Am Dienstagabend beglückwünschte die Fortuna ihren Coach Friedhelm Funkel noch via Twitter zur Ernennung zu "Düsseldorfs Trainer des Jahres", keine zwölf Stunden später wurde der Routinier von seinem Klub freigestellt.
Nach Fortuna-Aus: Funkel hört auf
Um 11.19 Uhr fuhr Friedhelm Funkel im schwarzen SUV vom Trainingsgelände der Fortuna. Kurz zuvor verteilte er noch aus seinem Auto heraus Autogrammkarten an die Fans, machte Selfies und erntete viel Zuspruch: "Sie haben Großes geleistet! Vielen Dank dafür", sagte etwa eine Fortuna-Anhängerin.
Mit dem Funkel-Rauswurf endet eine Ära in der Bundesliga. Nach 29 Jahren an der Seitenlinie war die Fortuna Friedhelm Funkels letzte Station - das bestätigte der frisch entlassene Routinier am Mittwochmittag: "Meine Trainerkarriere ist definitiv beendet. Ich gehe mit dem Gefühl, vier außergewöhnliche Jahre hier in Düsseldorf erlebt zu haben."
Fortuna kassiert Pleiten gegen Bremen und Leverkusen
Zuvor hatte Funkel in seiner Laufbahn Bayer Uerdingen, den MSV Duisburg, Hansa Rostock, den 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, Hertha BSC, den VfL Bochum, Alemannia Aachen und 1860 München betreut.
Die Fortuna-Bosse zogen nun nach den beiden Rückrunden-Auftaktniederlagen gegen Bremen (0:1) und in Leverkusen (0:3) die Reißleine.
"Der gesamte Verlauf der Saison hat uns gezeigt, dass wir es bisher nicht geschafft haben, auf Strecke die nötigen Punkte zu holen. Wir stellen mit 18 eigenen Treffern die torärmste Offensive und mit 40 Gegentoren die drittschwächste Defensive der Bundesliga", wird Sportvorstand Lutz Pfannenstiel in einer Pressemitteilung zitiert.
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Kurios: Am Abend der Bayer-Pleite hatte Pfannenstiel noch zu Bild gesagt, die Trainerfrage stelle sich bei der Fortuna nicht. Funkel meinte auf Nachfrage dazu: "Das möchte ich nicht kommentieren."
Funkel: "Abschied war sehr emotional"
Sein Vertrag bei der Fortuna war erst vor Weihnachten noch angepasst worden, im Falle des Klassenerhalts hätte sich Funkels Kontrakt automatisch bis 2021 verlängert.
"Man hat gesehen, dass die Mannschaft in den letzten beiden Spielen, die wir leider verloren haben, anders aufgetreten ist. Die Leistungskurve ging nach oben", betonte Funkel und gestand: "Ich hätte mir schon gewünscht, die nächsten drei, vier Spiele mit der Mannschaft bestreiten zu dürfen. Der Wunsch wurde mir leider nicht erfüllt."
In der Kabine wurde es beim Abschied emotional. Die Mannschaft wurde vor der 10-Uhr-Einheit, die Co-Trainer Thomas Kleine und Assistent Axel Bellinghausen leiteten, in der Kabine über den Schritt informiert. Die Spieler waren nach SPORT1-Informationen überrascht und enttäuscht.
"Wir waren mit der Mannschaft alle felsenfest davon überzeugt, dass wir in der Bundesliga bleiben", erklärte Funkel, der zugleich versprach: "Ich werde kräftig die Daumen drücken, das ist überhaupt keine Frage. Das habe ich der Mannschaft auch gesagt. Wir haben knapp vier Jahre zusammengearbeitet. Das war so intensiv wie selten mit einer Mannschaft. Diesen Zusammenhalt kann niemand kaputtmachen! Der Abschied war sehr emotional."
Um 8.15 Uhr wurde Funkel über seinen Rauswurf informiert, nach eigener Aussage habe er jedoch bereits am Dienstagabend "so ein Gefühl" verspürt: "Am frühen Morgen habe ich dann schon einige Telefonate auf dem Handy gehabt und erst nicht abgenommen. Ich bin ja keine 25 Jahre mehr und dann sofort hochgegangen. Dort hat der ganze Vorstand schon gewartet."
Rösler als Funkel-Nachfolger nach Düsseldorf
Unter anderem sei die Trennung ihm gegenüber damit begründet worden, "einen neuen Impuls" setzen zu wollen.
Für den frühen Mittwochnachmittag ist eine Pressekonferenz angesetzt, auf der dann Uwe Rösler vorgestellt werden soll. Der 51-Jährige trainierte zuletzt Malmö FF.
"Ich habe Uwe fußballerisch als absoluten Mentalitätsspieler erlebt. Zuletzt hat er in Schweden gute Arbeit geleistet", lobte Funkel seinen Nachfolger: "Ich drücke ihm die Daumen und hoffe, dass er schnell Zugang zur Mannschaft findet. Er findet eine intakte Mannschaft vor. Ich drücke ihm und der Fortuna ganz klar die Daumen. Die vier Jahre bleiben unvergesslich für mich."
Funkel kündigte an, er wolle nun "ein paar Tage wegfahren", um durchzuschnaufen: "Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt - und darauf freue ich mich."
Nach 29 Jahren ist die Ära Funkel in der Bundesliga beendet.