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Best of Bundesliga: Der Kartenkönig, der an keiner Kneipe vorbeikam

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Best of Bundesliga: Der Kartenkönig, der an keiner Kneipe vorbeikam

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Frosch: Kneipe als schwerster Gegner

SPORT1-Kolumnist Ben Redelings blickt wöchentlich auf die kuriosesten, lustigsten und unterhaltsamsten Highlights der Ligageschichte zurück.
Walter Frosch genoss das Leben in vollen Zügen
Walter Frosch genoss das Leben in vollen Zügen
© Imago
Ben Redelings
SPORT1-Kolumnist Ben Redelings blickt wöchentlich auf die kuriosesten, lustigsten und unterhaltsamsten Highlights der Ligageschichte zurück.

"Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe", hat Walter Frosch einmal gesagt.

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Ein Satz, den viele Kreisliga-Kicker genau so unterschreiben würden. Doch Walter Frosch war viel mehr. Als der damalige Bundestrainer Jupp Derwall ihn in den Kader der B-Nationalmannschaft berufen wollte, lehnte der gebürtige Ludwigshafener das Angebot mit diesen spektakulären Worten ab: "Ein Walter Frosch spielt nur in der A-Mannschaft oder in der Weltauswahl."

Der ehemalige Bundesligaspieler und spätere Erfolgstrainer Klaus Toppmöller erinnert sich gerne an seinen früheren Kameraden: "Ein sehr guter Spieler, der es auch abseits des Platzes verstand, ordentlich zu glänzen. Schon damals rauchte und trank er, bis sich die Balken bogen."

Eschweiler: "Frosch ist ein anständiger Junge"

Schiri Walter Eschweiler hat über Frosch einmal gesagt: "Das ist ein anständiger Junge. Ich kenne ihn jahrelang. Er hat immer versucht, sauber und fair zu spielen." Doch das hat nicht immer so richtig gut geklappt. Frosch: "Ich habe fast alle meine Gelben wegen Foulspiels gekriegt. Denn ich habe meine Kontrahenten oft zusammen mit dem Ball umgenietet."

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Als er in der Spielzeit 1976/77 beim FC St. Pauli kickte, traf er eines Tages auf dem Frankfurter Flughafen auf eine Gruppe Schiedsrichter, die gerade von einem Kongress kam. Sie begrüßten ihn sofort herzlich: "Herr Frosch, schön Sie zu sehen. Ihr Name war auf unserer Tagung der meistgenannte. Sie müssen sich dringend besser benehmen!"

Walter Frosch wusste genau, warum sie ihn ansprachen. Er stand damals gerade vor der zwanzigsten (!) gelben Karte in nur einer Spielzeit. Was er da allerdings noch nicht wusste: Seinetwegen sollte der DFB anschließend die Sperre nach einer gewissen Anzahl von gelben Karten in einer Saison einführen. Wahrscheinlich hatten die Schiedsrichter genau darüber gerade auf ihrer Tagung gesprochen.

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Frosch gerät mit Ribbeck aneinander

Froschs Bundesliga-Karriere startete am 23. November 1974, seinem 24. Geburtstag, mit einem Spiel seiner Kaiserslauterer bei Hertha BSC. Sein Trainer bei den roten Teufeln war Erich Ribbeck – und genau den sollte er gleich zu Beginn etwas besser kennenlernen.

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Nach einer langen Kneipennacht fuhr Frosch am nächsten Morgen noch etwas verkatert hoch zum Betzenberg. Dort angekommen steckte er sich erst einmal genüsslich eine Kippe an, die genau in dem Moment zu Ende glühte, als er in der Umkleidekabine ankam.

Ohne zu schauen, nutzte er das geöffnete Fenster, um den Stummel hinaus auf die Straße zu befördern. Dumm nur, dass draußen in diesem Moment Trainer Erich Ribbeck vorfuhr. Die Kippe landete direkt in seinem Cabrio. Frosch duckte sich umgehend weg, doch das half nichts mehr. Ribbeck raunte ihm ein bitter-süßes "Warte nur, mein Freundchen" zu.

Eine Viertelstunde später absolvierte Walter Frosch dann ein privates Straftraining im Stadion. Ribbecks einfache Anweisung: "Pack dir den Briegel auf die Schultern und renn die Stufen hoch, so weit du kommst." Und Frosch kam unter den staunenden Blicken von Ribbeck bis ganz nach oben – zweimal sogar, dann musste er sich übergeben.

Briegel klopfte seinem tapferen Mannschaftskameraden auf den lädierten Rücken und sagte: "Lass gut sein!" Doch Frosch bückte sich bereits wieder: "Spring drauf, Langer, den Spaß gönn ich dem Ribbeck nicht!"

Und mit festem Schritt lief Frosch ein drittes Mal mit Briegel auf den Schultern die Stufen hinauf. Dann ließ er seinen Mitspieler absteigen, setzte sich auf eine Stufe und grüßte von oben winkend seinem Trainer.

Die Bundesliga-Highlights am Sonntag ab 9.30 Uhr in Bundesliga Pur im TV auf SPORT1

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Ein anderes Mal wollte Frosch am Abend vor einer Partie seiner Lauterer gegen den FC Schalke 04 nur mal eben ein, zwei Bierchen in seiner Stammkneipe trinken - doch noch um drei Uhr nachts gewann Frosch einen 400-Meter-Lauf um zehn Liter Bier gegen einige seiner Kneipenkollegen.

Als er am nächsten Mittag mit geröteten Augen wieder einmal Trainer Erich Ribbeck gegenübertrat, erzählte er etwas von einer Bindehautentzündung. Seinen Gegenspieler Erwin Kremers überzeugte er anschließend mit seinen mittlerweile ligaweit bekannten (Un-)Taten: "Den hab ich von Anfang an dreimal über die Bande gehauen, dass da Feierabend war."

Das Spiel war gerettet: "In den letzten zehn Minuten bin ich noch fünfmal nach vorne gelaufen, habe immer geschrien, dass ich den Ball haben wollte, und war froh, dass ich nicht angespielt wurde." Heute ist dieser Tag ein Teil der Geschichte des beinharten Verteidigers Walter Frosch.

Legendäres Zigaretten-Interview

Doch erst ein besonderer Zufallsmoment sollte dazu führen, dass Frosch bis heute so vielen Menschen im Gedächtnis geblieben ist. Vierzehn Jahre ist es jetzt her, dass der Ex-Pauli-Profi einem NDR-Reporter am Spielfeldrand in Hamburg beim "Tag der Legenden" ein legendäres Interview gab. Der TV-Mann fragte Frosch damals mit einem Blick hinunter auf die schlanken Waden des Verteidigers: "Was haben Sie denn da unten in Ihren Stutzen drin?"

Frosch antwortete mit rauchig-knarzender Stimme kurz und knapp, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt: "Zigaretten." Der Reporter: "Bitte?" Frosch: "Zigaretten." Der Reporter jovial: "Jetzt erst einmal eine durchziehen?" Frosch: "Nachher." Der Reporter fordernd: "Warum haben Sie das dann mit auf dem Spielfeld?" Frosch logisch: "Ich bin schnell eingewechselt worden, da habe ich sie noch dabei gehabt."

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Das Video des Kartenkönigs, der an keiner Kneipe vorbei kam, haben mittlerweile viele Millionen Menschen gesehen – und so Walter Frosch endgültig unsterblich werden lassen.

Ben Redelings wurde 1975 im Flutlichtschatten des Bochumer Ruhrstadions geboren und ist Experte für die unterhaltsamen Momente des Fußballs. Sein aktueller Bestseller "Das neue Buch der Fußballsprüche" verkauft sich sprichwörtlich wie das gut gekühlte Stadionbier. Als SPORT1-Kolumnist schreibt Ben regelmäßig über die "Legenden des Fußballs" und "Best of Bundesliga".

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