Wenige Minuten vor dem größten Spiel seiner Karriere sank Chris Richards in der Allianz Arena auf die Knie.
Einmal Rampenlicht - und zurück?
Der 20-Jährige verschränkte die Hände vor dem Gesicht, bat um Beistand von ganz oben - und wurde erhört.
Startelfdebüt als Rechtsverteidiger, Torvorlage, drei Punkte beim 4:3 gegen Hertha BSC. Ein durchaus ansehnliches Arbeitszeugnis für den jungen US-Amerikaner (bis dato 37 Profi-Minuten als Einwechselspieler). Und es hätte sogar noch besser ausfallen können.
"Wenn ich nicht so clever gewesen wäre im Abseits zu stehen, hätte Chris jetzt zwei Assists", sagte Thomas Müller, dessen Kopfball-Tor nach Richards' Flanke aberkannt wurde, nach der Partie. "Ich hoffe, er kann darauf aufbauen und dass er sich nicht verletzt hat."
Richards angeschlagen vom Feld
Was Müller meinte: Richards, der bis dahin eine sehr überzeugende Leistung geboten und das zwischenzeitliche 2:0 durch Robert Lewandowski mit einem flachen Zuspiel von der Grundlinie in den Rückraum vorbereitet hatte, musste nach 65. Minuten den Platz verlassen.
Augenscheinlich geplagt von einem Krampf in der rechten Wade, den Mannschaftskamerad Serge Gnabry zwar noch versuchte, wegzudrücken, damit aber offensichtlich keinen Erfolg hatte.
Richards wurde ausgewechselt und setzte sich auf die Tribüne. Dort blieb der Youngster allerdings nicht lange sitzen. Teammanagerin Kathleen Krüger wies ihn an, er möge doch besser in die Kabine gehen.
Für Richards, der sich im Juni taufen ließ und seither wie Teamkollege David Alaba Mitglied der Hillsong Church ist, kam Benjamin Pavard ins Spiel.
Der Weltmeister ist der Dauerläufer in der Viererkette des FCB. Doch auch der Franzose braucht hin und wieder Pausen und muss vor sich selbst geschützt werden, wie Flick in Bezug auf den Übereifer des ehemaligen Stuttgarters erklärte.
Und so bekam Richards, der eigentlich eher Innenverteidiger ist, seine Chance - und nutzte sie. Ob er in naher Zukunft allerdings weitere Möglichkeiten bekommen wird, steht in den Sternen.
FC Bayern holt Bouna Sarr
Auch weil Richards klubintern nicht zu 100 Prozent zugetraut wurde, Pavard zu vertreten, lief die Suche nach einem weiteren Rechtsverteidiger auf Hochtouren.
Sergino Dest zog es zum FC Barcelona, bei Tariq Lamptey (SPORT1 enthüllte das Bayern-Interesse) blieb Brighton offenbar in Sachen Ablöse hart.
So fiel die Wahl nun auf Bouna Sarr. Der 28-Jährige von Olympique Marseille hat am Montag einen Vertrag in München unterschrieben. Gut zehn Millionen Euro soll der Franzose dem deutschen Rekordmeister wert sein.
Für Richards (im Januar 2019 für 1,1 Millionen Euro fest vom FC Dallas verpflichtet) könnte das bedeuten, dass er künftig wieder häufiger für die zweite Mannschaft der Bayern in der 3. Liga auflaufen wird.
Mit seinem 65-Minuten-Auftritt hat der Youngster aber beweisen, dass mit ihm für den Fall der Fälle zu rechnen ist.