"Ich bin mir sicher: Bekommt er eine ähnliche Qualität wie Joshua Kimmich, kann er ein großer Spieler werden", sagte Ex-Profi Sandro Wagner einst bei SPORT1 über Dennis Geiger. Seinen ehemaligen Mitspieler bei der TSG Hoffenheim.
Guardiola-Gerüchte: Das sagt Geiger
Geiger, der Hoffenheim-Kimmich!
Die beiden defensiven Mittelfeldspieler ähneln sich nicht nur, auch ihr Spielstil weist einige Parallelen auf. Geiger macht keinen Hehl daraus, dass er zum Triple-Sieger aus München aufschaut. Der 22-Jährige ist Stammspieler in Hoffenheim und in der TSG-Zentrale unverzichtbar. Zuletzt war er erstmals Kapitän.
Fest eingeplant ist er im kommenden Jahr für die U21-EM und Olympia bei Auswahl-Trainer Stefan Kuntz, wenngleich Geiger alles dafür tut, um auf Sicht sein erstes A-Länderspiel absolvieren zu können.
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Im SPORT1-Interview spricht Geiger, dessen Vertrag in Sinsheim 2022 ausläuft, über seine Zukunft, das Nationalteam und Ziele mit Hoffenheim.
SPORT1: Herr Geiger, sind Sie im positiven Sinne ein Drecksack auf dem Platz?
Dennis Geiger: (lacht) Das haben in der Tat auch schon einige Gegenspieler und Mitspieler zu mir gesagt. 20 Minuten nach Abpfiff bin ich aber wieder ganz ruhig und normal.
SPORT1: Ihr ehemaliger Mitspieler Sandro Wagner verglich Sie mit Bayern-Star Joshua Kimmich.
Geiger: Das ist ein Kompliment, aber zu Joshua Kimmich fehlt mir noch einiges. Seit er auf der Sechs spielt, ist er für mich ein Vorbild geworden. Er bringt immer konstant seine Leistung und geht voran. Ich habe noch kein richtig schlechtes Spiel von ihm gesehen. Man merkt zudem, dass dem FC Bayern durch seine Verletzung auf dem Platz etwas fehlt. Für mich ist Joshua Kimmich auf seiner Position der beste deutsche Spieler. Weltweit ist er unter den Top 3. Es gibt nicht viele, die besser sind als er.
SPORT1: Auf welchem Platz sind Sie?
Geiger: (lacht)Unter den Top 100.
Geiger: Verletzungen "waren bitter für mich"
SPORT1: Nach Ihrer Roten Karte am 9. Spieltag gegen Mainz 05 dürfen Sie am Samstag in Gladbach wieder ran. Wie erging es Ihnen nach dem Platzverweis?
Geiger: Nachdem ich erfahren habe, dass ich für drei Spiele gesperrt werde, war er es die ersten drei Tage schwer und für den Kopf nicht einfach. Ich finde die Entscheidung auch noch immer grenzwertig. Zum Glück hatten wir danach zwei Spiele in der Europa League, wodurch ich im Rhythmus bleiben konnte.
SPORT1: Was ist gegen die Fohlenelf drin?
Geiger: Es wird schwer, aber auch in diesem Spiel ist alles möglich für uns. Wir sehen alle, was die Gladbacher vor allem international für eine super Saison spielen. In der Liga haben sie hingegen auch keinen optimalen Start hingelegt. Es wird sicher eine interessante Partie.
SPORT1: In Ihrer noch jungen Karriere plagten Sie viele Verletzungen. Nun wirken Sie topfit. Warum?
Geiger: In jungen Jahren schon so häufig auszufallen, war bitter für mich. In dieser Saison konnte ich erstmals in den vergangenen Jahre eine Vorbereitung komplett und problemlos mitmachen, das war ein Pluspunkt. Ich hatte auch keine Probleme, obwohl ich bis zu drei Spiele pro Woche absolviert habe. Ich fühle mich topfit.
Hoffenheim als Europa-League-Sieger?
SPORT1: Hatte Sie mal Angst um Ihre fußballerische Zukunft?
Geiger: Nein, es war eigentlich nur eine große Verletzung, die anschließend nochmal aufbrach und dadurch schlimmer wurde. Dadurch entstanden Folgeverletzungen. Es war eine extrem schwere Zeit, in der ich mir viele Gedanken gemacht habe. Karriere-Ängste hatte ich aber nicht. Das bringt nichts. Ich habe mich aus dieser Situation mit meiner Familie und Freunden herausgezogen. Sie haben mir Halt gegeben.
SPORT1: Zuletzt waren Sie in der Europa League gegen Gent erstmals Kapitän der TSG und spielten vor dem 2:0 einen Zuckerpass auf Robert Skov. Lag's an der Binde?
Geiger: Es wurden viele Spieler geschont, die die Binde vor mir getragen hätten, aber es hat mich natürlich gefreut. Es verschafft mir übrigens keine Extramotivation. Ich bin immer motiviert.
SPORT1: Europa-League-Sieger Hoffenheim, realistisch?
Geiger: (lacht) Wir sind im Wettbewerb - noch ist es möglich, also ist es realistisch. Molde ist jedenfalls ein machbares Los für uns, wenn wir unsere Leistung abrufen. Die nächste Runde können wir erreichen.
Hoeneß "sehr offen und kommunikativ"
SPORT1: Nach dem 4:1-Sieg gegen die Bayern am 2. Spieltag hatte ihre Mannschaft eine Durststrecke, steckt jetzt im Niemandsland der Tabelle. Wo ist Hoffenheim einzuordnen?
Geiger: Im Moment sieht es danach aus, dass wir eine Mittelfeld-Mannschaft sind. Das muss man ehrlicherweise sagen. Wir waren nach zwei Spieltagen Erster, dann kam eine extrem schwierige Phase für uns und wenn man mehrere Spiele hintereinander nicht gewinnt, fängt es im Kopf an zu arbeiten. Wir müssen nach vorne schauen, aber wir gehören nicht ganz nach vorne, auch in Anbetracht der Qualität der anderen Mannschaften. Platz sechs oder sieben aber ist für uns möglich.
SPORT1: Was ist Sebastian Hoeneß für ein Trainertyp?
Geiger: Er ist ein junger Trainer und gerade im Umgang mit den Spielern ist er sehr offen und kommunikativ. In so einer ersten Saison Impulse reinzubringen, in der du jeden dritten Tag spielst und kaum richtig trainieren kannst, ist für einen Trainer sicher nicht leicht. Trotzdem stellt er uns sehr gut auf die Gegner ein. Das wird sich noch in Ergebnissen zeigen.
SPORT1: Wieviel Verantwortung übernehmen Sie unter ihm?
Geiger: Ich übernehme mit meinem Spielstil Verantwortung, nicht mit Worten. Das ist auch nicht meine Aufgabe. Ich muss in den Spielen immer hundert Prozent gegeben und will dadurch die anderen mitziehen. Das ist eher mein Ding. Der große Lautsprecher bin ich nicht.
Geiger über Nagelsmann: "Julian habe ich sehr viel zu verdanken"
SPORT1: Ihr ehemaliger Trainer Julian Nagelsmann prophezeite Ihnen vor ein paar Jahren einen großen Weg, sofern Sie "in der Birne klarbleiben". Hat das geklappt?
Geiger: Für junge Spieler wie mich ist es wichtig zu wissen, dass ich mir auf ein paar Bundesligaspiele nichts einbilden kann, sondern auf dem Boden bleiben muss, meine Leistung bringe und kein großes Theater mache. Alles andere ergibt sich von selbst. Julian habe ich jedenfalls sehr viel zu verdanken. Er hat mir schon in meiner Jugend viel geholfen. Auch in meiner schweren Zeit in der U17. Er hat mich zum Profi gemacht und mich weiterentwickelt. Er ist einer der besten Trainer, die man haben kann. Wir sind ab und an noch in Kontakt, aber nicht regelmäßig.
SPORT1: Ihre Eltern sollen für Ihre Bodenständigkeit gesorgt haben.
Geiger: Ich komme aus einem sehr guten Elternhaus. Dort wird auf so etwas geachtet. In meiner Anfangszeit hat mein Vater gesagt: 'Du brauchst nicht denken, dass du dir ein dickes Auto holst, sondern ein ganz normales. Du musst nur von A nach B fahren.' Sie haben zudem darauf geachtet, dass ich monatlich nicht irgendwelches Geld für Schuhe oder Kleidung ausgebe, sondern alles im Rahmen bleibt. Ich bin meinen Eltern im Nachhinein sehr dankbar dafür. Denn es gibt viele Beispiele, wo es anders läuft.
Geiger glaubt nicht an Löw-Chance
SPORT1: Wie verläuft für Sie das Jahr 2021 beim DFB: U21-EM? Olympia? Oder die EM im Kader von Joachim Löw?
Geiger: Letzteres nicht. Ich glaube, das ist noch ganz weit weg für mich. Die EM-Gruppenphase mit der U21 im kommenden März wird dafür sehr spannend. Wir hatten zuletzt viele neue Spieler in den Lehrgängen dabei und haben nie mit der gleichen Mannschaft gespielt. Vor dem Turnier haben wir auch keine echte Vorbereitungszeit. Wir müssen uns daher überraschen lassen. Ungarn und Rumänien sind in unserer Gruppe machbar. Die Niederlande ist etwas stärker einzuschätzen als wir. Bei einem großen Turnier ist aber alles möglich. Wir sind Deutschland und wollen mindestens ins Viertelfinale kommen.
SPORT1: Die A-Elf bleibt Ihr Ziel?
Geiger: Klar, wenn das nicht mein Ziel wäre, dann bin ich hier fehl am Platz. Nationalspieler zu sein, war immer mein Traum und wird es bleiben.
SPORT1: Sie haben in Hoffenheim bislang nicht verlängert. Warum?
Geiger: Stimmt, ich habe noch nicht verlängert, aber ich habe auch noch bis 2022 Vertrag. Ich fühle mich in dieser Saison sehr wohl hier. Mit unserem Trainer und der Mannschaft passt es für mich. Von daher kann ich mich nicht beschweren.
Das sagt Geiger zu den Guardiola-Gerüchten
SPORT1: Steht Ihre Zukunftsentscheidung denn schon fest?
Geiger: Nein, ich habe mir noch keine Gedanken über dieses Thema gemacht. Dafür ist noch Zeit.
SPORT1: Reizt Sie der Schritt ins Ausland?
Geiger: Auf jeden Fall. Für jeden Spieler ist es etwas anderes, mal den großen Schritt in ein anderes Land zu wagen. Das würde mich auf jeden Fall reizen.
SPORT1: Pep Guardiola hat Sie auf dem Radar. Manchester City soll sich in seinem Namen im vergangenen Jahr nach Ihnen erkundigt haben.
Geiger: Das habe ich nur gelesen und danach direkt abgehakt, weil ich mit meiner Saison nicht zufrieden war. Ich habe darüber auch mit niemandem gesprochen oder Gedanken daran verschwendet. Es wird viel geschrieben.