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Borussia Mönchengladbach: Patrick Herrmann wird wegen Corona zum Hobbygärtner

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Borussia Mönchengladbach: Patrick Herrmann wird wegen Corona zum Hobbygärtner

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Corona weckt "Hobbygärtner" Herrmann

Seit Zwölf Jahren kickt Patrick Herrmann für die Borussia. Das Fohlen-Urgestein im SPORT1-Interview über Corona-Gartenarbeit und ein mögliches Karriereende bei Gladbach.
Nach dem Geisterspiel gegen Köln feierten einige Gladbacher vor dem Stadion mit dem Team. Für Patrick Herrmann ein Fehler.
Patrick Berger
Seit Zwölf Jahren kickt Patrick Herrmann für die Borussia. Das Fohlen-Urgestein im SPORT1-Interview über Corona-Gartenarbeit und ein mögliches Karriereende bei Gladbach.

Seit zwölf Jahren kickt Patrick Herrmann für die Borussia.

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Im SPORT1-Interview spricht das Gladbach-Urgestein über Geisterspiele, Gartenarbeit, Vaterfreuden und ein mögliches Karriereende bei den Fohlen. 

SPORT1: Gesetzt den Fall, die Bundesliga-Saison würde abgebrochen und nur die Hinrunde gewertet - würden Sie das unterschreiben? 

Patrick Herrmann: Ehrlich gesagt, würde ich die Saison lieber zu Ende spielen, auch wenn wir in der Tabelle gut dastehen. Es wäre sportlich am fairsten. 

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SPORT1: Gladbach ist Vierter und wäre Stand jetzt zurück in der Champions League. 

Herrmann: Für uns wäre das Erreichen des internationalen Geschäfts ein Erfolg - egal ob Champions oder Europa League. Internationale Nächte sind das Größte für uns. Es ist der Wunsch der Fans und uns als Mannschaft, diese auch im nächsten Jahr zu erleben. 

SPORT1: Wie sehr sehnen Sie sich danach, wieder Fußball zu spielen? 

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Herrmann: Natürlich sehr. Es ist ein schönes Gefühl, nach den ganzen Lauf- und Krafteinheiten im Home-Office wieder den Ball am Fuß zu haben. Nichts ist aber vergleichbar mit dem Bundesliga-Wettkampf. 

SPORT1: Sie standen beim Geister-Derby am 11. März gegen Köln, dem bislang einzigen in der Bundesliga, auf dem Platz. Wie haben Sie das erlebt? 

Herrmann: Auf Geisterspiele kann man sich noch so gut vorbereiten, es ist dann doch irgendwie seltsam. Es war kein schönes Gefühl, ohne Fans zu spielen. Aber wenn das die einzige Möglichkeit ist, um die Bundesliga zu Ende zu spielen, dann nehmen wir das natürlich hin.  

SPORT1: War es im Nachhinein ein Fehler, nach dem Spiel mit den Fans, die vor dem Stadion standen, zu feiern?  

Herrmann: Rückblickend kann man das natürlich so sehen. Wir haben uns damals aber noch am Anfang der Corona-Krise befunden. Über das Ausmaß der ganzen Geschichte war man sich da noch nicht so bewusst. Es war ein Derby und für die Fans das Spiel des Jahres. Ich gehe aber nicht davon aus, dass sich Fans in Zukunft, wenn wir wieder spielen, vor dem Stadion versammeln werden. Ich glaube, dass alle begriffen haben, dass wir uns solidarisch verhalten sollen. 

SPORT1: BVB-Keeper Roman Bürki gab zu, dass der Umgang mit Corona auch Thema in der Dortmunder Kabine ist. In Gladbach auch? 

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Herrmann: Natürlich reden wir darüber. An dem Thema kommt man ja gar nicht vorbei, es beherrscht die Welt. Wir sind schließlich Familienmenschen unterhalten uns darüber. Zu meiner Mutter und Schwiegermutter halte ich zum Beispiel Abstand, wir umarmen uns nicht und gehen nur mit großem Abstand spazieren.  

SPORT1: Es gibt den DFL-Plan, die Spieler vor jedem Spiel auf Corona zu testen. Wie stehen Sie dem gegenüber? 

Herrmann: Ich lese das auch nur bei SPORT1 oder im Kicker. Ich bin kein Mediziner und habe Vertrauen in die DFL, die mit ihrer Task Force sicher die beste Lösung finden wird. Klar ist: Am Fußball hängt vieles dran. Es ist ein gesellschaftliches Phänomen. Ich glaube, dass sich viele Fans danach sehnen, wenigstens wieder die Konferenz im TV zu sehen. Das würde ein Stück weit Normalität bringen in dieser schweren Zeit. 

SPORT1: Seit Montag befinden Sie sich mit der Borussia im Kleingruppen-Training. Wie läuft das ab?  

Herrmann: Endlich wieder, muss man sagen. Es ist aber schon komisch, weil wir alle auf Abstand sind, uns nicht die Hand geben, nicht umarmen und auf zwei Kabinen aufgeteilt sind, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Unser Essen nehmen wir zum Beispiel nach Hause mit. 

SPORT1: Wie haben Sie die Zeit zuhause im Home-Office eigentlich verbracht? 

Herrmann: Für einen Berufssportler, der unausgeglichen ist, war es natürlich komisch, nicht jeden Abend komplett ausgepowert ins Bett zu fallen. Aber es war auch schön. Ich habe die Zeit mit meiner Frau und meinem Sohn intensiv genutzt. Er ist jetzt fünf Monate alt. Ich habe mich den ganzen Tag um den kleinen Racker gekümmert. Es ist krass zu sehen, wie rasend schnell er sich entwickelt.  

SPORT1: Und sonst? 

Herrmann: Ich bin zum Hobby-Gärtner geworden (lacht). Wir haben eine Wohnung mit einem kleinen Garten. Vor Corona haben meine Frau und ich neue Pflanzen für unser Blumenbeet bestellt. Ich habe auch die Hecke geschnitten und mich um unseren Bonsai gekümmert. Unser Garten sieht jetzt tiptop aus. Gerade bei den Temperaturen hat das Spaß gemacht. Wir haben auch gleich schon die Grillsaison eröffnet. 

SPORT1: Gab es Fleisch oder sind Sie Vegetarier oder gar Veganer? 

Herrmann: Meine Frau ernährt sich vegetarisch. Bei ihr kommt dann Fleischersatz auf den Grill. Das muss ich wohl oder übel mitgrillen (lacht). Bei mir kommt aber schon mal ein ordentliches Steak drauf. 

"Fast alle kämpfen ums Überleben"

SPORT1: Patrick Herrmann, Sie leben nun seit zwölf Jahren in Mönchengladbach – wie sehr hat die Corona-Krise die Stadt getroffen? 

Herrmann: Ich kenne mittlerweile fast jedes Restaurant in Gladbach. Und fast alle kämpfen ums Überleben, können teilweise ihre Mieten nicht zahlen. Das geht einem sehr nahe. Ich unterstütze deshalb die Initiative „Support your local heroes“. Unser Stadionsprecher Knippi (Torsten Knippertz) machte mich darauf aufmerksam. Mit dem Kauf einem T-Shirt unterstützt man automatisch Kleinunternehmen. Auch sonst helfen wir. Meine Frau und ich haben entschieden, das Kochen vorübergehend sein zu lassen. Wir bestellen täglich woanders bei lokalen Restaurants essen und holen das ab.  

SPORT1: Ist die Corona-Krise auch eine Chance, den Beruf des Profifußballers in ein besseres Licht zu rücken? 

Herrmann: Wir verdienen viel Geld, keine Frage. Für uns als Mannschaft war zum Beispiel sofort klar, dass wir auf unser Gehalt verzichten, um den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle zu helfen, die überwiegend in Kurzarbeit sind. Es ist klar, dass wir helfen. Ich kenne mittlerweile ganz viele Mitarbeiter persönlich. Ich musste darüber nicht zweimal nachdenken. Auf mein Gehalt verzichte ich gerne. Ich habe über WhatsApp viele Dankesnachrichten erhalten. Das war ein tolles Gefühl. 

Karriereende bei der Borussia? 

SPORT1: Sie spielen seit 2010 in Gladbach und sind Publikumsliebling. Bedauern Sie es, dass es kaum mehr Urgesteine in der Bundesliga gibt? 

Herrmann: Es stimmt schon, dass es nicht mehr viele Spieler gibt, die sich so sehr identifizieren. Früher war das noch anders. Ich nehme das aber keinem übel. Jeder muss für sich selbst entscheiden, welchen Weg er geht. Ich habe relativ früh für mich entschieden, dass ich mich hier sehr wohl fühle und in Gladbach bleibe. 

SPORT1: 2022 läuft ihr Vertrag aus, dann sind Sie 31. Bleiben Sie für immer bei der Borussia? 

Herrmann: Man weiß nie. Klar ist aber, dass ich mich hier total wohl fühle. Schauen Sie mal, was wir seit 2010 für eine Entwicklung genommen haben: Vom Fast-Absteiger zum Champions-League-Teilnehmer. Wir haben uns kürzlich ein Grundstück in Mönchengladbach gekauft. Darauf will ich demnächst ein Haus für die Familie bauen. In der Wohnung wird es nämlich eng, wenn irgendwann ein zweites Kind dazukommt.