab und torkelten in Richtung Saisonende.
Nach einem verkorksten Start in die aktuelle Spielzeit musste Wagner gehen, viel besser wurde es seitdem nicht. Nach der 0:4-Klatsche im Revierderby gegen den BVB scheint der Abstieg nur noch Formsache zu sein. (Tabelle der Bundesliga)
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Wie konnte es so weit kommen? "Wir sind auf Schalke angetreten und hatten eine klare Idee. Eine davon war, dass eine Mannschaft, die fast abgestiegen war, verändert werden muss. Das hatten wir besprochen und war das, was wir vorhatten", erklärte Wagner, der zur Saison 2019/20 das Zepter in Gelsenkirchen übernommen hatte, im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.
Wagner: Zu wenig Winter-Transfers
Wagners Plan: "Wenn man so viele Negativerlebnisse in einer Kabine hatte, muss man frische Luft reinbringen. Das geht als neuer Trainer natürlich einfacher." In den Gesprächen mit ihm wurde auch über die finanziellen Möglichkeiten gesprochen. "Der Fahrplan war dann, dass wir im ersten Jahr zwischen neun und zwölf, im zweiten Jahr einstellig und im dritten Jahr wieder international spielen müssen."
Doch großartige Sprünge gab es weder in der Tabelle - noch auf dem Transfermarkt. "Acht Wochen später war von den finanziellen Möglichkeiten nicht mehr viel da", erklärte Wagner. Im ersten Sommer hätten sie eine schwarze Null geschrieben. "Viel weniger als das, was wir eigentlich vorhatten ohne Corona. Wir haben aber trotzdem eine sehr gute Runde gespielt dank der Leihen."
Doch zur Rückrunde wurde es schwierig. "Wir hatten sehr viele Verletzte. Das ist die Geschichte. Wir haben im November Stambouli und Sané verloren. Wir dachten, wir bekommen die im Januar wieder", sagte Wagner.
Der CHECK24 Doppelpass am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Im Januar sei absehbar gewesen, dass es nicht klappte. "Daher hätten wir in diesem Transferfenster, mit der Vorrunde, stärker agieren müssen, weil uns in der Rückrunde mit Suat Serdar, Omar Mascarell, Ozan Kabak und Daniel Caligiuri weitere Spieler langfristig ausgefallen sind."
Ein Verein wie Schalke sei dann nicht mehr konkurrenzfähig, wenn andere Teams Haaland oder Schick verpflichteten. "Wenn man kein Glück hat, was Verletzungen betrifft, ist man eine Mannschaft, die um den Klassenerhalt spielt", konstatierte Wagner.
Aufstellung gegen BVB "sicher nicht die beste Idee"
Doch auch Wagner selbst habe einige Fehler gemacht. "Dass ich in der Winterpause nicht öffentlich erklärt habe, wie es um uns steht, um so vielleicht nochmal etwas Druck aufzubauen und Transfers zu kreieren, das ist sicher ein Fehler, den ich gemacht habe", gestand er.
Auch die Zeit nach der Corona-Pause, als die Schalker im Vergleich zur Konkurrenz eher unfit wirkten, bewies Wagner nicht das beste Händchen. "Die Belastungssteuerung mit der Corona-Pause war für uns alle schwierig. Ich habe sicher nicht die beste Idee gehabt, direkt im ersten Spiel nach Corona Spieler wie Serdar oder Caligiuri, die lange nicht gespielt hatten, gleich wieder von Beginn an ins Derby zu schicken."
Es gab aber auch schon vorher Kritik an einzelnen Entscheidungen, wie zum Beispiel die Ernennung von Alexander Nübel zum Kapitän, um diesen zum Verbleib auf Schalke zu überreden. Diese Entscheidungen verteidigte Wagner jedoch: "Nübel als Kapitän oder der Torwartwechsel – das sind Entscheidungen, hinter denen ich immer noch stehe. Wir hatten damals vier Tore gegen Dortmund bekommen, drei gegen Bremen, nach dieser Corona-Pause mussten wir uns erstmal wieder finden und Stabilität herstellen. Das war der Ansatz. Die Idee, die auch aus der Mannschaft heraus geboren wurde, das war in dem Moment die richtige Idee."
Nach der Derby-Klatsche zum Restart ging bei Wagners Schalkern dann nichts mehr. "Wir waren dann nicht mehr in der Lage, so weiter zu spielen. Wenn man aber so eine Vorrunde gespielt hat und die Diskrepanz so extrem war, ist das in einem Verein wie Schalke nicht mehr zu drehen."
Wagner liebäugelt mit England
Auch die aktuelle Situation sei zum Teil dem Verletzungspech geschuldet. "Seit mehr als einem Jahr ist dieser Verein mit einer Verletzungsproblematik konfrontiert, die seinesgleichen sucht. Wenn man sich die Anfangself gegen Dortmund anschaut, das steht ein Hoppe, Thiaw, Becker und Boujellab – das sind vier Spieler, die gute Fußballspieler sind, aber eben auch noch sehr jung", erklärte Wagner.
Aktuell ist sei die Qualität nicht gut genug oder dem Kampf um den Klassenerhalt entsprechend. "Es sieht nicht gut aus und ist mehr Hoffnung als Glauben, aber die Hoffnung soll bleiben, solange es geht."
Wagners Zukunft steht noch nicht fest, der Trainer, der vor seinem Engagement auf Schalke in der Premier League bei Huddersfield Town an der Seitenlinie stand, hat allerdings genaue Vorstellungen. Und er ist von seinen Fähigkeiten weiter vollends überzeugt. "Ich will und werde wieder als Trainer arbeiten. Ich kann erklären, warum wir so eine Hinrunde und so eine Rückrunde gespielt haben. Am Ende muss ich das kommunizieren, wovon ich überzeugt bin." (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
England fände Wagner weiter sehr interessant. "Aber nichts von dem, was bisher in meinem Trainerleben passiert ist, hatte ich so geplant. Es ist einfach passiert und ganz vieles war toll. So werde ich das weiter angehen."