Nächste Spielunterbrechung wegen Fanprotesten: Auch die Partie zwischen Union Berlin und dem VfL Wolfsburg (2:2) wurde am Sonntagmittag unterbrochen.
Union-Ultras erklären Hopp-Hetze
Nach etwa einer halben Stunde wurde in der Fankurve der Union-Anhänger zunächst ein Banner mit Protesten gegen den DFB entrollt: "2017 Kollektivstrafen abgeschafft, nun Hopp hofiert und zwei Schritte zurück gemacht! F*** dich, DFB!"
Schiedsrichter Bastian Dankert ließ den Ball kurz ruhen, via Stadiondurchsage wurde zu einem Unterlassen der Proteste aufgerufen. Die Fans rollten das Banner ein und reagierten mit Pfiffen. Das Spiel wurde fortgesetzt.
Dietmar Hopp erneut im Fadenkreuz
In der 45. Minute wurde die Partie unterbrochen, nachdem die Anhänger ein weiteres Banner mit der Aufschrift "Hurensohn" und das Konterfei von Hopp im Fadenkreuz präsentierten.
Die Union-Spieler gingen vor die Fankurve und forderten die Anhänger auf, die Proteste zu stoppen. Anschließend schickte Schiedsrichter Bastian Dankert alle Profis in die Kabine.
"Protest ja, kann man mal machen. Aber wenn Personen beleidigt werden, hört's auf", sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel bei DAZN: "Wir haben ganz klar gesagt: 'Das Plakat gehört runter, da stehen wir nicht dahinter.' Es ist eine Linie überschritten. Es ist schade, weil es den Fußball ein bisschen zerstört. Mit den Unterbrechungen ist es nicht so ideal, Aber es ist wichtig, dass wir gemeinsam dahin gehen und sagen, dass wir dagegen sind."
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Nachdem der Stadionsprecher die Fans An der alten Försterei darüber informierte, dass bei einem weiteren Zwischenfall das Spiel abgebrochen werde, wurde die Partie schließlich fortgesetzt. Bei einem dritten Vergehen wäre erstmals in der Liga-Geschichte ein Spiel aus einem solchen Grund abgebrochen worden.
"Ich verstehe, wenn man seine Meinung sagt. Mir geht es darum, wie man das tut. Das hat mit Anstand und Respekt zu tun. Das sah ich nicht", sagte Union-Trainer Urs Fischer.
Union-Ultras veröffentlichen Stellungnahme
Quasi zeitgleich mit der Spielunterbrechung veröffentlichte die verantwortliche Gruppe "HammerHearts 2004 - Ultras Union" im Netz eine Stellungnahme.
"Ein Schiedsrichter unterbricht ein Fußballspiel der 1. Bundesliga aufgrund eines Doppelhalters oder Gesängen? Die Öffentlichkeit stellt kritische Fußballfans auf eine Stufe mit Terroristen? Die subkulturell geprägte Variante von Kritik an Dietmar Hopp, dem sogenannten Hurensohn, und seinen Auswüchsen wird inhaltlich zur Morddrohung stilisiert, weil ihn ein Fadenkreuz ins Visier nimmt?", ist dort zu lesen.
"Der Doppelhalter, der vor wenigen Minuten auf der Waldseite zu sehen war, ist keine Morddrohung. Er ist aber ganz klar provokant und kritisiert eine Person und eine stetige Entwicklung. Heute steht er jedoch vor allem entgegen schleichender Zensur und für die Ausdrucksfreiheit in den Kurven", schreiben die HammerHearts weiter.
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Kaum war das Spiel zu Ende, rollten die Fans von Union Berlin erneut ein Transparent aus. "Jahrelang die Kritik überhört und sich nun an Ausfälligkeiten gestört", stand auf dem Banner.
Ruhnert prangert Reaktion auf erstes Banner an
Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert kritisierte in der Halbzeitpause bei DAZN die Anfeidungen: "Persönliche Beleidigungen und Verunglimpfungen gegenüber einzelnen Leuten sind einfach nicht akzeptabel, da sind wir uns, glaube ich, im Sport alle einig und das unterstütze ich natürlich auch".
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Allerdings prangerte Ruhnert dabei auch die Reaktion auf das erste Banner an. "Das ist eine Äußerung der Fans, die meines Erachtens vollkommen legitim ist", sagte Ruhnert. Man müsse auch bereit sein, kritische Worte zu akzeptiere, ergänzte der 48-Jährige: "Da hätte ich mir gewünscht, dass man da nicht eingreift, weil es da aus meiner Sicht keinen Grund dafür gab. Es sei denn, das letzte, das da gegen den DFB steht, ist so. Dann muss ich aber demnächst jedes Spiel unterbrechen. Und das sehe ich ein bisschen kritisch."
Bayern und Hoffenheim schließen Nichtangriffspakt
Bereits am Samstag hatte es bei mehreren Ligaspielen Banner gegen Hopp, den Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim, gegeben.
In Sinsheim wurde die Partie gegen Bayern München (0:6) aufgrund von Hass-Plakaten im Bayern-Fanblock zweimal unterbrochen. Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) führte die Mannschaften in der 77. Minute für eine Viertelstunde vom Feld. Vor dem Wiederanpfiff einigten sich die Teams auf einen "Nichtangriffspakt", um so gegen die Vorfälle zu protestieren.
Als Auslöser der abgesprochenen Aktion von Ultra-Gruppierungen gilt die zuletzt vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgesprochene Kollektivstrafe gegen die Fans von Borussia Dortmund. Die BVB-Anhänger dürfen in den kommenden beiden Spielzeiten wegen ihrer Hopp-Schmähungen in der Vergangenheit nicht ins Sinsheimer Stadion.
"Wenn man sich aus Fankreisen darüber echauffiert, dann darf man das als Fangruppe auch äußern, auch kritisch. Das ist für mich vollkommen legitim", sagte Ruhnert. "Am Ende des Tages gehen aber diese Dinge am Ende (Plakate gegen Hopp, Anm.d.Red.) absolut nicht. Das ist ein absolutes No-Go, das wir nicht akzeptieren können."