Die Frankfurter "Büffelherde" war jedem Fußball-Interessierten in der Vorsaison ein Begriff: Das Angriffstrio Luka Jović, Ante Rebić und Sebastien Haller versetzte die Abwehrreihen in der Bundesliga und UEFA Europa League in Angst und Schrecken.
Das wurde aus der "Büffelherde"
Mit 41 Toren schossen sie die Eintracht nahezu im Alleingang in die Spitzengruppe der deutschen Eliteklasse. In Europa machten die 16 Treffer der Drei mächtig Eindruck. Sie führten die Hessen bis ins Halbfinale der Europa League, wo sie sich erst im Elfmeterschießen dem späteren Sieger FC Chelsea geschlagen geben mussten.
Trotz aller Versuche, zumindest Teile des gefürchteten "Herdentiere" zu halten, musste Frankfurt seine Büffel im Sommer ziehen lassen. Jović wechselte zu Real Madrid, Rebić zum AC Mailand und Haller zu West Ham United. Nur wenige Monate nach den Abgängen zeichnen sich Bilder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Haller zum Volltreffer wurde, kommen Jović und Rebić kaum zum Zug.
Haller ein "kompletter Spieler" und Volltreffer
Haller war Eintrachts Vorzeigestürmer, sorgte nie für Eskapaden oder Streitigkeiten und konnte sich im Sommer seinen Traum von der Premier League erfüllen. Allerdings war der 25-Jährige auch der Spieler mit dem geringsten Wechselwunsch und konnte sich anfangs einen Verbleib bei der Eintracht vorstellen. "Im Leben geht es um Gelegenheiten. Ich fühle mich wohl in Frankfurt. Ich werde nicht wechseln, nur um zu wechseln", so Haller vor seinem Transfer.
Das es dazu nicht gekommen ist, hat mit unterschiedlichen Faktoren (Ablösesumme, Weiterentwicklung des Spielers) zu tun. Viele Fans waren mit dem Wechsel des Franzosen einverstanden und kritisierten vorwiegend die Wahl des Vereins. Dennoch wurde Haller auch Verständnis für seinen Transfer entgegengebracht.
"Ich selbst habe ja gesagt: Ihr dürft alle verkaufen, außer ihn! Doch wenn dann das Geld tatsächlich ins Spiel kommt und du das Doppelte, Dreifache verdienen kannst – dann musst du das einfach machen", sagte Eintracht-Legende Charly Körbel. Für die Londoner war Haller ein Volltreffer. All seine Fähigkeiten, die aus der Bundesliga bekannt sind, bringt der Franzose auch in England auf den Platz.
Franzose mit West Ham auf Europa-Kurs
Mit seiner physischen Präsenz, seiner Stärke als Wandspieler, Bälle festmachen und weiterleiten zu können, mit seiner bemerkenswerten Technik und seinem Torriecher ist er bereits nach wenigen Wochen ein ganz wichtiger Faktor bei den Hammers. Sein Trainer Manuel Pellegrini nannte Haller vor kurzem einen "kompletten Spieler".
Zwar ist der Franzose bei keinem Top-Verein gelandet, dennoch ist er zu einem Klub mit großen Ambitionen gekommen, der in naher Zukunft auf die internationale Bühne zurückkehren möchte. Haller möchte seinen Teil dazu beitragen, was ihm bislang auch außerordentlich gut gelingt. Von Beginn an war er Stammspieler im Team von Pellegrini und kann in sieben Premier-League-Spielen bereits vier Tore und eine Vorlage vorweisen.
Haller steht mit den Hammers momentan auf Platz sechs der Premier League. Daran hat er einen großen Anteil, da er mit seiner Spielintelligenz dem Sturm der Londoner eine neue Qualität geben konnte. So sind Haller und West Ham momentan auf dem Weg nach oben mit Kurs internationaler Wettbewerb. Ganz anders sieht es bei seinen ehemaligen Mitstreitern aus der "Büffelherde" aus.
Rebić auf absteigendem Ast und mit Trainerproblem
Lange Zeit sah es so aus, als würde Ante Rebić der Eintracht erhalten bleiben. Nach seiner Null-Bock-Leistung in der Europa-League-Qualifikation bei Racing Straßburg kam noch einmal frischer Wind in die Personalie.
Kurz vor Transferschluss ging der 26-Jährige im Tausch für André Silva für zwei Jahre auf Leihbasis zum AC Mailand. Ein Wechsel der sich nicht ausgezahlt hat - zumindest bis jetzt.
Der kroatische Vize-Weltmeister bringt es in der Serie A gerade einmal auf drei Einwechslungen und 63 Minuten Spielzeit, in denen er noch keine erwähnenswerten Spuren hinterlassen konnte.
Eintracht-Boss: "Jetzt sitzt er draußen – verzockt!"
Zu allem Überfluss verpflichteten die Mailänder vor wenigen Tagen noch Stefano Pioli als neuen Cheftrainer. Rebić arbeitete mit dem 53-Jährigen bereits beim AC Florenz zusammen - wenig erfolgreich - und flüchtete wegen des Trainers im Anschluss nach Frankfurt.
Eintracht-Boss Wolfgang Steubing glaubt, dass Rebić sich "verzockt" hat, wie er der Bild-Zeitung verraten hat:
"Ganz ehrlich, da fehlen mir die Worte. Er wollte unbedingt weg, weil er das Gefühl hatte, dass er sonst als einziger der drei Stürmer bei Eintracht hängen bleibt. Jetzt sitzt er draußen – verzockt! Und es wird nicht einfacher für ihn." Dasselbe Schicksal teilt auch Rebić‘ guter Freund Jović in Madrid.
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Jović-Motor stottert in Madrid
Für die Eintracht erzielte der Serbe in der vergangenen Saison 27 Tore in 48 Pflichtspielen. Früh stand fest, dass er die Main-Metropole verlassen wird, mit dem Ziel Real Madrid.
An seine starken Leistungen aus Frankfurt konnte Jović in Spanien noch nicht anknüpfen. Der 21-Jährige zeigt sein Potenzial immer wieder in Ansätzen, konnte aber noch keinen Treffer in seine Statistik eintragen.
Endlos wird die Geduld bei den erfolgsverwöhnten Königlichen nicht sein, denn bei Real herrscht ein anderer Wind. Zwar kann man einem jungen Spieler eine etwas längere Eingewöhnungsphase zugestehen, dennoch erwartet man in Madrid Tore und Vorlagen von Jović.
"Unproduktivster Real-Einkauf der vergangenen Jahre"
Ansonsten könnte die Stimmung schnell kippen, sowohl von Vereins- als auch von Presseseite. Die spanische Presse spricht aufgrund der Torflaute des Serben schon vom "unproduktivsten Real-Einkauf der vergangenen Jahre."
Auch von Frankfurt-Boss Steubing bekam Jović noch einen Seitenhieb ab: "Da muss er jetzt durch, auch wenn die Situation natürlich nicht schön für ihn ist. Allerdings hält sich mein Mitleid in Grenzen, denn er bekommt genug Schmerzensgeld. Wenn er sich in seinem ersten Jahr nicht durchsetzt, ist es halt so."
Allzu nachtragend möchte der Vereinsboss aber nicht sein und wünscht den beiden Abgängen für die Zukunft alles Gute. "Ich hoffe für beide, dass sie ihr Glück finden." Einfach wird es für Jović und Rebić aber nicht.