Stefan Lainer ist eine der Entdeckungen der aktuellen Bundesligasaison. Schnell, wendig, physisch stark - der Rechtsverteidiger verkörpert wohl wie kein anderer das Spielsystem von Gladbachs Coach Marco Rose.
Lainer: Darum ist Lahm mein Vorbild
Das hat einen Grund: Der 27-Jährige arbeitete bereits bei Red Bull Salzburg mit Rose zusammen und wechselte im Sommer 2019 zusammen mit ihm zur Borussia aus Mönchengladbach.
Seitdem ist der Österreicher nicht mehr aus der ersten Elf des Tabellenvierten der Bundesliga wegzudenken, verpasste in der aktuellen Spielzeit nur drei Spiele aufgrund einer Knieprellung und einer Gelbsperre.




Im Interview mit SPORT1 spricht Lainer über die ersten Monate in Gladbach, seine Vorbilder Roberto Carlos und Philipp Lahm, und seinen ehemaligen Mitspieler Erling Haaland.
SPORT1: Herr Lainer, sind Sie der Vorreiter für Ihre Mitspieler bei der Umsetzung des Systems von Marco Rose?
Stefan Lainer: Spielerische Qualität war sehr viel vorhanden in Gladbach, das war über viele Jahre so. Jetzt hat sich der Trainer Gedanken gemacht und Spieler gebraucht, die sein Spiel schnell umsetzen können. Er wird sich seinen Teil gedacht haben, warum er mich mitnimmt. Mir liegt das physische Spiel, daher bin ich sehr glücklich mit dem Weg, den wir gegangen sind. Ich hoffe, dass es so weiter geht.
"Lahm hat kein Übersteiger links und rechts gemacht"
SPORT1: Wie sehr ehren Sie die Vergleiche mit Berti Vogts, der in seiner aktiven Laufbahn auch als Terrier bezeichnet wurde?
Lainer: Das ist natürlich eine Ehre, weil eine absolute Legende im Verein ist. Ich fasse das als Kompliment auf, das mich sehr freut. Ich hoffe, ich kann das bestätigen und meinen Teil dazu beitragen, dass wir Großes erreichen können.
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SPORT1: Hatten Sie Vorbilder, bei denen Sie sich früher etwas abgeschaut haben?
Lainer: Roberto Carlos war ebenfalls ein kleinerer Außenverteidiger. Physisch und technisch sehr stark. Das ist ein Spieler, den man sich gerne angeschaut hat. Aber auch Philipp Lahm bei den Bayern war in meiner Position ein absoluter Topspieler. Er hat nicht Übersteiger links und rechts gemacht, aber technisch hat jede Annahme gepasst. Seine Spielintelligenz, immer die richtige Entscheidung auf dem Feld zu treffen.
SPORT1: Gladbach ist mit vier Punkten aus drei Spielen in die zweite Saisonhälfte gestartet (das Spiel gegen den 1. FC Köln wurde abgesagt). Die Rückrunden in Gladbach waren zuletzt generell nicht so erfolgreich. Ist das ein Thema in der Mannschaft?
Lainer: Thema war es in der Mannschaft nicht unbedingt. Klar haben wir angesprochen, dass wir möglichst gut starten wollen, was aber nicht geklappt hat. Mit dem Sieg gegen Mainz und der guten Leistung in Leipzig sind wir in der Rückrunde gut reingekommen. Damit sollten die Zweifel beseitigt sein.
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Lainer fühlt sich wohl in Gladbach
SPORT1: Wie wohl fühlen Sie sich am Niederrhein und was sind die Unterschiede zu Österreich?
Lainer: Ich habe noch keinen Schnee gesehen, das ist der größte Unterschied. Ich fühle mich sehr wohl, die Menschen sind sehr offen und positiv gestimmt. Es macht sehr viel Spaß, hier zu sein.
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SPORT1: Ihr Teamkollege Christoph Kramer hat erzählt, dass er wenig von Social Media hält. Sie sind dort auch nicht vertreten. Warum halten Sie sich von Social Media fern?
Lainer: In der direkten Kommunikation kann ich spaßig und lustig sein, aber dort geht es nur in eine Richtung, dass ich den Leuten etwas mitteilen soll. Das macht für mich wenig Sinn. Man muss auch nicht immer alles mit allen teilen. Wir sind ohnehin schon in der Öffentlichkeit. Daher ist es schon wichtig, zuhause auch mal abzuschalten, um die Balance zu halten. Ich finde es nicht so ideal, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin ein offener Mensch und wenn die Fans mit mir reden wollen, dann bin ich gerne ab und an für einen Plausch zu haben.
"Man hat gesehen, was Haaland für enorme Anlagen hat"
SPORT1: 100 Kilometer entfernt sorgt Erling Haaland für Furore. Wie haben Sie seinen Einstand verfolgt?
Lainer: Er ist ein cooler und lustiger Typ. Wahnsinn, dass er so eingeschlagen hat. Spätestens im vergangenen Herbst hat man gesehen, was er für enorme Anlagen hat. Seine Dynamik, Wucht und Konsequenz spiegeln sich jetzt auch in Dortmund wider. Man hat auch das Gefühl, dass, wenn er auf dem Platz steht, auch die Mannschaft mitgerissen wird. Großes Kompliment, ein super Transfer für Dortmund, aber ich hoffe, dass er in dieser Saison nicht noch was Entscheidendes macht.
SPORT1: War das schon in der vergangenen Saison absehbar, dass er so einschlägt?
Lainer: Man wird so schnell nicht mehr einen Stürmer finden, der so viel mitbringt. Er ist auch ein Arbeiter. Mir war schon klar, dass er seinen Weg machen wird. Aber, dass es schon jetzt in Dortmund so perfekt klappt, war nicht absehbar. Großes Kompliment an ihn.
SPORT1: Packt er den Hype um seine Person?
Lainer: Das denke ich schon, weil er außerhalb des Platzes ein ruhigerer Typ ist. Er lässt sich auch nicht so schnell verrückt machen. Sein Vater wird ihn am Boden halten. Ich glaube nicht, dass ihm der Hype zu Kopf steigt.
Lainer verurteilt Rassismus-Eklat
SPORT1: Auf Schalke gab es einen Rassismus-Eklat als Hertha-Spieler Jordan Torunarigha mit Affenlauten beleidigt wurde. Haben Sie so etwas schon einmal miterlebt und was sollten die Betroffenen machen?
Lainer: Ich war noch nie bei solchen Vorfällen dabei. Die Fans waren nie rassistisch gestimmt. Das kommt für mich völlig überraschend und ist total fehl am Platz. Das ist kompletter Blödsinn. Man sollte die Täter heraussuchen, aber es müssen dann andere entscheiden, wie damit umgegangen werden soll.