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Bundesliga: So plant Schalke 04 für die 2. Bundesliga

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Bundesliga: So plant Schalke 04 für die 2. Bundesliga

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So plant Schalke für die 2. Liga

Der FC Schalke 04 taumelt dem Abstieg entgegen und plant im Hintergrund schon für die 2. Liga. Kann Königsblau einen Abstieg überhaupt stemmen? Der SPORT1-Report.
Schalke droht der Abstieg in die zweite Liga. Kommt es wirklich so, wird der Kader in der zweiten Liga womöglich komplett anders aussehen.
Patrick Berger
Der FC Schalke 04 taumelt dem Abstieg entgegen und plant im Hintergrund schon für die 2. Liga. Kann Königsblau einen Abstieg überhaupt stemmen? Der SPORT1-Report.

Die dunkelgrauen Wolken, die am vergangenen Wochenende über der Veltins Arena hingen, waren symbolisch. Ein paar wenige Fans, gekleidet natürlich in königsblauen Trainingsanzügen, machten mit Kind oder Hund den sonntäglichen Spaziergang um die Arena.

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"Was sollen wir gegen die holen?", fragte ein Fan mit Blick auf das bevorstehende Heimspiel gegen Bayern München. "Das Ding ist doch eh durch. Wir steigen ab!"

Hoffnungen haben selbst die treusten Anhänger nicht mehr. Die 0:4-Pleite gegen die Bayern war die 13. Saisonniederlage, bei Werder Bremen reichte es am Samstag immerhin mal wieder zu einem Punktgewinn. Mit nur acht Punkten aus 19 Spielen schlittert der einst so stolze Pott-Klub dennoch immer mehr ins Horror-Szenario: Und das heißt 2. Liga. (SERVICE: Die Tabelle der Bundesliga)

Der vierte Abstieg der Klubgeschichte nach 1981, 1983 und 1988 wird immer wahrscheinlicher. Die Klubführung plant im Hintergrund schon für die Zweitklassigkeit. Bis 1. April müssen die Lizenzunterlagen für die 2. Liga nämlich fristgerecht bei der DFL eingereicht werden. 

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Bekäme Schalke überhaupt die Lizenz? Droht die Insolvenz? Mit welcher Mannschaft würde man in die 2. Liga gehen? Welche Verträge sind gültig? SPORT1 hat sich die Situation auf Schalke genau angeschaut.

Finanzen 

Den Klub drücken aktuell Verbindlichkeiten von fast 240 Millionen Euro - das Corona-Darlehen, das als Sicherheit mit einer Landesbürgschaft unterlegt ist, mit eingerechnet. Wie ein Damoklesschwert hängen die Verbindlichkeiten über dem eingetragenen Verein.  

Auf Schalke war in den vergangenen Jahren alles auf das dauerhafte Erreichen der Champions League ausgerichtet - die Erfolge blieben aber aus. Die "Wette auf die Zukunft", wie die beiden Vorstände Alexander Jobst und Jochen Schneider die strategische Ausrichtung der vergangenen Jahre nennen, habe man verloren.  

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Die größte Frage, die sich bei einem Abstieg stellt: Bekommt Schalke überhaupt die Lizenz für die 2. Liga? Der Klub plant aktuell zweigleisig und muss – wie bereits vor zwei Jahren – bis 15. März die Lizenz für die Bundesliga und bis 1. April für die 2. Liga beantragen. "Wir sind zuversichtlich, dass Schalke in beiden Szenarien die Lizenz erhalten wird", sagt Finanzchefin Christina Rühl-Hamers zu SPORT1

Die Lizenzerteilung für das Unterhaus soll auch diesmal nicht in Gefahr sein. Zu den Gerüchten, wonach am Saisonende gar die Insolvenz droht, sagt Rühl-Hamers: "Das sind reine Spekulationen und entbehrt jeglicher faktenbasierten Grundlage."

Was Schalke enorm hilft: die Vermögenswerte. Mit der abbezahlten Veltins-Arena (könnte man verkaufen und mieten), den Marketing- und Cateringrechten und einem möglichen Verkauf der eSports-Abteilung (könnte ca. 20 Mio. Euro bringen) hat der Klub Trümpfe in der Hand.

Mit einem Unternehmenswert von 814 Millionen Euro ist Schalke laut den Finanzexperten der "KPMG Football Benchmark" immer noch der 15.-wertvollste Fußball-Klub Europas. 

"Die strategische Ausrichtung der vergangenen Jahre, die genannten Rechte nicht zu verkaufen, erweist sich gerade jetzt als großer Vorteil im Hinblick auf Sicherheit und Handlungsfähigkeit", erklärt die 44-jährige Führungskraft. "Wobei es bei einem Abstieg keine Denkverbote geben darf, daher prüfen und bewerten wir selbstverständlich alle Handlungsoptionen." 

Wichtig außerdem für Schalke: Die Premium-Sponsoren Böklunder, eine Tönnies-Tochter, und Stölting haben ihre Verträge bis 2024 respektive 2029 vorzeitig verlängert. Mit beiden Unternehmen wurden sofortige Sonderzahlungen vereinbart.  

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Außerdem zahlt Veltins auch im Abstiegsfall bis 2027 jährlich 6,5 Mio. Euro für die Namensrechte am Stadion, Ausrüster Umbro überweist bis 2023 stolze 8 Mio. Euro pro Saison. Anders sieht das allerdings bei Hauptsponsor Gazprom aus, der 20 Mio. Euro jährlich zahlt.

Der Vertrag mit dem Öl-Giganten hat in der 2. Liga keine Gültigkeit und müsste neu verhandelt werden. Gespräche dazu laufen. 

Dramatisch zurückgehen würden im Zweitliga-Fall die TV-Gelder. Allein 17,9 Mio. Euro würden über die Gleichverteilungs-Säule fehlen. Ein Rückgang würde auch im Sponsoring und Ticketing durch günstigere Eintrittspreise und weniger Fans erwartet. Und: Halten die Geisterspiele an, fehlen Schalke weiterhin 2 Mio. Euro pro Spiel. 

Zuletzt wären da ja noch die Mittelstandsanleihen. Im Juli muss Schalke die erste Tranche in Höhe von 16 Mio. Euro an seine Fans zurückzahlen, 2023 werden dann weitere 34 Mio. Euro fällig. Von welchem Geld soll die Rückzahlung erfolgen? Mit welchen Alternativszenarien beschäftigt man sich? "In allen Szenarien ist selbstverständlich die Bedienung unserer Zahlungsverpflichtungen einschließlich der Rückzahlung der Anleihe abgebildet", versichert Rühl-Hamers. 

Infrastruktur 

Rund 100 Millionen Euro kosten die Bauarbeiten am "Berger Feld". Zum Projekt, das als "Meilenstein in der erfolgreichen Weiterentwicklung der nächsten 15 Jahre" bezeichnet wurde, gehören unter anderem die Umgestaltung und Erweiterung der Trainingsplätze und der Geschäftsstelle sowie eine insgesamt verbesserte Infrastruktur.

Der erste Spatenstich für das große Portalgebäude ist noch nicht erfolgt. Im Abstiegsfall könnte es ein Baustopp geben. Man werde ab sofort "mit Augenmaß und kaufmännischer Vernunft" handeln, sagt Rühl-Hamers. 

Mitarbeiter 

Rund 600 Mitarbeiter sind auf Schalke fest angestellt. Zählt man Aushilfskräfte dazu, kommt man sogar auf die dreifache Anzahl. 2019 gab der Klub stattliche 123,8 Millionen Euro (Profi-Kader inklusive) für Löhne und Gehälter aus.  

Das Schalke-Umfeld ist auf das internationale Geschäft ausgerichtet. Etwa 20 Mio. Euro kostet allein die Geschäftsstelle. Im Abstiegsfall dürfte die Mitarbeiterzahl bei geringeren Einnahmen wohl nicht lange zu halten sein. "Unsere Mitarbeiter brauchen keine Angst zu haben", sagt Rühl-Hamers. "Ein Personalabbau hätte keine Priorität. Denn die Auswirkungen auf die Kostenstruktur würden uns erst mittelfristig entlasten."  

Schafft man nicht den direkten Wiederaufstieg, würde man dazu allerdings gezwungen sein, schließlich ist die Belegschaft auf internationales Geschäft zugeschnitten. 

Mannschaft 

Zwölf Verträge laufen im Sommer aus, darunter die Leih-Verträge mit Sead Kolasinac (Arsenal), Klaas-Jan Huntelaar (Ajax/plant Karriereende) und Goncalo Paciência (Frankfurt). Auch die Papiere von Topverdiener Nabil Bentaleb, Frederik Rönnow, Kilian Ludewig, Alessandro Schöpf, Steven Skrzybski, Timo Becker, Michael Langer, Luca Schuler und Matthew Hoppe laufen aus. 

Nach SPORT1-Informationen sind alle Verträge, die Sportvorstand Jochen Schneider abgewickelt hat, auch für die 2. Liga gültig. Auch der Vertrag von Sebastian Rudy (zurzeit an Hoffenheim verliehen), das gab Schalke vor zwei Jahren bekannt, gilt im Unterhaus.  

Klar ist: Schalke müsste im Abstiegsfall vor allem Top-Gehälter einsparen und demnach mit Spielerverkäufen Geld einnehmen. Stars wie Ozan Kabak, Amine Harit, Omar Mascarell, Suat Serdar, Mark Uth, Matija Nastasic oder Salif Sané stünden zum Verkauf bereit.  

"Die Kaderzusammenstellung in einem Zweitliga-Szenario unterscheidet sich selbstverständlich sehr deutlich vom Kader einer Erstliga-Mannschaft", sagt Rühl-Hamers. (SERVICE: Alle Spiele und Ergebnisse der Bundesliga)

"Daher gehen wir davon aus, dass der Kader in der 2. Liga ein anderes Gesicht haben würde. Dass bei Spielerabgängen auch Transfererlöse erzielt und Gehaltseinsparungen realisiert werden können, ist selbstredend und natürlich spielen diese Effekte bei einer Planung für ein Zweitliga-Szenario auch eine Rolle. Da dort die Einnahmen sinken, müssen zwangsläufig auch die Kosten sinken - und zwar in allen Bereichen." 

Mittelfeldspieler Weston McKennie, der zurzeit bei Juventus Turin für Furore sorgt, wird Schalke dauerhaft verlassen. Wenn Juve die Champions League erreicht (wovon auszugehen ist), muss der italienische Top-Klub den US-Amerikaner fest verpflichten – und zwar für 18,5 Millionen Euro. Die McKennie-Kohle wäre für Schalke enorm wichtig, wenngleich Rühl-Hamers meint: "Der Transfer ist an Bedingungen geknüpft, die derzeit noch nicht erfüllt sind. Im Lizenzierungsverfahren können nur sichere Einnahmen angesetzt werden." 

Einen Neuanfang würden die Schalker allen voran mit Eigengewächsen aus der Knappenschmiede angehen. Neben Fünf-Tore-Überraschung Hoppe, mit dem man in Gesprächen bezüglich einer Vertragsverlängerung ist, wären das Spieler wie Malick Thiaw, Ahmed Kutucu, Levent Mercan, Can Bozdogan oder Nassim Boujellab. Das Torwart-Duo könnten Ralf Fährmann und Markus Schubert (zurzeit an Frankfurt verliehen) bilden. 

Klar ist: Der Gehaltsetat, der bei rund 80 Mio. Euro liegt, müsste mindestens um die Hälfte runtergefahren werden. "Der Kader müsste natürlich an die Gegebenheiten und die Wettbewerbssituation in der 2. Liga angepasst werden", sagt Rühl-Hamers. 

Trainer 

Im Sommer stünde S04 vor einer erneuten Trainerfrage. Der Klub, der in der laufenden Saison schon vier Trainer hatte, würde einen emotionalen Coach suchen, der Aufbruchstimmung erzeugt und mit jungen Spielern arbeiten kann. Die Namen Dimitrios Grammozis oder Domenico Tedesco könnten wieder heiß werden. 

Christian Gross, der nur Vertrag bis Sommer hat, wäre weg. Für einen Neuanfang steht der 66-jährige Schweizer, der kurz vor der Rente steht, ohnehin nicht. 

Übrigens: In David Wagner und Manuel Baum zahlt S04 noch zwei Trainer bis Juni 2022. Zusammen kosten beide jährlich mehr als 3 Mio. Euro.  

Vorstand 

Seit drei Monaten besteht der Vorstand aus Christina Rühl-Hamers (Finanzen, Personal und Recht), die auf Peter Peters folgte, Alexander Jobst (Marketing, Vertrieb und Organisation) und Jochen Schneider (Sport und Kommunikation). 

Jobst und Peters stehen voll in der Kritik. Vor allem ein Aus von Schneider, der noch Vertrag bis 2022 hat, ist im Abstiegsfall sicher. Er selbst sagte dazu kürzlich: "Das ist ja klar." 

Gesucht wird schon jetzt ein klassischer Sportdirektor, der Schneider beerben könnte. Eigentlich sollte der schon längst gefunden sein, schließlich teilen sich Sascha Riether (Lizenzspielerchef), Mike Büskens (Koordinator für verliehene Spieler) und René Grotus (Sportkoordinator) die Aufgaben der freigestellten Michael Reschke (Kaderplaner) und Adrian Babic (Chefscout). 

Aufsichtsrat 

Das elfköpfige Gremium bekommt im Sommer ein neues Gesicht. Fünf Mandate, auch das von Jahrhunderttrainer Huub Stevens, laufen aus. Am 13. Juni wird auf der Jahreshauptversammlung neu gewählt. Nach SPORT1-Informationen wollen Ex-Finanzboss Peter Peters und Ex-Profi Hans Sarpei in den Rat. 

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Bei einer möglichen Neuausrichtung des Klubs spielt der Aufsichtsrat eine wichtige Rolle. 

Fans 

Die treuen Fans haben nur noch wenig Hoffnung und finden sich immer mehr mit der 2. Liga ab. Auf der (wohl digitalen) Mitgliederversammlung am 13. Juni wird das Thema einer Ausgliederung der Profi-Abteilung sicherlich heiß diskutiert. 

Auf einer extra einberufenen außerordentlichen Mitgliederversammlung müssten zu gegebener Zeit rund 75 Prozent der 120.000 stimmberechtigen Mitglieder für eine Ausgliederung stimmen.