Wissen Sie, welche "Auszeichnung" der kicker nur ein einziges Mal in seiner langen Geschichte verliehen hat und dann nie wieder?
Der größte Treter der Bundesliga
Nein? Ich sage es Ihnen - später. Der "Gewinner" war damals übrigens Uli Borowka.
Es gibt in der Historie des deutschen Fußballs mehrere Spieler, die den Beinamen "Eisenfuß" trugen, aber nur einen, den man "die Axt" nannte. Der ehemalige Nationalspieler Uli Borowka hat sich diesen inoffiziellen Titel redlich verdient.
Stolz sagte er einmal: "Mein Talisman ist eine Krawattennadel mit einem Hackebeil. Ein Geschenk meiner Frau, die meint, das würde zu meinem Erscheinungsbild auf dem Fußballplatz passen".
Der ungekrönte Meister des Trash Talks
Seine Spielweise auf dem grünen Rasen charakterisierte der Ex-Werder-Profi Borowka einmal über einen kleinen Umweg: "Ich spiele so Golf, wie ich früher Fußball gespielt habe: Hau drauf, und dann musste gucken, wie du aus der Sülze raus kommst".
Borowka war auf dem Platz der ungekrönte Meister des Dirty bzw. Trash Talks. Seine Gegenspieler begrüßte er gerne bereits vor dem Spiel überaus handfest.
Andreas "Heulsuse" Möller soll sich eines Tages beim Gang aus den Katakomben des Weserstadions bei ihm beschwert haben, dass der Weg hinaus zum Rasen so weit sei. Borowka nahm Möller daraufhin zärtlich in den Arm, lächelte ihn noch einmal liebevoll an und meinte dann: "Keine Sorge, Andy, zurück wirst du getragen!"
Auch der Schalker Olaf Thon erinnert sich noch heute genau an den unbarmherzigen Abwehrrecken Borowka. Bei seinem allerersten Bundesligaspiel auf dem Bökelberg war der beinharte Verteidiger Thons Gegenspieler. Borowka empfing den nervösen Jungspund mit den Worten: "Ich brech' dir gleich beide Beine!" Damit war alles Wesentliche gesagt.
Kirsten haut Borowka nach einer Minute über die Bande
Nur ein einziger Spieler konnte es mit Borowka aufnehmen, wie er selbst gerne erzählt: "Beim Spiel in Leverkusen haut mich Ulf Kirsten in der ersten Minute mit Karacho über die Bande. Ich denk, was ist denn jetzt los und sag zu Ulf: 'Sag mal, spinnst du? Ich habe doch noch überhaupt nix gemacht?!' Da schaut der Ulf mich lächelnd an und meint: 'Das ist noch fürs letzte Mal, Uli!'"
Eine Legende aus Borowkas schillernder Karriere ist der Abend, als Klaus Allofs seinen Einstand beim SV Werder feierte. Zünftig wie üblich trank man sich in einer abgeschlossenen Kneipe in Stimmung. Dazu gehörte auch, wie Uli Borowka in einer geselligen Runde einmal erzählte, dass der neue Spieler stets mit jedem Mannschaftskameraden ein Pinnchen Schnaps trinken musste.
Damals umfassten die Kader Gott sei Dank nur maximal 20 Spieler, zu Zeiten eines Felix Magath auf Schalke oder in Wolfsburg wäre dieses Ritual wohl häufig nicht gut ausgegangen. Aber das nur am Rande.
Nachdem man einige Stunden gezecht hatte, zog man schließlich in kleiner Runde noch weiter in ein nahe gelegenes Etablissement. Dort legte man den schlafenden Klaus Allofs in der Küche ab und veranstaltete unter dem Kommando von Borowka im Whirlpool ein "Wett-Tauchen".
Als Borowka einen Sportjournalisten in einem Etablissement entdeckt
Als Uli schließlich genug hatte, begab er sich in die Küche. Dort war Allofs aber nicht mehr und so öffnete Borowka auf der Suche nach seinem neuen Kollegen einige Türen, bis er schließlich auf einem Bett einen "Kerl mit schwarzer Damenstrumpfhose und Stöckelschuhen" entdeckte, den er kannte. Ein berühmter Sportjournalist.
Die Bundesliga-Highlights am Sonntag ab 9.30 Uhr in Bundesliga Pur im TV auf SPORT1
Borowka rief sogleich: "Na, du Arschloch" und zog die Tür wieder hinter sich zu. In den Wochen danach konnte er sich darauf verlassen, egal wie schlecht er auch spielte, dass samstags ab 22 Uhr im ZDF von ein und demselben Herrn mit Minipli-Frisur stets gesagt wurde: "Uli Borowka, wie immer einer der besten Männer auf dem Platz!"
Uli "die Axt" Borowka war es schließlich auch, der in der Saison 1987/88 als einziger deutscher Spieler überhaupt im Auftrag des Kicker von 216 Profis zum größten "Treter der Bundesliga" gewählt wurde. Aufgrund von Protesten wurde diese Wahl nie wiederholt.
Der Ausgezeichnete selbst nahm die Sache jedoch mit Humor. Borowka fand es nur schade, dass er nichts Vorzeigbares in den Händen halten konnte: "Es gibt doch immer Nadeln und Pokale. Ich bestehe jetzt auf einen eisernen Schuh!"
Der Mann konnte schon immer nicht nur nachhaltig überzeugend kicken - sondern auch ganz formidabel Sprüche raushauen.
Ben Redelings wurde 1975 im Flutlichtschatten des Bochumer Ruhrstadions geboren und ist Experte für die unterhaltsamen Momente des Fußballs. Sein aktueller Bestseller "Das neue Buch der Fußballsprüche" verkauft sich sprichwörtlich wie das gut gekühlte Stadionbier. Als SPORT1-Kolumnist schreibt Ben regelmäßig über die "Legenden des Fußballs" und "Best of Bundesliga".
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