Denis Zakaria zählt zu den größten Stars bei Borussia Mönchengladbach. Der defensive Mittelfeldspieler ist - zusammen mit Stürmer Marcus Thuram - mit einem Marktwert von 40 Millionen Euro wertvollster Fohlen-Spieler.
Das sagt Zakaria zum FCB-Interesse
Vor dem Topspiel am Freitag gegen Bayern München (Bundesliga: Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) spricht der 24-Jährige im großen SPORT1-Interview über diese hohe Summe, die besondere Beziehung zu Trainer Marco Rose, Gerüchte über einen Bayern-Wechsel im Sommer und seine Wünsche für das neue Jahr.
SPORT1: Herr Zakaria, stimmt es eigentlich, dass Sie nur wegen Ihrer Mutter Fußballer wurden?
Denis Zakaria: Nicht ganz. Meine Mutter wollte damals einfach nicht, dass ich nach der Schule auf der Straße abhänge und Blödsinn mache. Deshalb hat sie mich im Fußballverein angemeldet. Ich hätte sie früher oder später aber ohnehin dazu gezwungen (lacht). Als kleiner Junge war ich mit meinem Vater und meinem Bruder oft bei den Spielen von Servette Genf.
SPORT1: Ihre Mutter war es auch, die darauf bestanden hatte, dass Sie neben dem Fußball eine Ausbildung machen. Die Handelsschule mussten Sie wegen der Profi-Karriere aber abbrechen. Hat Sie Ihnen mittlerweile verziehen?
Zakaria: Ich wollte die Handelsschule eigentlich erfolgreich beenden. Als ich in Bern aber Fußball-Profi wurde, war es schlichtweg nicht mehr möglich, alles unter einen Hut zu bekommen. Am Anfang war das schon schwer für meine Mutter. Sie wollte unbedingt, dass ich in Ihren Augen etwas Vernünftiges mache. Weil es im Fußball aber ganz gut lief, hat sie es mittlerweile akzeptiert. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
SPORT1: Ihre fußballerische Karriere lief alles andere als schlecht. Über Genf und Bern ging es 2017 nach Gladbach. Sie sind Stammspieler bei der Borussia und kommen auf 91 Bundesliga-Einsätze für die Fohlen. Müssen Sie sich manchmal kneifen?
"Es lief schon alles sehr, sehr schnell"
Zakaria: Es lief schon alles sehr, sehr schnell. Das ist schon verrückt. Während meiner langen Verletzungspause hatte ich aber auch viel Zeit, um nachzudenken und die Dinge zu reflektieren. Ich habe gemerkt, wie schnell alles vorbei sein kann. Eine Verletzung kann zum Ende führen. Ich habe mir vorgenommen, noch mehr auf meinen Körper zu hören und die Zeit als Profi noch mehr zu genießen.
SPORT1: Ihr Marktwert liegt bei 40 Millionen Euro - was macht so eine hohe Zahl mit Ihnen?
Zakaria: Diese Zahl macht mich persönlich stolz. Mir gibt sie Kraft, damit ich weiter hart an mir arbeite. Ich möchte dafür sorgen, dass diese Zahl in Zukunft noch größer wird. Hoffentlich klappt das.
SPORT1: Sie haben mal gesagt: "Ich will nie hören, ich würde mich für etwas Besseres halten." Wer hilft Ihnen, auf dem Boden zu bleiben?
Zakaria: Meine Familie. Ich genieße einen großen Rückhalt. Ich bin sehr bodenständig und in Demut aufgewachsen. Ich habe außerdem einen guten, engen Freundeskreis. Meine Jungs sind immer noch die gleichen. Ich will immer der sein, der ich damals in Genf war. Sie sagen mir schon, wenn ihnen etwas nicht an mir gefällt.
SPORT1: Am Freitag empfangen Sie mit der Borussia die Bayern zum Bundesliga-Topspiel. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Spiel?
Zakaria: Ganz klar: Wir wollen auch gegen Bayern gewinnen! Dazu brauchen wir eine absolute Top-Leistung. Wir alle wissen, dass Bayern momentan das Maß aller Dinge ist. Wir haben aber schon oft gezeigt, dass wir gegen sie gute Spiele machen können.
SPORT1: In der Tat: Fünf Mal haben Sie in Ihrer Karriere schon gegen Bayern gespielt und drei Mal gewonnen. Das können nicht gerade viele von sich behaupten. Verraten Sie uns, wie man die Bayern schlägt?
Zakaria: So einfach ist das leider nicht. Es ist immer - neben der Qualität, die man auf den Platz bringt - auch eine Willensfrage. Wir sind eine gute Mannschaft und haben viel Selbstvertrauen. In der laufenden Saison haben wir bereits gegen Mannschaften wie Inter oder Real gute Leistungen gezeigt. Das ermutigt uns, dass wir auch am Freitag etwas mitnehmen können.
SPORT1: Wer ist gefährlicher: Robert Lewandowski, Manuel Neuer oder Joshua Kimmich?
Zakaria: Alle sind gefährlich! Es wäre vermessen, wenn ich nur einen Namen rauspicke. Die drei sind natürlich top. Absolute Weltklasse! Du kannst bei Bayern aber 20 Spieler aufzählen, die sehr gefährlich sind. Die ganze Mannschaft ist einfach sehr, sehr stark. Wir müssen auf alle aufpassen.
Zakaria: "Kimmich ist der beste Mittelfeldspieler der Welt"
SPORT1: Joshua Kimmich ist ein Jahr älter als Sie, spielt auch in der Regel auch im defensiven Mittelfeld. Ist er eine Art fußballerisches Vorbild für Sie?
Zakaria: Er ist einfach großartig. Kimmich ist zurzeit der beste Mittelfeldspieler der Welt. Er hebt dein Mittelfeld automatisch auf ein Top-Niveau. Ich schaue ihm natürlich gerne zu. Als Vorbild würde ich ihn aber nicht bezeichnen.
SPORT1: Haben Sie denn ein Vorbild?
Zakaria: Ich finde Paul Pogba klasse. Mein größtes Idol war früher aber Patrick Vieira. Er hat eine Weltkarriere hingelegt. Ihm eifere ich schon ein bisschen nach. Für mich ist aber immer klar: Ich will Denis Zakaria sein und nicht Pogba oder Vieira. Ich will dem Fußball meinen eigenen Stempel aufdrücken.
SPORT1: Nach unseren Informationen hat Sie der FC Bayern auf dem Zettel. Gab es schon Kontakt?
Zakaria: Ich habe mit niemandem über einen Wechsel gesprochen. Ich bin zu 100 Prozent auf Gladbach fokussiert und habe noch anderthalb Jahre Vertrag.
SPORT1: Haben Sie eigentlich einen Karriereplan?
Zakaria: Einen klassischen Karriereplan habe ich nicht. Ich habe aber schon als junger Spieler davon geträumt, mal für einen der größten Vereine der Welt zu spielen. Um das irgendwann zu erreichen, muss ich hier in Gladbach hart arbeiten. Für den Moment bin ich bei der Borussia sehr zufrieden. (Die Tabelle der Bundesliga)
SPORT1: Sie haben vor wenigen Monaten den Berater gewechselt. Statt Ex-Bundesliga-Profi Mathieu Béda berät Sie nun Damir Smoljan von Lian Sports. Die Agentur vertritt auch die Interessen der Bayern-Spieler Leroy Sané und Jérôme Boateng. Was war der Wechselgrund?
Zakaria: Das war eine schwere Entscheidung, weil mich Mathieu lange begleitet hat. Es lag nicht an ihm. Er ist ein super Berater und wie ein Bruder für mich. Ich werde nie vergessen, was er für mich gemacht hat. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich in diesem Bereich eine Veränderung brauche.
Zakaria: "Ich stelle hier keine Bedingungen"
SPORT1: Muss Gladbach auch im kommenden Jahr in der Champions League spielen, damit Sie bleiben?
Zakaria: Ich stelle hier keine Bedingungen. Aber klar ist, dass ich sehr ambitioniert bin, wie im Übrigen alle Spieler bei uns im Kader. Jeder von uns möchte in der Champions League spielen. Ich hoffe natürlich sehr, dass wir uns wieder dafür qualifizieren. Dafür werden wir alles geben.
SPORT1: Sportchef Max Eberl nannte die ständigen Wechselgerüchte um Ihre Person "respektlos". Man sei schließlich "kein Niemand mehr". Ist es möglich, dass Sie Ihren bis 2022 laufenden Vertrag in Gladbach sogar verlängern?
Zakaria: Im Fußball weißt du nie, was passiert. Wir haben uns noch nicht zu konkreten Gesprächen getroffen. Ausschließen möchte ich nichts. Mehr kann ich aktuell aber nicht sagen.
SPORT1: Wie finden Sie es eigentlich, dass sich Max Eberl eine Auszeit genommen hat.
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Zakaria: Ich finde das sehr gut. Er hat sich das total verdient. Ich hoffe, dass er die Zeit in Bayern mit der Familie genießt und mindestens mit der gleichen Energie zurückkommt. Es ist super, dass er die Möglichkeit bekommt und nach zwölf Jahren mal ein bisschen abschalten kann.
SPORT1: Im DFB-Pokal-Achtelfinale spielt Gladbach gegen Stuttgart, in der Champions League geht es gegen Manchester City - nur in der Bundesliga, dem Kerngeschäft, läuft es nicht so gut. Nur zwei Siege gab es in den letzten acht Spielen. Wie erklären Sie sich diese Krise?
Zakaria: "Wir können in dieser Saison Großes erreichen"
Zakaria: Das ist schwer zu erklären. Wir sind mit dem siebten Platz alles andere als zufrieden. Wir können es besser. Ich glaube, dass es auch ein bisschen an der hohen Belastung und den vielen Spielen liegt. In manchen Spielen waren wir nicht 100 Prozent bis zum Abpfiff konzentriert. Trotzdem bleibe ich dabei: Wir können in dieser Saison Großes erreichen! Ich mache mir keine Sorgen und habe großes Vertrauen in meine Mannschaft. Wir haben uns für die Rückrunde etwas vorgenommen.
SPORT1: Es macht den Eindruck, dass Sie nach Ihrer Verletzung noch nicht der alte sind. Sie sind schwer reingekommen, haben ungewohnte viele Ballverluste und verlorene Zweikämpfe in Ihrem Spiel. Geben Sie mir recht?
Zakaria: Ich gebe Ihnen recht, ja. Es läuft bei mir noch nicht so, wie erhofft. Es ist sehr schwer, nach neunmonatiger Verletzungspause wieder sein Top-Niveau zu erreichen. Ich bin noch nicht ganz bei 100 Prozent. Ich merke auf dem Platz, dass ich noch nicht der alte Zak bin. Ich arbeite aber hart an mir und bin sicher, dass er schon bald wieder für alle Leute zu sehen sein wird (lacht).
SPORT1: Trainer Marco Rose sagte auf der Pressekonferenz: "Denis kann uns natürlich auch gegen Bayern viel geben". Sind Sie bereit für die Startelf?
Zakaria: Ich bin immer bereit. Aber das ist die Entscheidung des Trainers. Ich werde alles geben, um meiner Mannschaft am Freitag zu helfen - und wenn es am Ende nur 10 oder 15 Minuten sein werden.
Zakaria: "Ich bin Marco Rose dankbar"
SPORT1: Während Ihrer Verletzung hat Marco Rose immer wieder betont, wie wichtig sie sind. Er sagte: "Denis ist unser wichtigster Spieler." Welchen Einfluss hat der Coach auf Sie?
Zakaria: Er ist sehr wichtig für mich. Es ist schön, wenn du verletzt bist, und solche Sätze hörst. Das ist für den Kopf total wichtig. Damit hat er mir sehr geholfen. Ich bin Marco Rose, dem Verein und meinen Kollegen unheimlich dankbar. Von allen hier habe ich die volle Unterstützung bekommen.
SPORT1: Auch um Ihren Trainer ranken sich Wechselgerüchte. Der BVB hat großes Interesse an ihm. Haben Sie sich diesbezüglich mal bei ihm erkundigt?
Zakaria: Ich habe ihn nicht dazu gefragt und werde das auch nicht tun. Das ist seine ganz persönliche Sache. Fakt ist: Er ist bei uns und macht einen großartigen Job. Klar, dass andere Vereine auf ihn aufmerksam werden. Ich habe den Eindruck, dass er voll und ganz mit seinen Gedanken bei uns ist.
SPORT1: Das Jahr 2020 liegt hinter uns. Was wünschen Sie sich persönlich für 2021?
Zakaria: Mein größter Wunsch ist, dass ich gesund und verletzungsfrei bleibe, um wieder anzugreifen. Das hoffe ich im Übrigen für jeden Menschen auf der Welt. Mit Mönchengladbach will ich mich für die Champions League qualifizieren. Das wäre ein toller Erfolg für diesen großartigen Verein.