Nach dem Eklat um rassistische Äußerungen des Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies mehren sich die kritischen Stimmen, die Konsequenzen vom Verein fordern.
Tönnies-Eklat: Asamoah "geschockt"
Der langjährige Schalke-Profi Gerald Asamoah schrieb auf Instagram: "Ich bin ehrlich gesagt etwas sprachlos. Ich arbeite schon lange mit Clemens Tönnies zusammen und wir sind auch schon lange eng befreundet", erklärte der aktuelle Team-Manager der Königsblauen und stellte klar: "Mir gegenüber hat er sich nie rassistisch verhalten."
Asamoah über Tönnies: "Hat mich sehr verletzt"
Tönnies' verbale Entgleisung beim Tag des Handwerks in Paderborn kritisierte Asamoah jedoch scharf. "Seine Äußerung hat mich sehr überrascht, geschockt und auch verletzt. Klar ist, dass es nicht in Ordnung ist und es sich nicht gehört. Er beleidigt mich und alle anderen Betroffenen", betonte Asamoah: "Das können wir nicht dulden."
Der Schalke-Boss hatte auf dem Kongress in seiner Festrede Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel als falsch bewertet. Stattdessen solle man lieber 20 Kraftwerke pro Jahr in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", sagte Tönnies.
Tönnies habe sich zwar persönlich bei Asamoah gemeldet "und sich für sein Verhalten entschuldigt". Trotzdem dürfe so etwas nicht passieren, meinte der Ex-Nationalspieler: "Es ist traurig, dass wir 2019 immer noch über so etwas sprechen müssen."
Stern: Tönnies soll "schleunigst seinen Hut nehmen"
Kritik kam unterdessen auch vom Jüdischen Weltkongress. Dessen Geschäftsführer Maram Stern forderte in der Bild unumwunden Tönnies' Rücktritt, eine einfache Entschuldigung reiche seiner Meinung nach nicht aus.
"Wenn ein Verantwortlicher im Fußball öffentlich die Menschen eines ganzen Kontinents herabwürdigt und beleidigt, wird er seiner Vorbildfunktion nicht gerecht", kritisierte Stern: "Vor diesem Hintergrund sind Kampagnen von FIFA, UEFA und DFB gegen den Rassismus im Fußball nur heiße Luft, wenn Leute wie Tönnies mit solchen Aussagen und einem 'Tut mir leid' davonkommen."
Der Schalke-Boss solle "schleunigst seinen Hut nehmen und von seinem Amt zurücktreten".
Auch von Politikern und Sportfunktionären hagelt es reihenweise Kritik. "Wer dumpfen Rassismus verbreitet, stellt sich gegen hunderttausende Fußballfans. Die übergroße Mehrheit steht klar für Menschlichkeit und Toleranz", sagte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) der Funke Mediengruppe.
Für die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, ist der Schalker Aufsichtsratschef nicht mehr tragbar. "Dass so etwas von jemandem artikuliert wird, der eine herausgehobene Position im Sport innehat, macht die Sache umso schlimmer. Die am folgenden Tag veröffentlichte Klarstellung durch Herrn Tönnies kann den gesellschaftspolitischen Schaden sicher nicht wettmachen", prophezeite die SPD-Politikerin in der Welt am Sonntag.
Schenk: "So etwas rutscht nicht einfach heraus"
Sylvia Schenk von Transparency International meinte: "So etwas rutscht einem bei einer offiziellen Rede nicht einfach heraus, da steckt eine hochproblematische Einstellung dahinter." Für die 67 Jahre alte Juristin muss Tönnies Konsequenzen ziehen: "Da ist tätige Reue mit deutlichen Signalen in Richtung Afrikanern nötig, um wirklich einen Geisteswandel unter Beweis zu stellen."
Wie es mit Tönnies nun weitergeht, entscheidet der Ehrenrat von Schalke 04. Dieser hatte am Freitag bekanntgegeben, sich in seiner nächsten Sitzung in der kommenden Woche mit dem Thema zu beschäftigen. Dem Schalker Gremium stehen diverse Sanktionen zur Verfügung - bis hin zu einer Amtsenthebung von Tönnies. Laut Bild muss sich Tönnies bereits am Montag dem Ehrenrat erklären.