Uli Hoeneß hatte als Macher des FC Bayern viele Widersacher. Einer der ärgsten war ohne Frage Christoph Daum.
Daum: So kam es zum Sportstudio-Zoff mit Hoeneß
Viele Fußballfans erinnern sich noch eine legendäre Ausgabe des "aktuellen Sportstudio" im ZDF 1989. Zu Gast bei Moderator Bernd Heller waren Daum, Hoeneß, Trainer-Legende Udo Lattek (2015 verstorben und damals Chef-Kolumnist der Sport Bild, d. Red.) und der damalige Bayern-Coach Jupp Heynckes. Klingt nach einem launigen Beisammensein, entwickelte sich allerdings zu einem heißen Wortgefecht.
Hintergrund: Daum hatte damals in den Wochen vor dem Spiel seines 1. FC Köln gegen den Rekordmeister Heynckes attackiert und sah sich plötzlich in der Sendung einem wütenden Hoeneß ausgesetzt.
"Du musst einmal über dich schauen, das ist ein Fußball da, kein Heiligenschein", schimpfte der Bayern-Manager damals mit hochrotem Kopf in Richtung Daum.
Christoph Daum wurde im ZDF von Uli Hoeneß überrascht
Damals herrschte Eiszeit zwischen Daum und Hoeneß, man kann von einer echten Männer-Feindschaft sprechen.
"Ganz im Gegenteil zu anders lautenden Schilderungen wollte ich nicht an dieser Sendung teilnehmen", erinnert sich Daum bei SPORT1. "Denn erst ein paar Tage zuvor hatte ich mit Uli Hoeneß eine Aussprache im BR mit Waldemar Hartmann. Lediglich Udo Lattek überredete mich, mitzukommen, weil er Hoeneß und den Moderator schon unter Kontrolle halten würde."
Und weiter: "Von einem weiteren Teilnehmer war nie die Rede. Uli Hoeneß hatte sich mit Aktenordnern und eidesstattlichen Erklärungen bestens auf die Diskussion vorbereitet."
Zoff im Sportstudio: "Emotional der Kragen geplatzt"
Lachend ergänzt Daum: "Udo spielte hier und da die Friedenstaube und mir ist emotional der Kragen geplatzt. So entstand ein spontanes Wortgefecht zwischen Uli und mir. Selbst heute wird dieses legendäre Sportstudio noch gerne angesehen. Es ist wie Dinner for One an Silvester, ein Fußball-Kult-Clip."
Fühlte er sich hinterher als Sieger? In der Sendung wirkte Daum sehr abgeklärt. "Der Sieger war der Sender mit einer gigantischen Einschaltquote", meint er. "Die Bayern dominierten die Bundesliga und viele wollten schon zum Titelgewinn gratulieren. Dem habe ich mich mit großem Risiko widersetzt, weil ich dies meinem Verein, meinen Spielern und unseren Fans schuldig war. Außerdem war es mir ein Anliegen, nicht gegenüber der Münchner Übermacht einzuknicken."
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Daum wollte Anerkennung für den 1. FC Köln
"Ende der 1980er Jahre entwickelte sich der FC zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Bayern. Wie oft mit anderen Vereinen geschehen, entwickelte sich so eine Rivalität zwischen Uli und mir außerhalb des Spielfeldes. Meine Provokationen hatten nur ein Ziel: Uli sollte gefälligst unsere Leistungen und die Bedeutung kleinerer Vereine anerkennen", verrät Daum.
Er wollte den FC, "wenn schon nicht auf Augenhöhe, so jedoch im Spitzenbereich etablieren".
Daum und Hoeneß sind versöhnt
Heute kann er entspannt darüber sprechen: "Wenn der bayrische Vormachtanspruch angetastet wurde oder ein Mitglied der Bayern, folgten spontane und heftige Attacken von Uli. Wie Zeus schleuderte er seine Blitze auf die Rebellen und besonders auf mich. Dies habe ich ihm nie übelgenommen, denn wer austeilt, muss auch einstecken können."
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Inzwischen haben sieh die beiden "Zankhähne" längst ausgesprochen. "Ein persönliches Treffen gab es nie. Es gab aber ein langes Telefonat. Das liegt jetzt schon zwei Jahre zurück, als er mich anrief. Es war ein tolles offenes Gespräch, für das ich Uli Hoeneß sehr dankbar bin", sagte Daum zuletzt im SPORT1-Interview. "Ich war überrascht von der Offenheit, die er mir gegenüber an den Tag legte. Ich hatte meinen Frieden mit ihm bereits geschlossen. Mit gegenseitigen Respekt und Dank haben wir dieses Gespräch nach einer Stunde beendet."
Daum nimmt Hoeneß Rolle in Kokain-Affäre nicht übel
Noch größerer Aussprache-Bedarf herrschte lange wegen einer anderen Angelegenheit: Im Jahre 2000 war das Verhältnis Daum - Hoeneß wieder Thema, als Daum wegen seiner Kokain-Affäre den ihm vorher vom DFB zugesicherten Job als kommender Bundestrainer verlor.
Hoeneß hatte damals viel Aufmerksamkeit mit seinen klaren Forderungen nach Aufklärung auf sich gezogen - und nach Konsequenzen, als das Fehlverhalten des damaligen Trainers von Bayern-Konkurrent Bayer Leverkusen erwiesen war.
"Wenn sich die Meinung durchsetzt, dass ein Drogenabhängiger Bundestrainer werden soll: Was sollen dann die Eltern sagen, deren Kinder drogenabhängig sind? Wenn diese Meinung sich durchsetzt, möchte ich damit nichts mehr zu tun haben", machte er damals in einem vielbeachteten Anruf im Doppelpass auf SPORT1 (damals: DSF) klar.
Daum sieht Hoeneß im Rückblick dennoch nicht als die treibende Kraft in der Affäre, als die er allgemein wahrgenommen wurde. "Dies wurde in der Öffentlichkeit so empfunden, weil Uli wegen der Gerüchte um meine Person, nach Beweisen verlangte", sagt er: "Er selbst hat nie irgendwelche Anschuldigungen gegenüber mir erhoben." Das habe Hoeneß damals auf einer Pressekonferenz erklärt und "jedem, der etwas anderes schreibt, mit Klage gedroht".
Für Daum ist klar: "Ich selbst habe mich um den Bundestrainer-Job gebracht und niemand anders."