Zehn Pflichtspiele hat Edin Terzic nun schon als Trainer von Borussia Dortmund hinter sich – zwei im DFB-Pokal, acht in der Bundesliga. Eines fällt auf: Das Wechselkontingent schöpft der 38-Jährige nur selten aus.
Das Sinnbild eines BVB-Problems
Von 50 möglichen Wechseln hat Terzic, der vor anderthalb Monaten auf Lucien Favre gefolgt war, nur 33 vollzogen. Lediglich in den beiden Pokalspielen in Braunschweig und gegen Paderborn tauschte der frühere Favre-Co fünf Mal. (Die Tabelle der Bundesliga)
Offenbar ein Indiz dafür, dass von den Ersatzspielern zurzeit einfach zu wenig kommt. Auf SPORT1-Nachfrage erklärte Terzic: "Die Spiele waren oft eng. Es waren nicht so klare Ergebnisse dabei, dass wir nochmal viel wechseln hintenraus. Wir wollten oft nicht noch zusätzliche Unruhe einbringen."
Von den BVB-Ersatzspielern kommt zu wenig
Die Option, fünf Wechsel vorzunehmen, halte man sich aber natürlich offen. "Das hängt aber immer auch vom Spielverlauf ab."
In der Vergangenheit hatte der BVB unter Terzic in der Tat oft enge Partien. Beim enttäuschenden 1:1 gegen Mainz tauschte der Coach nur zwei Mal, bei den Niederlagen in Gladbach (2:4) und Leverkusen (1:2) immerhin drei Mal.
Die Qualität der Stamm-Elf um Mats Hummels, Erling Haaland und Co. ist top - nur von den Ersatzspielern - die Youngster Ansgar Knauff (ein Kurzeinsatz), Steffen Tigges (5 Einsätze) und Youssoufa Moukoko (10 Einsätze, 1 Tor) mal ausgenommen - kommt schlichtweg zu wenig.
Es scheint, als würden Nico Schulz (10 Einsätze), Mahmoud Dahoud (10), Felix Passlack (11), Lukasz Piszczek (11), Mateu Morey (12) oder Jesus Reinier (8) aktuell einfach zu wenig Druck auf die Konkurrenz ausüben.
Reinier hat dieses Jahr noch kein Spiel gemacht
Vor allem letzterer steht sinnbildlich für das Dortmunder Qualitätsproblem. Im Sommer war der kürzlich 19 Jahre alt gewordene Brasilianer mit großen Erwartungen von Real Madrid ausgeliehen worden. Seither kam der Offensivspieler aber nur auf acht Kurzeinsätze. In diesem Jahr hat Reinier noch kein einziges Spiel gemacht.
Er sei nicht weit weg von einem Einsatz, meint Terzic, "er ist ein sehr talentierter Spieler, der auf vielen Ebenen hart an sich arbeitet und auch sprachlich immer mehr versteht. Mir fällt es nicht leicht, so etwas nicht belohnen zu können."
Für Reinier überwies Real Madrid vor einem Jahr 30 Millionen Euro an Flamengo Rio de Janeiro und stattete den U23-Nationalspieler mit einem Vertrag bis 2026 (!) aus. Bei den Real-Profis machte Reinier kein Spiel, weshalb er vor sechs Monaten nach Dortmund verliehen wurde.
Im Revier sollte der Angreifer eigentlich Spielpraxis auf Topniveau sammeln - doch an Marco Reus, Giovanni Reyna, Jadon Sancho, Julian Brandt oder Youssoufa Moukoko kommt er zurzeit nicht vorbei, weswegen er im Januar sogar mit seinen Beratern über einen vorzeitigen Winter-Wechsel nachgedacht hatte.
"Wir haben nun mal eine sehr große Konkurrenz in der Offensive", sagte BVB-Manager Michael Zorc vor einigen Wochen mal über Reinier. "Wir haben die Geduld mit ihm und ich hoffe, er hat sie auch." (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
Reinier hat in Dortmund einen Leih-Vertrag bis 2022
Neben Reinier, der in Dortmund einen Leih-Vertrag bis 2022 hat, sind zurzeit auch andere Spieler ein gutes Stück von der Stamm-Elf entfernt. "Wir haben neben ihm (Reinier) auch andere Spieler im Kader, die wenig Einsatzzeiten bekommen haben", führte Terzic weiter aus.
"Sie haben zurzeit nicht so den Rhythmus. Da ist die Frage: Wie viel Sinn macht es, jemanden in ein enges Spiel für fünf Minuten oder zehn Minuten zu bringen, wenn er keinen Rhythmus hat."
Den fehlenden Rhythmus sah man Schulz, Piszczek und Morey gegen Paderborn eindeutig an. Das Trio stand nach längerer Zeit mal wieder in der Startelf, enttäuschte aber über weite Strecken; und der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Passlack hatte bei beiden Gegentoren eine Mitschuld. Lediglich Dahoud fügte sich nahtlos in das BVB-Spiel ein und empfahl sich für weitere Einsatzminuten.
Die qualitative Lücke zwischen erstem und zweitem Anzug ist beim BVB zurzeit groß. Auch die Ersatzspieler müssen sich allmählich anbieten und in die Spur kommen. Auf den BVB, der noch in allen drei Wettbewerben spielt, warten bis zur Länderspielpause Ende März schließlich neun Spiele.
Terzic abschließend: "Ich bin nicht weit davon entfernt, jedem Spieler bei uns eine Chance zu geben."