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Klinsmann knöpft sich Preetz vor
Am Mittwoch veröffentlichte die SportBild ein internes Protokoll, eine Art Tagebuch von Jürgen Klinsmann, das der Ex-Bundestrainer über seine Amtszeit bei Hertha BSC hat anfertigen lassen.
22 Din-A4-Seiten, die den Eindruck eines desolaten Hauptstadtklubs vermitteln. "Der Klub hat keine Leistungskultur, nur Besitzstandsdenken und es fehlt jegliches Charisma in der Geschäftsleitung", ist dort unter anderem zu lesen.
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Immer wieder im Fokus von Klinsmanns Kritik. Geschäftsführer Michael Preetz. "Die Geschäftsleitung muss sofort komplett ausgetauscht werden", forderte Klinsmann, zudem habe es im Klub "jahrelange katastrophale Versäumnisse von Michael Preetz in allen Bereichen, die mit Leistungssport zusammenhängen", gegeben, kritisierte der Ex-Coach.
Der von Preetz zusammengestellte Kader habe "zu viele ältere und satte Spieler, die keinerlei Power haben, um im Abstiegskampf zu bestehen." Zudem habe es eine Lügenkultur im Verein gegeben, die das Vertrauensverhältnis der Spieler mit Preetz zerstört habe.
Hertha-Präsident kontert Klinsmann
Klinsmanns Management bestätigte dem SID die Echtheit der Dokumente, rätselt allerdings darüber, wie das Protokoll an die Öffentlichkeit gelangen konnte. Der Fußballlehrer habe keine Absicht, eine Abrechnung mit Hertha zu betreiben. Eine weitere Stellungnahme gab es nicht, Klinsmanns Medienberater Roland Eitel war für SPORT1 nicht zu erreichen.
Hertha-Präsident Werner Gegenbauer wies die Vorwürfe am Mittwochnachmittag mit aller Schärfe zurück. "Für uns sind weder der Inhalt des Schreibens noch die Art und Weise des Vorgehens seitens Jürgen Klinsmann und seiner Berater Andre Gross und Roland Eitel nachvollziehbar", schrieb Gegenbauer in einer Mail an die Hertha-Mitglieder über das Dokument.
Nahezu sämtliche darin enthaltende Vorwürfe würden "nicht der Wahrheit entsprechen", betonte Gegenbauer.
Klinsmann mit Generalabrechnung gegen Hertha
Klinsmann griff in seinem Rundumschlag gegen den Verein auch andere Bereiche an. Die medizinische Abteilung sei "ohne jegliche Dynamik, zerstritten, inkompetent, den Anforderungen des modernen Profifußballs nicht gewachsen."
Es gebe eine Medienabteilung, "die nur reagiert, keine Ideen hat und den Trainerstab niemals verteidigt. Es werden keine Lösungen gesucht, keine Innovationen."
Klinsmann wollte Rangnick als Trainer
Klinsmann verriet zudem, dass er zunächst Ralf Rangnick als Trainer in den Verein holen wollte. Der frühere Hoffenheimer und Leipziger Coach wollte aber nicht unter Preetz arbeiten.
Zudem warf Klinsmann den Hertha-Bossen vor, ihn bei der Unterzeichnung eines neuen Vertrages mit bereits ausgehandelten erweiterten Kompetenzen hingehalten zu haben.
Klinsmann hatte am 11. Februar nach 76 Tagen via Facebook überraschend seinen Rücktritt als Trainer verkündet. Seitdem trainiert sein Assistent Alexander Nouri den nach wie vor abstiegsbedrohten Hauptstadt-Klub. Am vergangenen Samstag hatte die Alte Dame zu Hause 0:5 gegen den 1. FC Köln verloren.
Laut SportBild nahm Hertha BSC bereits Stellung zu dem Tagebuch. Demnach würden "nahezu sämtliche Vorwürfe und Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen". Der Verein werde sich nicht an einer öffentlichen Kontroverse beteiligen, zumal ihm auch im Interesse von Klinsmann daran gelegen sei, "diese Personalie zu einem würdigen Ende zu bringen."