Die Deutsche Fußball Liga (DFL) trägt bei ihrem neuen Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder bis zur Saison 2024/25 den Auswirkungen der Corona-Pandemie Rechnung.
Watzke reagiert auf TV-Geld-Reform
Wie DFL-Geschäftsführer Christian Seifert nach einer virtuellen Mitgliederversammlung mit den 36 Profiklubs aus der Bundesliga und 2. Bundesliga am Montag mitteilte, sollen 53 Prozent der Gelder in den kommenden beiden Jahren gleich verteilt werden.
Alle Klubs der Bundesliga erhalten demnach in der kommenden Saison sicher 24,7 Millionen Euro, in der 2. Liga werden an alle Vereine 6,9 Millionen Euro gleich verteilt. Die Leistung dient als zweite große Säule. Der Verteilungsschlüssel wurde im DFL-Präsidium ohne Gegenstimme beschlossen.
Verteilung der TV-Gelder für Watzke "schmerzhafter Kompromiss"
"Wir versuchen, in wirklich unsicheren Zeiten Beschlüsse zu fassen, die vor allem dem Oberziel folgen, irgendwie alle 36 Klubs durch diese Krise zu fahren", sagte Seifert: "Es sind keine Zeiten für radikale Lösungen, sondern für verlässliche Lösungen, in denen man den Blick nach vorne wirft."
Für BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stellt die Entscheidung des DFL-Präsidiums "für die Spitzenklubs einen schmerzhaften Kompromiss dar", wie Watzke auf der Klub-Webseite mitteilte: "Dieser ist vor dem Hintergrund der Covid19-Pandemie und aus Solidaritätsgründen aber unumgänglich und daher auch richtig. Während des gesamten Prozesses hat sich die weit überwiegende Zahl der Klubs der Bundesliga sowie der 2. Bundesliga sehr kollegial und fair gezeigt." Watzke dankte dem DFL-Präsidium, "das als Mittler zwischen den unterschiedlichen Interessen der Klubs seine Feuertaufe bestanden hat".
Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry sprach bei der Deichstube von "ersten, sehr kleinen Schritten in die richtige Richtung". "Der neue Verteilungsschlüssel erreicht vor allem eine Weiterentwicklung des Status Quo", ergänzte Filbry und sah eine "Evolution statt Revolution".
Dem Fanbündnis "Unsere Kurve" gehen die Reformen nicht weit genug.
Vier Säulen sollen für faire Verteilung sorgen
Die Gelder aus der nationalen Vermarktung werden anhand von vier Säulen verteilt. Neben der "Gleichverteilung" und "Leistung" dienen die Säulen "Nachwuchs", die stärker gewichtet werden soll, sowie "Interesse" als Grundlage für die Verteilung. In letzterer Säule soll künftig das von einem Klub generierte Interesse berücksichtigt werden.
Für die Rechte im deutschsprachigen Raum hat die DFL durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro pro Saison erzielt, die internationalen Einnahmen brachen zuletzt von rund 250 auf 180 Millionen Euro pro Spielzeit ein. Die Mediengelder sind die mit Abstand größte Einnahmequelle der Vereine.
Die Klubs hatten seit Monaten um die Verteilung der Medieneinnahmen gestritten. Zuletzt folgte auf das Positionspapier der "Kleinen 14" (vier Bundesligisten und zehn Zweitligisten) die Retourkutsche der "Großen 15" (14 Bundesligisten und Zweitligist Hamburger SV) mit dem von Branchenführer Bayern München initiierten Gipfeltreffen.
Seifert zeichnet düsteres Szenario
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert befürchtet durch die Coronakrise im deutschen Profifußball Umsatzverluste von etwa zwei Milliarden Euro. "Die letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm", sagte der Boss der Deutschen Fußball Liga: "Die finanziellen Belastungen und Risiken sind deutlich höher, als es Klubs, Spieler und Spielerberater sowie externe Betrachter wahrnehmen möchten."
Alle Beteiligten bräuchten "einen klaren Blick auf die Realität", so Seifert weiter. Allein in der Saison 2020/21 werde der Verlust laut ersten Prognosen wohl eine Milliarde Euro betragen. Ziehen sich die Geisterspiele bis Saisonende durch, entstehen Verluste von etwa 650 Millionen Euro. Dazu kommen 250 bis 350 Millionen Euro weniger Umsatz auf dem Transfermarkt. In der Saison 2021/22 werden weitere 750 bis 800 Millionen Euro fehlen, befürchtet der 51-Jährige.
In der abgeschlossenen Spielzeit 2019/20 ging der Umsatz um sechs Prozent zurück, das entsprach etwa 275 Millionen Euro.
DFL plant Verhandlungen mit Investoren für Auslandsvermarktung
Im Februar des kommenden Jahres plant die DFL laut Seifert erste Gespräche mit möglichen internationalen Finanzinvestoren. Dabei geht es konkret um den möglichen Einstieg von Geldgebern bei der Vermarktung der Rechte im Ausland. Das Verfahren soll im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen sein. Die Entscheidung über eine mögliche Beteiligung von Investoren trifft die DFL-Mitgliederversammlung.
"Wir führen diese Gespräche nicht, um einen kurzfristigen finanziellen Engpass zu überbrücken", sagte Seifert: "Wenn sich die Klubs dazu entscheiden sollten, dann nicht deshalb, weil man jetzt kurzfristig Geld braucht. Sondern weil man nach der COVID-Pandemie besser gerüstet für den globalen Wettbewerb sein will."
Laut FAZ soll ein Einstieg von Geldgebern bei der DFL-Tochterfirma Bundesliga International, die die audiovisuellen Medienrechte im Ausland für die DFL vermarktet, vom Tisch sein. Stattdessen solle eine eigene Tochtergesellschaft gegründet werden, an der die Investoren einen Minderheitsanteil erlangen.
Die internationalen Einnahmen aus der TV-Vermarktung brachen zuletzt von rund 250 auf 180 Millionen Euro pro Spielzeit ein. Das DFL-Präsidium hatte Ende Oktober erstmals über eine mögliche Öffnung für den Einstieg von Investoren diskutiert.