Eigentlich hat Alexander Isak in letzter Zeit viel richtig gemacht.
Das Missverständnis Alexander Isak
Als der 19-jährige Schwede im Winter vom BVB an den niederländischen Erstligisten Willem II ausgeliehen wurde, gab Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc ihm eine Aufgabe mit: "Auf hohem Niveau möglichst viel Spielpraxis zu sammeln".
Diese Aufgabe hat Isak nicht nur erfüllt, sondern er zeigte bei seinem Intermezzo im Nachbarland, weshalb er in Schweden einst als "neuer Zlatan" galt. 13 Tore erzielte der 1,90 Meter große Stürmer in 16 Einsätzen in der niederländischen Eredivisie, schoss Tilburg zudem mit seinem Treffer ins Pokalfinale.
Auch in der schwedischen Nationalmannschaft ist Isak nach zwei Jahren Abstinenz wieder fester Bestandteil, beim 3:0 gegen Malta am vergangenen Freitag war er auch direkt an einem Treffer beteiligt. Isak, so schien es, habe nach zwei verlorenen Jahren die Kurve gerade noch rechtzeitig bekommen, um nicht als das nächste gescheiterte Wunderkind abgestempelt zu werden.
Alexander Isak wechselt nach Spanien
Umso überraschender, als Anfang der Woche die Meldung der spanischen Zeitungen Mundo Deportivo und AS hereinflatterte, dass Isak kurz vor einem Wechsel zum spanischen Erstligisten Real Sociedad San Sebastián stehe. Er wurde am Dienstag am Flughafen der spanischen Stadt gesichtet. Der Medizincheck erfolgte noch am selben Tag.
Am Mittwoch verkündeten beide Vereine den Wechsel, Isak unterschrieb einen Fünfjahresvertrag. Laut Mundo Deportivo soll Real Sociedad zwischen sieben und acht Millionen Euro für den Schweden zahlen. Der BVB soll sich allerdings eine Rückkaufklausel gesichert haben.
"Wir wünschen Alex in Spanien den größtmöglichen Erfolg und werden seine Leistungen genau beobachten", wurde Zorc auf der BVB-Homepage zitiert.
Sollten die Zahlen stimmen, wäre das etwas weniger als die Summe, die Dortmund Anfang 2017 für den damals 17-Jährigen hinlegte – und die damals als echter Transfercoup galt. 8,6 Millionen Euro überwiesen die Schwarz-Gelben an den schwedischen Klub AIK Solna und gewannen damit das Rennen um einen, hinter dem halb Europa her war.
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Dass dieses Geschäftsmodell beim BVB in der Regel funktioniert, zeigt nicht zuletzt das Beispiel Ousmane Dembélé, der 2016 als 19-Jähriger für 12 Millionen aus Rennes kam und eineinhalb Jahre später für die zehnfache Summe zum FC Barcelona wechselte.
Als Transfer mit "großer Perspektive" bezeichnete Zorc die Verpflichtung damals. Isak sollte langsam an die Profimannschaft herangeführt werden. So blieb es in der Rückrunde der Saison 2016/17 unter Thomas Tuchel bei vier Einsatzminuten im DFB-Pokal.
Keine Chance unter Lucien Favre
In der Folgesaison bekam Isak dann etwas mehr Spielpraxis – doch viel war es nicht. Er spielte keine 300 Minuten in allen Wettbewerben. Sein einziger Startelfeinsatz in der Bundesliga resultierte aus einer Suspendierung von Pierre-Emerick Aubameyang. Vor allem das körperliche Niveau der Bundesliga machte Isak zu schaffen.
Unter Lucien Favre sollte es im Sommer 2018 dann besser werden – das Gegenteil trat ein. Isak soll sich einer Ausleihe verwehrt haben und wurde zur Regionalliga-Mannschaft abgeschoben. Favre hatte keinerlei Verwendung für ihn.
Im Winter folgte mit der Ausleihe dann der Schritt, der den jüngsten Wendepunkt in Isaks Karriere bedeutete. Seine Leistungen blieben natürlich auch in Dortmund nicht unbemerkt. Eine Zukunft im BVB-Dress schien wieder möglich, zumal auch ein Backup für Paco Alcácer gesucht werden soll. Ein hungriges Nachwuchstalent zum Nulltarif, dass im Schatten des spanischen Goalgetters weiter heranreifen könnte, wäre da eigentlich nicht die schlechteste Wahl.
Doch in Dortmund dachte man offenbar anders. Das zeigt auch die bisherige Transferstrategie in der Sommerpause. Die lautete bisher: Klotzen statt Kleckern. Mit Nico Schulz, Julian Brandt und Thorgan Hazard kamen bereits drei arrivierte Bundesliga-Profis, die das Niveau in der Kaderbreite noch einmal deutlich anheben sollen. Zusammen mit der gezogenen Kaufoption für Alcácer gab der BVB in diesem Sommer schon beinahe 100 Millionen Euro für Neuzugänge aus.
BVB will Kader ausdünnen
Da ist es klar, dass der aufgeblähte Kader der Dortmunder ausgedünnt werden soll. André Schürrle und Maximilian Philipp sind die wohl prominentesten Namen auf der Streichliste, Isak stand ebenfalls drauf.
In Dortmund haben sie offenbar trotz der erfolgten Leistungsexplosion kein Vertrauen, dass der hochtalentierte Schwede in naher Zukunft zu einer echten Verstärkung mutieren könnte. Für den BVB war die Isak-Verpflichtung im Nachhinein ein Missverständnis. Anders lässt sich die kolportierte, für heutige Verhältnisse geringe Ablöse nur schwer deuten.
Doch für Isak könnte der Schritt zu Real Sociedad der richtige sein. Frei von der riesigen Erwartungshaltung aus Dortmund könnte er beim Tabellenneunten der La Liga die nächsten Entwicklungsschritte gehen.
Ob er dort in naher Zukunft Stammspieler werden kann, ist allerdings auch nicht sicher. Denn die Spanier sind in der Offensive mit Willian José und Mikel Oyarzabal durchaus hochkarätig besetzt. Um sich gegen sie durchzusetzen, müsste Isak also schon viel richtig machen. Aber das hat er in letzter Zeit ja eigentlich.