Uli Hoeneß verbindet vieles mit seinem Nachfolger beim FC Bayern München, unter anderem auch das Thema Fleisch.
Hoeneß' Erbe: So tickt Hainer
Herbert Hainer, langjähriger Chef des Sportartikel-Giganten Adidas, ist Metzgerssohn wie Hoeneß. In der niederbayerischen Gemeinde Dornwang - heute Teil der 5000-Seelen-Stadt Moosthenning bei Dingolfing - lernte er dadurch früh die ersten Geschäfts-Kniffe.
"Es gab Tricks, mit denen die Bauern versuchten, die Schweine etwas teurer zu machen", erinnerte sich Hainer vor zehn Jahren in einem Gespräch mit der Welt: "Zum Beispiel haben sie den Tieren noch mal ordentlich Wasser zu trinken gegeben, damit sie mehr Gewicht auf die Waage bringen."
Man kann sich den wissenden Blick von Hoeneß vorstellen, wenn Hainer und er solche Anekdoten austauschen.
Die beiden verstehen sich bestens, das ist nicht erst bekannt, seit im Juli 2019 die Meldung durchgesickert war, dass Hoeneß im November nicht mehr als Präsident kandidieren und sein Lebenswerk an Hainer übergeben würde.
Herbert Hainer und Uli Hoeneß sind gute Freunde
Hoeneß und Hainer lernten sich vor rund 20 Jahren kennen, knüpften infolge der Geschäftsbeziehungen zwischen Klub und Unternehmen auch private Bande.
Kurz nachdem Hainer an die Vorstandsspitze in Herzogenaurach rückte, wurde Adidas Anteilseigner bei den Bayern. Hainer sitzt als Vize im Aufsichtsrat des Rekordmeisters, war 2014 auch Übergangs-Vorsitzender, nachdem Hoeneß im Zuge seiner Steuer-Affäre zwischenzeitlich zurücktrat. Als Hoeneß zu einer Gefängnis-Strafe verurteilt wurde, war Hainer einer der ersten Besucher.
Hoeneß wiederum half Hainer dabei, den schwersten Schicksalsschlag seines Lebens zu überstehen, den plötzlichen Tod seiner erst 23 Jahre alten Tochter Kathrin, die 2006 an einer Lungenembolie starb.
"Wir beide haben so viel gemeinsam durchgestanden, dass klar ist: Unsere Freundschaft hält, uns treibt nichts mehr auseinander", berichtete Hoeneß 2018 in einem gemeinsamen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
"Ein echter Niederbayer"
Nicht nur bei Hoeneß genießt der sportbegeisterte Hainer - der auch mit Weltklasse-Golfer Sergio Garcia gut befreundet ist - große Wertschätzung. Als "grundsolide, verantwortungsbewusst und geradlinig, ein Mann mit Werten, ein echter Niederbayer", wird er in seinem Bekanntenkreis umschrieben.
Hainer, geboren am 3. Juli 1954 - am Tag vor dem "Wunder von Bern" -, arbeitete seit 1987 bei Adidas, zuvor hatte er in seiner Heimat eine florierende Pub-Kneipe geführt und bei der Konsumgüter-Firma Procter & Gamble Windeln vermarktet.
Während sein jüngerer Bruder Walter Hainer im Fußball Karriere machte (drei Bundes- und 24 Zweitligaspieler für 1860 München), stieg Herbert bei Adidas auf: Im Jahr 2001 rückte er an die Spitze des Unternehmens und übernahm dort schon damals ein großes Erbe.
Schillernder Vorgänger bei Adidas
Hainers Vorgänger war der 2009 an Leukämie verstorbene Robert Louis-Dreyfus, eine ebenso umtriebige wie umstrittene Figur, die auch in den deutschen Fußball hineinwirkte: Die undurchsichtige Rolle des Franzosen im Sommermärchen-Skandal 2006 ist ebenso Legende wie sein rätselhaftes Millionen-Darlehen an Geschäftsfreund Hoeneß.
Als Adidas-Chef war Hainer ein Gegenentwurf zum schillernden Genussmenschen "RLD", als öffentliche Figur weit weniger spektakulär, als Konzernlenker aber sehr erfolgreich.
Hainer investierte erfolgreich in Wachstumsmärkte wie China und Russland, positionierte Adidas auch stärker in den USA, unter anderem mit dem Kauf der Marke Reebok (der allerdings nur schleppend Ertrag abwarf). Den globalen Anspruch unterstrich Hainer auch mit seiner optischen Verwandlung: Schnauzbart und die eckigen Brillenränder legte er ab, seit einigen Jahren tritt er optisch zuweilen wie ein deutscher Steve Jobs auf.
Das große Ziel, dem großen Rivalen Nike ernsthafte Konkurrenz um den Nimbus als Weltmarktführer zu machen, konnte Hainer allerdings nicht verwirklichen.
Verflochten mit FC Bayern, DFB, FIFA
Im deutschen Fußball war und ist Adidas umso präsenter, als Partner der Bayern und des DFB, als Sponsor zahlreicher Stars wie Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels und Manuel Neuer.
Innerhalb der Branche genießt Hainer einen blendenden Ruf - mehrfach wurde er deshalb zuletzt auch als potenzieller Kandidat für das Amt des DFB-Präsidenten ins Gespräch gebracht. Kritikern allerdings ist die nationale und internationale Verflechtung von Adidas mit der Branche etwas zu eng.
Im FIFA-Skandal 2015 etwa wurde Hainer vorgeworfen, dass er anders als andere Großsponsoren nicht öffentlich auf Distanz zur damaligen Führung um Joseph Blatter gegangen sei und nur sehr diplomatisch Reformen einforderte.
"So, ihr Deppen ..."
Generell ist Hainer nicht als "Abteilung Attacke" aufgefallen, hinter verschlossenen Türen spricht er aber durchaus klare Worte.
Der Süddeutschen Zeitung bestätigte er, dass er sein erstes Job-Angebot bei Adidas einst ablehnte, weil ihn unter anderem der Zustand des EDV-Systems erschrak ("Zu diesem Saftladen gehe ich nicht"), auf eine größere Unternehmenskrise am Ende seiner Vorstandszeit reagierte er nach eigenen Angaben mit den Worten: "So, ihr Deppen, jetzt zeige ich es euch noch mal."
Tatsächlich lief es am Ende wieder, er übergab Nachfolger Kasper Rorsted blendende Zahlen: Unter Hainer wuchs der Umsatz von Adidas von 6,1 auf 19,3 Milliarden Euro an, der Börsenwert von 3 auf 35,7 Milliarden.
Indem Hainer mit 65 Jahren nochmal einen Neuanfang in der Bayern-Führung hinlegte, überraschte er die Sportwelt erneut.