Der Saisonstart von Nico Schulz lief nach Maß.
Schulz: Favre hat Vor- und Nachteile
Nach zwei Spieltagen stand der gebürtige Berliner mit seinem neuen Klub Borussia Dortmund an der Tabellenspitze der Bundesliga.
Danach lief es für die Schwarz-Gelben nicht mehr rund, aktuell ist der BVB nur Achter. Und auch für den Linksverteidiger, der im Sommer 2019 von der TSG 1899 Hoffenheim nach Dortmund gewechselt war, hätte es besser laufen können.
Im September verletzte sich Schulz bei der Nationalelf am Fuß und fiel wochenlang aus. Doch jetzt ist ein Comeback in Sicht. Am kommenden Wochenende geht es gegen Schulz' Ex-Klub Borussia Mönchengladbach. (Bundesliga: Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach, Samstag 18.30 Uhr im LIVETICKER)
Im Interview mit SPORT1 spricht Schulz über Trainer Lucien Favre, seine persönlichen Ziele und den verpatzten Saisonstart des BVB.
SPORT1: Sie fielen mit einem Teilriss in der Fußwurzel wochenlang verletzt aus. Wie geht es Ihnen, war der Zeitpunkt nach gutem Saisonstart besonders ärgerlich?
Schulz: Es wird besser. Für eine Verletzung gibt es nie einen guten Zeitpunkt. Der einzig respektable Zeitpunkt ist vielleicht im letzten Saisonspiel, wenn anschließend der Urlaub kommt. Ansonsten ist der Zeitpunkt für eine Verletzung relativ egal, weil es immer sehr ärgerlich ist.
"Meine Laune war nicht die beste"
SPORT1: Haben Sie die Zeit genutzt, um sich in der Stadt einzuleben?
Schulz: Meine Laune war in den letzten Wochen nicht die beste. Eingelebt habe ich mich vor der Verletzung bereits. Während der Verletzung hatte ich Zeit, meine Wohnung einzurichten. Sonst bin ich schon relativ gut hier angekommen. Die Stadt ist sehr fußballverrückt und es macht Spaß, hier zu sein.
SPORT1: Die vergangenen Wochen liefen für die Mannschaft nicht gut. Woran hat es gelegen?
Schulz: Es sind immer Kleinigkeiten. Man kann nicht pauschal sagen, warum es in den letzten Wochen nicht so gut lief. Es liegt dann eher an Momenten im Spiel. Wir haben gegen Barcelona ein gutes Spiel gemacht und unentschieden gespielt. Das ist dann ärgerlich. Das ist für uns Spieler auch immer schwer zu greifen. Wir wissen, dass wir etwas besser machen müssen und der Anspruch ein anderer ist, als in den letzten Spielen. Ich mache mir da keine Sorgen, wir werden wieder positive Ergebnisse einfahren.
SPORT1: Für so eine frühe Phase in der Saison ist das Dortmunder Umfeld schon relativ unruhig. Wie nimmt das die Mannschaft auf?
Schulz: Es sind so viele erfahrene Spieler dabei, dass ich nicht glaube, dass uns das von außen beeinflusst. Es ist schwer zu erklären, aber wenn man in den letzten Spielen nicht so gut gespielt hat, geht man irgendwie anders in ein Spiel. Es ist nicht alles so selbstverständlich, wie es sein sollte oder wie ich die Borussia in der vergangenen Saison von außen betrachtet habe. Die Selbstverständlichkeit muss wieder zurückkommen und das geht nur mit harter Arbeit. Das wissen wir und daran müssen wir ansetzen.
"Hoffe, dass ich wieder einsatzbereit bin"
SPORT1: Jetzt geht es gegen Gladbach. Ist das Spiel für Sie schon ein Thema oder ist es noch zu früh?
Schulz: Wir müssen den Verlauf der nächsten Woche abwarten. Im Moment ist es schwer zu sagen. Derzeit ist alles gut. Ich hoffe, dass ich wieder einsatzbereit bin, aber wir müssen schauen wie die Tage verlaufen.
SPORT1: Ist es etwas Besonderes für Sie, gegen Gladbach zu spielen?
Schulz: Nein. Es ist für mich nichts Besonderes mehr. Ich bin jetzt hier und war davor in Hoffenheim. In Gladbach habe ich vielleicht zehn Spiele gemacht und habe aus verschiedenen Gründen nicht die besten Erinnerungen an die Zeit dort.
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"Favre passt gut zu unserer Mannschaft"
SPORT1: Sie haben bereits zweimal mit dem Trainer zusammengearbeitet. Wie waren die ersten drei Monate mit Lucien Favre?
Schulz: Er ist ein sehr detailversessener Trainer, der viel mit Videoanalysen arbeitet. Auf dem Platz möchte er seine eigene Spielidee hervorbringen, wie wir mit Ball und gegen den Ball spielen sollen. Das versucht er uns so mitzugeben.
SPORT1: Sie kennen ihn schon eine Weile. Lässt er sich aus der Ruhe bringen oder ist er immer derselbe?
Schulz: Ich kenne ihn aus meiner Zeit in Berlin, als ich noch sehr jung war und auch aus Gladbach. Er versucht, immer sachlich zu bleiben und kommt nicht aus der Emotion heraus. Das hat alles seine Vor- und Nachteile. Für diese Mannschaft passt es ganz gut, dass er immer sachlich bleibt und wir wissen, was er von uns will und was wir besser machen müssen.
SPORT1: Gibt es Unterschiede zu Trainern, die Sie vorher hatten, beispielsweise zu einem Julian Nagelsmann?
Schulz: Julian ist ein sehr junger Trainer und noch sehr wild. Seine Spielidee ist nochmal ein bisschen anders, ein bisschen mehr auf den Gegner abgestimmt. Von der Idee, wie sie Fußball spielen lassen wollen, sind sie sich schon ähnlich obwohl sie vom Charakter sehr unterschiedlich sind. Beide wollen viel mit dem Ball arbeiten und den direkten Weg zum Tor finden, beide wollen hoch verteidigen. In Dortmund versuchen wir, noch ein wenig kompakter zu verteidigen, um noch besser kontern zu können.
SPORT1: In der Champions League geht es nach der Länderspielpause gegen Inter. Ihr Vater ist Italiener. Ist es ein besonderes Spiel für Sie?
Schulz: Inter war und ist der Lieblingsverein meines Vaters. Ich bin damit aufgewachsen und damit hat er das auch ein wenig an mich weitergegeben. Von der Emotionalität wird es ein besonderes Spiel für mich, weil ich weiß, wie mein Vater das Spiel sieht.
SPORT1: Wie viel Italiener steckt in Ihnen?
Schulz: Ich bin in Deutschland aufgewachsen und bin mehr Deutscher als Italiener. Dadurch dass meine Wurzeln in Italien liegen, sehe ich mich aber schon zum Teil als Italiener. Ein bisschen etwas Italienisches habe ich an mir, auch wenn es selten zum Vorschein kommt.
"Inter hat eine hungrige Mannschaft"
SPORT1: Verfolgen Sie die Serie A? Was erwartet Dortmund in den Spielen gegen Inter?
Schulz: Die Mailänder haben im Sommer sehr gute Neuverpflichtungen getätigt. Sie haben eine hungrige Mannschaft, die bis auf die Niederlage gegen Juventus bislang eine sehr gute Saison gespielt hat. Sie haben gefährliche und gute Einzelspieler. Es werden keine einfachen Spiele.
SPORT1: Die Nationalmannschaft hat in den vergangenen Tagen in Dortmund trainiert. Hatten Sie Kontakt zu Joachim Löw oder zu Nationalspielern?
Schulz: Zu Jogi direkt nicht, aber zu den anderen Mitarbeitern. Ich musste ihnen ja sagen, dass es mit der Verletzung noch nicht wieder für die Nationalmannschaft reicht.
SPORT1: Ist die EM 2020 Ihr großes Ziel?
Schulz: Klar möchte ich dabei sein. In erster Linie möchte ich aber gesund bleiben. Das ist die Voraussetzung, um mich mit guten Leistungen anzubieten. Ich glaube, wenn ich gesund bleibe und meine Leistung zeige, werde ich dabei sein. Es ist noch eine lange Zeit bis zur Europameisterschaft und es kann noch viel passieren. Darüber mache ich mir noch keine Gedanken.
SPORT1: Aber so ein Turnier zu spielen, wäre schon eine Karrierekrönung?
Schulz: Natürlich.