Die TSG Hoffenheim hat für eine faustdicke Überraschung gesorgt und die Siegesserie des FC Bayern beendet. Und das in spektakulärer Art und Weise!
Bayern: "Keine Ausreden" nach Pleite
Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß bezwang den Triple Sieger in einem mitreißenden Spiel durch Tore von Ermin Bicakcic (16.), Munas Dabbour (24.) und Andrej Kramaric (77., 90.+2) bei einem Gegentreffer von Joshua Kimmich (36.) mit 4:1. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Es war die erste Pflichtspielniederlage der Münchner nach 23 Siegen in Serie und die erste Bundesligapleite seit dem 1:2 bei Borussia Mönchengladbach am 7. Dezember 2019.
Bayern-Trainer Hansi Flick hatte seine Startelf gegenüber dem 2:1-Erfolg nach Verlängerung im Supercup auf vier Positionen verändert und Robert Lewandowski, Leon Goretzka, Niklas Süle und Lucas Hernández eine Pause gegönnt. (Spielplan der Bundesliga 2020/21)
Stattdessen erhielt unter anderem der Niederländer Joshua Zirkzee im Angriff eine Bewährungschance. "Robert ist leicht angeschlagen und Joshua hat eine sehr gute Entwicklung genommen", sagte Flick vor dem Anpfiff bei Sky. Der Franzose Kingsley Coman stand nach abgelaufener Corona-Quarantäne als Ersatzspieler zur Verfügung.
Flicks Rechnung ging nicht auf, da bissige Hoffenheimer den Münchnern über die gesamte Spieldauer zusetzten. Die Kraichgauer sprangen mit dem deutlichen und hochverdienten Erfolg vorerst an die Tabellenspitze. (Tabelle der Bundesliga)
Bayern waren seit 32 Spielen ohne Niederlage
Seit der Partie gegen Mönchengladbach hatten die Bayern 32 Partien in Folge nicht verloren, in den zurückliegenden 23 Begegnungen waren die Münchner immer als Sieger vom Platz gegangen. Das Programm für den FC Bayern bleibt heftig - bereits am Mittwoch steht der nationale Supercup gegen Borussia Dortmund an.
Die Hoffenheimer konnten ihr Glück kaum fassen. "Ein kleines Schlückchen", kündigte TSG-Sportchef Alexander Rosen bei Sky an, werde man sich nach diesem "geschichtsträchtigen Spiel" auf jeden Fall gönnen.
Trainer Hoeneß trat dagegen schon auf die Euphoriebremse. "Der Sieg bedeutet, dass wir auf dem richtigen Weg sind", meinte der gebürtige Münchner. "Jetzt muss es darum gehen, den Sieg beim nächsten Spiel in Frankfurt zu veredeln. Wichtig ist, dass wir cool bleiben. Wir sind in einem Prozess."
Flick: "Wir haken das Spiel jetzt ab"
Sein Gegenüber Flick nahm das Ende der Serie nicht so schwer. "Es gab vielerlei Gründe für die Niederlage. Aber von der Einsatzbereitschaft und dem Willen her, kann ich der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen", meinte der Bayern-Coach. "Die Mentalität nach den 120 Minuten von Donnerstag war top. Wir haken das Spiel jetzt ab."
Vor 6030 zugelassenen Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena bestimmten die Gäste, die Ende Februar das von Zuschauer-Beleidigungen gegen den Hoffenheimer Mehrheitseigner Dietmar Hopp überschattete Spiel in Sinsheim 6:0 gewonnen hatten, zunächst wie erwartet das Geschehen. Die Hoffenheimer, deren neuer Trainer Sebastian Hoeneß sich vor dem Duell mit seinem Ex-Klub viel vorgenommen hatte, lauerten auf Konter.
In der 11. Minute hatten die Bayern Glück. Schiedsrichter Benjamin Brand (Unterspiesheim) interpretierte ein Handspiel des Münchner Innenverteidigers Jerome Boateng im eigenen Strafraum als nicht strafbar.
Dabbur trifft per Lupfer
Kurz darauf war es mit dem Glück der Münchner aber vorbei. Nach einer Ecke von Dennis Geiger traf Bicakcic per Kopf. Wenig später nutzte Dabbur den Aussetzer des französischen Weltmeisters Benjamin Pavard und baute den Hoffenheimer Vorsprung mit einem Lupfer aus.
Als Reaktion auf den Zwei-Tore-Rückstand riskierten die Bayern frühzeitig sehr viel und entblößten die Abwehr. Den Kraichgauern boten sich so gute Konterchancen. Den Treffer markierte allerdings Kimmich - was den Unmut der Hoffenheimer hervorrief, da Verteidiger Bicakcic zu dieser Zeit verletzt am Boden lag und kurz darauf raus musste.
Auch danach ging es hoch her. Einen Schuss des kroatischen Vize-Weltmeisters Kramaric konnte der Münchner Nationaltorwart Manuel Neuer in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nur mit Glück an die Latte lenken.
Kramaric setzt Schlusspunkt per Elfmeter
Zu Beginn des zweiten Durchgangs war es Dabbur, der innerhalb weniger Sekunden zwei Großchancen liegen ließ (51.). Auf der Gegenseite konnte Zirkzee nicht vollstrecken (57.). Wenige Sekunden später wurde er durch Lewandowski ersetzt. Zudem kam Leon Goretzka für den ganz schwachen Pavard.
Obwohl die Bayern auf den Ausgleich drängten, war den Münchnern die Müdigkeit anzumerken. Völlig ungewohnt fehlte die Durchschlagkraft in der Offensive, die entscheidenden Pässe kamen oft nicht an. Top-Torjäger Kramaric machte mit seinem vierten und fünften Saisontor den Deckel drauf - den Schlusspunkt setzte er nach einem von Neuer verschuldeten Foulelfmeter.
"Wir suchen jetzt keine Ausreden. Es ist eben alle paar Tage ein Spiel", meinte Neuer nach der Partie bei Sky angesprochen auf eine eventuelle Müdigkeit der Münchner. "Wir als Mannschaft wissen, was uns erwartet. Deswegen können wir jetzt nicht so viel darüber reden, dass wir jetzt nach dem Spiel kaputt sind, sondern wir müssen das annehmen."
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)