Home>Fußball>Bundesliga>

Bundesliga: Eine der schwärzesten BVB-Stunden! Als der Dortmund haushoch gegen Gladbach verlor

Bundesliga>

Bundesliga: Eine der schwärzesten BVB-Stunden! Als der Dortmund haushoch gegen Gladbach verlor

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Eine der schwärzesten BVB-Stunden

1978 treffen sich Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach zu einem denkwürdigen Topspiel. Der BVB stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf - hat daran aber keine guten Erinnerungen.
29. April 1978: Borussia Mönchengladbach feiert mit einem 12:0 über Dortmund am letzten Spieltag den höchsten Sieg der Ligageschichte. Zur Meisterschaft fehlen am Ende aber drei Tore.
1978 treffen sich Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach zu einem denkwürdigen Topspiel. Der BVB stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf - hat daran aber keine guten Erinnerungen.

Es ist das Topspiel des Wochenendes. Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund hegen noch Titelambitionen, es ist mit einem spannenden Spiel und einem knappen Ergebnis zu rechnen.

{ "placeholderType": "MREC" }

Aus der erwarteten Spannung wird jedoch überhaupt nichts- am 29. April 1978 wird es zweistellig! Seit 46 Jahren hält die Paarung einen Bundesligarekord.

Nur sechs Teams erzielten in der Ligahistorie zehn Treffer in einer Partie, zuletzt 1984. Gleich viermal übrigens triumphierte die Gladbacher Borussia, während der BVB zweimal Opfer eines solchen Schützenfestes war, aber auch einmal Nutznießer (11:1 gegen Bielefeld 1982).

Wenn du hier klickst, siehst du Spotify-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Spotify dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

Vogts: „Ich schwöre bei Gott, dass es keine Absprache gab“

Das größte Schützenfest der Liga aber machte keinen glücklich, in der Vereinschronik der Gladbacher lautet die Überschrift zu dem Spiel: "Die 12:0-Sieg-Niederlage".

{ "placeholderType": "MREC" }

Wie kam es zu diesem außerordentlichen Ergebnis und was bedeutete es für die Beteiligten? Auf die SPORT1-Zeitreise begleitet uns Gladbachs damaliger Kapitän, Ex-Bundestrainer Berti Vogts.

Die Ausgangslage: Am letzten Spieltag der Saison 1977/78 musste Meister Borussia Mönchengladbach im Kampf um den Titel auf den punktgleichen Tabellenführer 1. FC Köln noch zehn Tore aufholen, denn mit einem Kölner Punktverlust bei Absteiger FC St. Pauli war ja nicht zu rechnen.

Auch für den von Otto Rehhagel trainierten BVB ging es nach vollbrachtem Klassenerhalt um nichts mehr und das schürte Spekulationen.

Gerade erst hatten die Gerichte die letzte Akte im Bundesligaskandal von 1971, als im Abstiegskampf ein Dutzend Spiele verschoben worden waren, geschlossen. Würde sich Gladbach nun einen hohen Sieg von den Dortmundern kaufen - oder Köln von St. Pauli?

{ "placeholderType": "MREC" }

Berti Vogts weiß nicht mehr allzu viel von dem Spiel im Düsseldorfer Rheinstadion, in das man wegen Umbauarbeiten am Bökelberg auswich, aber das eine weiß er: „Sie wissen: Ich bin Katholik. Ich schwöre bei Gott, dass es keine Absprache gab.“

Tor Nummer eins nach nur 27 Sekunden

Und die Kölner? Gladbachs damaliger Trainer Udo Lattek, bis zu seinem Tod in Köln wohnhaft und gut vernetzt, sagte noch 2005 der Welt: „Es soll in Hamburg nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Köln soll dem FC St. Pauli noch in der Pause ein kostenloses Freundschaftsspiel angeboten haben, wurde mir zugetragen. Wenn es aber darum geht, etwas zu beweisen, dann …“

Dass die Kölner überhaupt noch in Not kamen, lag vor allem an Borussia Dortmund.

Gladbach-Verteidiger Wilfried Hannes erinnerte sich 2003 in der WELT: "Es war brütend heiß. Als wir ins Stadion kamen, waren die Dortmunder schon da, hatten ihre Hemden ausgezogen und lagen auf dem Rasen. So war auch ihre Einstellung."

Jupp Heynckes beschlich gar das Gefühl, dass die Dortmunder "gedanklich schon im Urlaub" gewesen seien. Gleich der erste Schuss nach 27 Sekunden war drin, Heynckes war in seinem letzten Bundesliga-Spiel besonders motiviert.

Schon zur Pause stand es 6:0. Das Borussen-Tor hütete wie schon in den fünf vorherigen Partien Ersatzmann Peter Endrulat für den verletzten Horst Bertram. Rehhagel kritisierte ihn in der Vorwoche nach einem Gegentor öffentlich und am Tag des Spiels kam dann mit der Post seine Kündigung, wie ihm seine Frau telefonisch mitteilte. Nicht gerade motivierend für einen 23-Jährigen, seine Zukunft war plötzlich sehr vage.

{ "placeholderType": "MREC" }

„Vor dem Spiel sollte der Vertrag eigentlich verlängert werden, doch dazu kam es nie“, erinnerte sich der Sündenbock weit nach der Karriere, denn dieses Spiel „hat mir für die erste Liga das Genick gebrochen. Ich hätte sonst mehr als sieben Bundesligaspiele gemacht.“ Stattdessen endete seine Profikarriere mit 26 bei Zweitligist TeBe Berlin, das ihn noch drei Jahre beschäftigte.

Keeper Endrulat: "Ich wäre besser rausgegangen."

Rehhagel fragte ihn in der Halbzeit, ob er raus wolle, aber er blieb standhaft, denn er fand: „Ich habe eigentlich gut gehalten, trotzdem waren sechs Bälle drin. Ich wollte wenigstens noch etwas glänzen, damit die Presse wenigstens über mich gut berichtet.“ Heute weiß er: „Ich wäre besser rausgegangen.“ Schuld empfand er nie.

2003 sagte er dem Kicker, er kreide sich nur zwei Tore an, 2008 war es gegenüber 11 Freunde nur noch ein Tor - als er vor dem 10:0 eine Flanke unterlief, „da war schon eine gehörige Portion Frust mit dabei“.

All das macht das Desaster etwas verständlicher, zu entschuldigen war es nicht wirklich. Die Moral der Dortmunder war am Boden, Rehhagel sagte schon in der Halbzeit, dass sie sich schämen sollten.

Routinier Siggi Held verweigerte sogar seine Einwechslung: "Soll ich die Sch… etwa noch umbiegen?", fragte er Rehhagel. Nach 77 Minuten war Kölns Vorsprung im Fernduell auf drei Tore geschmolzen.

Die Borussen-Fans spornten ihre Idole an. Jupp Heynckes: "Als es 9:0 stand und sie riefen: ‚Noch drei‘ habe ich geantwortet: `Habt ihr sie nicht mehr alle?`" Die drei Tore machten sie dann zwar auch noch, denn "Gnade gab es nicht" (Vogts), weil der FC aber auf 5:0 wegzog, waren selbst ein Dutzend Gladbach-Tore drei zu wenig.

Heynckes mit persönlichem Rekord

Immerhin freute sich Heynckes zum Abschied über seinen persönlichen Rekord von fünf Treffern, den ihm Witzbold Vogts im Rückblick noch etwas madig machen will: "Ist der noch fünfmal angeschossen worden?"

Vogts, nie ein Torjäger, ging auch an diesem Tag leer aus, während es immerhin sechs Mitspieler auf die Anzeigetafel schafften. Auf der wäre für ein dreizehntes Tor übrigens kein Platz mehr gewesen.

Dass es so kam, wie es kam, sahen die Gladbacher damals wie heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Vogts zu SPORT1: „Es war schon ganz gut so, sonst hätte man unsere Meisterschaft sicher noch angezweifelt.“

DFB ermittelte gegen den BVB

Keine Zweifel hatte dagegen Otto Rehhagel. Schon auf der gemeinsamen Heimfahrt nach Essen sagte der BVB-Trainer zu Manfred Burgsmüller, dass dieser am nächsten Tag wohl einen anderen Trainer haben werde. So kam es auch.

Der vom Boulevard als "Otto Torhagel" verspottete Coach wurde entlassen, "da keine Vertrauensbasis mehr gegeben ist", wie Präsident Heinz Günther erklärte.

Die Gerüchteküche brodelte tagelang weiter: Waren die Dortmunder bestochen? Der DFB ermittelte. Chefankläger Hans Kindermann: "Wir werden uns um das Spiel kümmern. Solche Leute, die helfen, den Ast abzusägen, auf dem der deutsche Fußball sitzt, müssen bestraft werden." Beweise aber fanden sich nie.

Dennoch: Alle Spieler mussten noch im August 1978 eine Erklärung unterschreiben, sie hätten sich nicht unsportlich verhalten.

Ihr Klub verhängte Strafen (bis zu 2500 Mark) und jagte sie in der Sommerpause über die Dörfer. Was auch eine Strafe war, wie BVB-Verteidiger Lothar Huber erzählte: "Wir mussten uns gefallen lassen, als Betrüger beschimpft zu werden. Wo steht denn nun dein neues Haus, dein neues Auto?", riefen die Zuschauer. Sie glaubten allen Ernstes, wir hätten dieses Spiel verkauft. Die Kölner Fans glauben das noch immer. Damals sowieso. Auf der Meisterfeier am Rathaus sangen sie spöttisch: "Gladbach hat umsonst bezahlt."

Die Torfolge:

1:0 Heynckes (1.)

2:0 Heynckes (12.)

3:0 Nielsen (13.)

4:0 Del’Haye (14.)

5:0 Heynckes (32.)

6:0 Wimmer (38.)

7:0 Heynckes (59.)

8:0 Nielsen (61.)

9:0 Del’Haye (66.)

10:0 Heynckes (77.)

11:0 Lienen (87.)

12:0 Kulik (90.)