Home>Fußball>Bundesliga>

FC Bayern: Willy Sagnol verrät Anekdoten über Kahn und Scholl

Bundesliga>

FC Bayern: Willy Sagnol verrät Anekdoten über Kahn und Scholl

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Sagnol: War irritiert von Bayern

Beim FC Bayern war er Publikumsliebling, später Co-Trainer unter Carlo Ancelotti. Im SPORT1-Interview verrät Willy Sagnol seine schönsten Anekdoten aus der Zeit in München.
Vive la France! Der FC Bayern hat aktuell eine Vorliebe für französische Spieler. Diese wussten auch in der Vergangenheit schon zu überzeugen.
Beim FC Bayern war er Publikumsliebling, später Co-Trainer unter Carlo Ancelotti. Im SPORT1-Interview verrät Willy Sagnol seine schönsten Anekdoten aus der Zeit in München.

Wenn Willy Sagnol auf seiner rechten Seite auf und ab lief, hallte es stets "Wiiillyyyy" durch das Olympiastadion. Später auch durch die Allianz Arena. Der Franzose war ein Publikumsliebling beim FC Bayern.

{ "placeholderType": "MREC" }

Von 2000 bis 2009 spielte der Rechtsverteidiger für den Rekordmeister. Nach seiner aktiven Laufbahn wurde er Trainer. 2017 unterschrieb er beim FCB einen Vertrag als Co-Trainer von Carlo Ancelotti. Nach dessen Entlassung übernahm Sagnol als Interimstrainer, wurde anschließend aber nicht mehr gebraucht. Danach wurde es ruhig um ihn.

Im SPORT1-Interview spricht der 43-Jährige unter anderem über Verhandlungen mit Uli Hoeneß, einen Zoff mit Oliver Kahn, den Einfluss von Thomas Müller - und packt so manche Anekdote aus.

SPORT1: Herr Sagnol, Sie leben im schönen Bordeaux. Wie geht es Ihnen und was machen Sie gerade?

{ "placeholderType": "MREC" }

Willy Sagnol: Mir geht es gut. Es war zuletzt ruhiger um mich, aber ich war nie der Typ, der viel reden und im Mittelpunkt stehen will. Ich lebe mit meiner Familie in Bordeaux, dort habe ich von 2014 bis 2016 Trainer gearbeitet. seitdem liebe ich diesen Ort, es ist vielleicht die schönste Stadt in Frankreich. Vor allem, wenn du Kinder hast, weil es hier Sicherheit gibt. Das Wetter ist toll und du bist in 30 Minuten am Strand. Und in zwei Stunden ist man in den Bergen. Auch gibt es in Bordeaux diese herrliche spanische Kultur. Es ist eine schöne Mischung aus allem. Es ist wirklich eine tolle Stadt, um zu leben.

Willy Sagnol: "Ancelotti ist als Mensch eine Granate"

SPORT1: Einen Job haben Sie aktuell nicht?

Sagnol: Nein. Ich hatte bis 2019 noch einen Vertrag beim FC Bayern. Danach wollte ich noch in Bordeaux bleiben, weil mein jüngster Sohn eine genetische Krankheit hatte. Jetzt ist alles in Ordnung und ich werde mich in den nächsten Monaten wieder auf ein neues Projekt fokussieren. Das kann Trainer sein, aber auch Sportdirektor, es hängt davon ab, was sich mir bietet. Mit Bordeaux hatte ich als Trainer ein tolles erstes Jahr, wir haben mit unserem Trainerstab das beste aus unserem Kader rausgeholt und uns für die Europa League qualifiziert. Das zweite Jahr war leider komplizierter, weil einige unserer besten Spieler verkauft wurden und die nötige Erfahrung fehlte. Danach war ich bei Bayern und habe mit Carlo Ancelotti zusammengearbeitet. Er ist ein super Typ. Als Mensch eine Granate. Von ihm habe ich viel gelernt. Und bald will ich wieder auf dem Rasen stehen.

Jetzt das aktuelle Trikot des FC Bayern bestellen - hier geht's zum Shop! | ANZEIGE

SPORT1: Haben Sie noch Kontakt zu ihm?

Sagnol: Ja. In den wenigen Monaten bei Bayern haben wir eine herzliche Verbindung aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit ihm hat mir sehr gut getan.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Wie denken Sie an Ihre aktive Zeit in München zurück?

Sagnol: Nur positiv. Es war eine wunderbare Zeit. Und sehr erfolgreich. Dass ich so lange in diesem Verein spielen konnte, war genial. Der Klub hat sich nur etwas verändert im Vergleich zu meiner Zeit.

SPORT1: Wie meinen Sie das?

Sagnol: Zu meiner Zeit ging es im Verein sehr familiär zu. Das ist heute nicht mehr so, habe ich das Gefühl. Damals war das alles bei weitem nicht so groß wie heute. Die Beziehungen untereinander in den einzelnen Abteilungen waren enger, da gab es nicht rund 600 Mitarbeiter. Es war eine super Zeit damals.

"War nicht mehr der FC Bayern, den ich kannte"

SPORT1: Zu wem haben Sie noch Kontakt?

Sagnol: Ich habe immer wieder mit Uli Hoeneß telefoniert. Natürlich gibt es auch noch Kontakt zu Giovane Elber, Roque Santa Cruz und Bixente Lizarazu. Aber auch zu ehemaligen Mitarbeitern. Ich habe noch viele Freunde dort.

SPORT1 Ihr Abschied bei den Bayern im Herbst 2017 war nicht so schön. Sie waren nach Ancelottis Entlassung für ein Spiel Interimstrainer (2:2 bei Hertha BSC, d. Red.), dann kam Jupp Heynckes und Sie sollten eine andere Position im Klub ausfüllen, was Sie aber ablehnten. Sie waren daraufhin verstimmt, hieß es.

Sagnol: Ich war traurig und irritiert. Wenn du bei Bayern arbeitest als Assistent von Carlo, dann hofft man auf eine lange Beziehung. Das hat nicht geklappt. Die Situation bei Bayern war schwierig und es fällt mir immer noch schwer, darüber zu sprechen. Wie es abgelaufen ist, das war nicht mehr der FC Bayern, den ich kannte. Eine Trennung lief in diesem Verein immer mit Stil ab, bei mir war das leider nicht so. Aber ich bin nicht sauer deshalb, bin immer noch ein riesiger Bayern-Fan und sitze immer noch auf dem Sofa und drücke meinem Ex-Klub die Daumen. Bayern war und ist immer noch mein Herzensverein.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Was war Ihr verrücktestes Bayern-Erlebnis in all den Jahren?

Sagnol: Ein sportliches. Ich denke gerne zurück an den letzten Spieltag meiner ersten Bayern-Saison, da haben wir beim Hamburger SV 1:1 gespielt und wurden überraschend noch Meister. Nur vier Tage später gewannen wir die Champions League. Das war Wahnsinn!

"Thomas Müller ist der FC Bayern"

SPORT1: Sie galten in Ihrer Karriere als einer der besten Rechtsverteidiger weltweit. Wer ist heute das Maß aller Dinge für Sie hinten rechts?

Sagnol: Im Fußball gibt es einen Zyklus mit vier, fünf starken Rechtsverteidigern pro Generation und manchmal hast du eben weniger. Es ist schwierig, heutzutage Top-Rechtsverteidiger zu finden, die sowohl defensiv als offensiv sind. Trent Alexander-Arnold vom FC Liverpool ist eindeutig für mich der Beste auf dieser Position.

SPORT1: Sie waren früher einer der Publikumslieblinge bei Bayern. Wie haben sie die Herzen der Leute erreicht?

Sagnol: Ich habe alles gegeben und versucht, schnell mit der Münchner Mentalität klar zu kommen. Ein Beispiel: Ich habe oft die Lederhose einfach so angezogen, obwohl keine Wiesn war. Diese Identifikation mit dem Klub und der Stadt stand für mich über allem. Das ist generell wichtig, dass man sich mit einer Sache total identifiziert. Ich habe nie viele Treffer erzielt, aber die Leidenschaft stand für mich. Und die Torvorlagen. Und ich bin nach jedem Spiel zu den Fans gegangen und habe ihnen meinen Respekt gezeigt. Das war wichtig.

SPORT1: Wenn Sie Ihre Seite auf und ab gerannt sind, hallte ein "Willyyyy" durch das Stadion. Wer ist heute der neue Willy?

Sagnol: Was für mich wichtig ist, um ein Publikumsliebling zu werden, ist die Identifikation mit dem Klub. Wenn jemand sich mit dem FC Bayern und der Stadt München identifiziert, dann hat er eine große Chance ein Publikumsliebling zu werden. Manchmal gibt es auch keinen Grund, warum es zwischen den Fans und einem Spieler klappt, es ist nur ein Gefühl. Die Münchner lieben Leute, die ehrlich sind und sich nicht hinter dem Klub oder anderen Personen verstecken. Sie wollen einfach einen ehrlichen Spieler sehen, der alles gibt.

SPORT1: Klingt nach Thomas Müller.

Sagnol: Schon, aber er ist ja ein Bayer. Das ist ein anderer Fall. (lacht) Er muss bis zu seinem letzten Tag der Karriere und im Anschluss daran beim FC Bayern bleiben. Thomas Müller ist der FC Bayern.

"Fußball ist zu wichtig geworden"

SPORT1: Sie haben mal verraten, dass Sie früher nach dem Spiel auf der Toilette manchmal unzählige Kippen geraucht haben. Wie haben Sie es trotz Rauchen geschafft, in Ihrer Karriere so die Linie auf und ab zu rennen?

Sagnol: (lacht) Ich habe nicht zwei Schachteln am Tag geraucht. Was soll ich heute dazu sagen? Ich wollte nach dem Spiel immer meine Zigarette haben. Das war einfach so, und ich wusste, dass es nicht gut war. Es soll kein Beispiel sein für die jungen Profis da draußen. Aber der Fußball war zu meiner Zeit anders. Es gab zwischen den einzelnen Personen viel mehr Akzeptanz als heute. Heute wird doch immer etwas Negatives gesucht bei einem Spieler oder Trainer. Nur das wird rausgepickt, was problematisch werden könnte. Die Gesellschaft ist zu negativ. Es kommt mir so vor, dass es nicht so wichtig ist, wie ein Spieler spielt, sondern wie er redet. Damals war das nicht so. Wenn du immer alles gegeben hast, dann wurde dir auch ein Fehler verziehen. Fußball ist zu wichtig geworden, dabei ist es nur ein Sport. Doch du musst zuerst mal Spaß in deinem Sport haben.

SPORT1: Wusste Ottmar Hitzfeld davon, wenn Sie zum Rauchen verschwunden sind?

Sagnol: Ja. Er hat das akzeptiert, weil er wusste, dass ich vorher auf dem Platz alles gegeben habe. Das war das Wichtigste.

SPORT1: Als Kind wollten Sie Kommissar werden. Sind Sie ein Gerechtigkeitsfanatiker?

Sagnol: Ich liebe es, wenn Dinge fair ablaufen. Ich hasse Lügen und wenn Leute etwas sagen und genau das Gegenteil machen. Wenn wir alle zusammen leben wollen, dann brauchen wir eine Grunddisziplin und soziales Verhalten. Wenn jeder macht, was er will, kann es kein Miteinander geben. Jeder sollte immer Respekt vor dem anderen haben. Vielleicht wollte ich deshalb Kommissar werden. Als kleiner Junge habe ich oft Filme im Fernsehen geschaut und ich war immer der Freund des Kommissars. Ich fand es cool, dass er immer die Regeln eingehalten hat. Heute weiß ich, dass es schwierig ist, die Regeln zu respektieren.

SPORT1: Uli Hoeneß hatte eine hohe Meinung von Ihnen. Er nannte Sie prinzipientreu und befand mit Ihnen könne man auch mal philosophieren. Wie tickt der Philosoph Sagnol?

Sagnol: Ich denke, dass philosophieren sehr wichtig ist, weil man das immer mit einem anderen Menschen macht. Die besten Momente in meinem Leben sind, wenn ich mit meiner Frau oder mit Freunden zusammen sitze, wir ein gutes Glas Wein trinken und über das Leben reden. Das ist für mich wichtig. Blablabla bringt mir nichts. Leider gibt es heutzutage zu viel blablabla.

"Hoeneß ist eine Art Vaterfigur"

SPORT1: Vermissen Sie die tiefgründigen Gespräche mit Uli Hoeneß?

Sagnol: Wir haben uns seit knapp zwei Jahren nicht mehr gesehen und natürlich vermisse ich ihn und die Gespräche mit ihm. Wir haben uns nicht nur in München zum Philosophieren getroffen, sondern auch woanders. Uli war und ist immer noch eine Art Vaterfigur.

SPORT1: Hoeneß sagte auch, Sie seien manchmal sehr stur gewesen. Hatten Sie mal richtig lautstarken Zoff? Was war die kurioseste Geschichte, die Sie mit ihm erlebt haben?

Sagnol: Sturheit ist für mich eine Qualität, aber mit Grenzen natürlich. Aber stur bedeutet für mich, du musst deine Meinung und deine Ideen verteidigen. Du darfst nicht immer "jaja" oder "nein, nein" sagen. Deine Meinung ist ein Teil deiner Persönlichkeit. Wenn du etwas machst, obwohl du es nicht magst oder denkst, das ist für mich der falsche Weg, dann resultiert daraus auch kein Erfolg. Es ist wichtig, die eigene Meinung zu verteidigen.

SPORT1: Es heißt, einst haben Sie ohne Berater selbst mit Hoeneß über einen neuen Vertrag verhandelt.

Sagnol: Mit Uli habe ich mich oft getroffen, das war glaube ich 2005, als ich meinen Vertrag bei Bayern neu verhandelt habe. Das war das letzte Jahr meines laufenden Kontrakts und ich hatte überlegt, woanders hinzugehen. Wir waren ein Mal pro Woche essen und am Ende bin ich geblieben. Unsere Verhandlungen waren eine Art Spiel. (lacht) Meine Beziehung zu Uli und Kalle war sehr gut und wenn das so ist, dann brauche ich keinen Berater bei Vertragsverhandlungen. Kalle und Uli waren jetzt keine Freunde, aber unsere Beziehung war gut genug, um ehrlich miteinander zu reden und damals waren das Diskussionen zwischen Männern.

SPORT1: Apropos Männer: Roque Santa Cruz sagte zuletzt im SPORT1-Interview, dass er Respekt und sogar etwas Angst vor Oliver Kahn hatte. Sie haben es tatsächlich mal gewagt sich nach einem Spiel gegen Chelsea öffentlich mit dem Titan anzulegen. Wie kam es dazu?

Sagnol: Ich hatte immer Riesen-Respekt vor Oli. Ich kann mich erinnern, dass ich im Spiel gegen die Blues einen Gegenspieler habe flanken lassen und danach ein Tor fiel. Dadurch sind wir aus der Champions League ausgeschieden. Als Oli ein Jahr zuvor gegen Real Madrid gepatzt hatte, sagte niemand etwas, doch nach dem Spiel gegen Chelsea ging mich Oli hart an, das ließ ich mir nicht gefallen. Er war für mich wahrscheinlich der weltbeste Torwart, aber es war eine Frage des Respekts. Ich habe mir damals gedacht 'wenn man mich anmacht, dann muss man sauber sein'. Aber das ist schon 15 oder 20 Jahre her. Oli und ich haben immer noch einen guten Draht zueinander. Ich wünsche ihm, dass er es als Chef bei Bayern schaffen wird.

"Kahn ist ein richtiger Kerl"

SPORT1: Wie war Kahn in der Kabine? Unnahbar, verbissen oder vielleicht sogar witzig? Gibt es eine Geschichte, von der man unbedingt mal gehört haben sollte?

Sagnol: Wir wussten damals nie, was für eine Reaktion von Oli nach einem Spiel kommen kann. Ich erinnere mich an ein Spiel in Rostock, als er ein Tor mit der Hand gemacht hat. Ich glaube es war ein Freistoß von Mehmet Scholl in der letzten Minute. Oli stürmte in den Strafraum und machte das Tor mit der Hand. Er bekam natürlich Rot dafür und hinterher dachten wir uns in der Kabine er würde total ausflippen. Aber als er rein kam, haben alle angefangen zu lachen, weil es einfach irre komisch war, dass er das Tor mit den Händen gemacht hat. Es gab aber noch eine andere Aktion von Oli...

SPORT1: Nur zu.

Sagnol: Das war beim Spiel in Berlin gegen die Hertha, da hat er in der Kabine eine dieser großen Tonnen einfach gepackt und weggeschmissen. Das war einfach Oli. Er hat für Bayern immer alles gegeben. So wie ich. Er ist ein richtiger Kerl.

SPORT1: Mehmet Scholl hat mal gesagt: "Die Momente, in denen es sich wirklich lohnt, Fußball-Profi zu sein, sind, wenn man Oliver Kahn beim Einseifen zusieht". Teilen Sie seine Meinung?

Sagnol: (lacht) Mehmet war immer lustig, ich mochte ihn, weil er oft witziges Zeug erzählte und eine gute Meinung hatte. Und er war ein Kreativ-Spieler und dadurch etwas besonderes. Das wusste er. Er war auch ein absoluter Publikumsliebling. Mehmet ist einfach Mehmet. Er ist ein Riesentyp, etwas schwieriger wurde es nur im September mit ihm.

SPORT1: Warum?

Sagnol: Na, da war er oft auf der Wiesn. (lacht)

"Ich bin im Kopf wieder frei"

SPORT1: Scholl hat auch mal eine lustige Story über sie erzählt. Es geht um ein Spiel in Stuttgart und Schiedsrichter Markus Merk. Können Sie sich daran noch erinnern?

Sagnol: Oh ja, Mehmet hat viel gelacht über diese Situation. Das Spiel war in Stuttgart und Herr Merk, der eigentlich der beste Schiedsrichter in Deutschland und vielleicht auch in Europa war, machte an diesem Tag einige Fehler. Ich habe ihm dann irgendwann gesagt 'Jetzt wechseln' und er drehte sich zur Bank und dann wieder zu mir und sagte 'Nein'. Ich sagte dann zu ihm 'Nein, sie müssen wechseln jetzt, wir wechseln dich'. Ich habe eine gelbe Karte bekommen und Mehmet hat sich schlapp gelacht.

SPORT1: Sie wurden nach Kahns Karriere-Ende als möglicher Bayern-Kapitän gehandelt, warfen auch öffentlich ihren Hut in den Ring. Warum wurde dann doch Mark van Bommel der erste ausländische FCB-Kapitän, obwohl ihnen das Amt laut ihrer Aussage versprochen wurde?

Sagnol: Da war ich wirklich enttäuscht. Das Kapitänsamt war damals auch ein Grund, warum ich meinen Vertrag verlängert habe. Ich dachte, dass ich es auch verdient gehabt hätte. Doch es war eine Entscheidung vom Trainer und das habe ich dann akzeptiert. Der Trainer hieß Ottmar Hitzfeld und er ist einer der besten Trainer dieser Welt, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Er war immer gut gelaunt und hat nie gezeigt, wenn er mal im Stress war. Jetzt bin ich selber Trainer und respektiere Ottmar noch mehr für das, was er erreicht hat.

SPORT1: Kritiker sagen, Sie selbst wären als Trainer schon gescheitert. Haben sie recht?

Sagnol: Was bedeutet gescheitert? Ich hatte bisher erst in einem Verein die Chance, mich als Cheftrainer zu beweisen. Das war in Bordeaux. Und das erste Jahr war sehr erfolgreich, zum Beispiel haben wir gegen die fünf großen Vereine (Paris, Lyon, Marseille, Monaco, Saint Etienne) gewonnen. Im zweiten Jahr war es dann etwas schwieriger, und auch ich habe ein paar Fehler gemacht. Aber ich bin noch ein junger Trainer. Auch als Sportdirektor habe ich zwischen 2011 und 2014 erfolgreich beim Verband gearbeitet. Der Weltmeistertitel 2018 würdigt die gesamte Arbeit des Verbandes und den Entwicklungsprozess, den wir damals zusammen angeschoben hatten. Zwei Jahre sind seit meinen Abschied aus München vergangen. Meinem Sohn geht es jetzt besser. Aus diesem Grund bin ich jetzt im Kopf wieder frei und kann mich deshalb zu 100 Prozent auf eine neue Herausforderung konzentrieren. Ich möchte wieder loslegen.