Lucas Hernandez freut sich, "beim FC Bayern den nächsten Schritt" zu machen. Wann genau die Rekordverpflichtung jedoch die ersten Schritte auf dem Trainingsplatz an der Säbener Straße absolviert, ist derzeit noch offen.
Bayerns Risiko mit Hernandez
80 Millionen Euro ließen sich die Bayern die Verpflichtung des französischen Weltmeisters kosten - eine Soforthilfe wird Hernandez aller Voraussicht nach nicht werden. Beim Medizincheck wurde ein Schaden am Innenband des rechten Knies diagnostiziert, noch am Mittwoch erfolgte die Operation.
"Lucas Hernandez wird nach meiner Erfahrung dem FC Bayern aber zum Bundesligastart 2019/20 zur Verfügung stehen", wurde Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in der offiziellen Pressemitteilung der Bayern zitiert.
Hernandez' Wettlauf gegen die Zeit
Am 16. August ist Liga-Auftakt, anderthalb Monate zuvor nimmt der FC Bayern die Vorbereitung wieder auf. Gerade einmal drei Monate sind es bis dahin, selbst bei optimalem Heilungsverlauf ein durchaus knapper Zeitrahmen.
"Wir müssen mal schauen wie lange die Reha letztendlich dauert", sagte Bayern-Trainer Niko Kovac am Freitag. In Absprache mit Atletico Madrid werde Hernandez die Reha in München absolvieren. "Wenn alles gut läuft, sollte er zum 1. Spieltag dann fit sein. Das bedeutet nicht, dass er zwangsläufig zum ersten Trainingstag hier aufschlagen wird", ergänzte Kovac.
Hernandez hat schon seit Dezember mit Knieproblemen zu kämpfen, verpasste zunächst wegen einer Innenbandzerrung im rechten Knie vier Spiele in La Liga. Im Derby gegen Real Madrid am 9. Februar warf ihn ein Innenbandriss im gleichen Knie erneut zurück. Und beendete seine Saison vorzeitig. Gerade einmal die Hälfte der möglichen Einsätze bestritt Hernandez in dieser Spielzeit bis zur Bekanntgabe seines Abschieds.
Vor dem Hintergrund seiner Krankenakte gilt es daher mit Blick auf seinen Arbeitsantritt bei den Bayern, kein unnötiges Risiko eines erneuten Rückschlags einzugehen.
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Ein finanzielles Wagnis ist der Deal aber auch so schon. Die festgeschriebene Ablöse in Höhe von 80 Millionen Euro pulverisierte den bisherigen Rekord, den die Bayern mit der Verpflichtung von Corentin Tolisso im Sommer 2017 für 41,5 Millionen Euro aufgestellt hatten.
Rekordsummen in Relation
In Relation zu den Summen, die momentan den Markt bestimmen, sind die 80 Millionen in der Riege der europäischen Topteams aber mittlerweile Standard.
Zum Vergleich: Javi Martinez kostete die Bayern 2012 die damalige Rekordsumme von 40 Millionen Euro, zu dieser Zeit war Cristiano Ronaldo mit knapp über 90 Millionen Euro der teuerste Spieler der Welt, heute ist es Neymar mit 222 Millionen Euro. Der Umsatz des FC Bayern lag seinerzeit bei 330 Millionen Euro, heute beträgt er das Doppelte.
So gesehen sind die Bayern also nur die Entwicklungen des Marktes mitgegangen. Ein Markt, auf dem Virgil van Dijk im Januar 2018 mit über 84 Millionen Euro Ablöse zum teuersten Verteidiger der Welt wurde.
Hernandez als neuer van Dijk?
Die Verpflichtung des FC Liverpool wurde damals von Zweifeln begleitet, mittlerweile hat der Abwehrchef der niederländischen Nationalmannschaft diese Summe gerechtfertigt, hat er sich doch unter Jürgen Klopp zu einem der komplettesten Innenverteidiger, der hinten abräumt und vorne auch noch für Torgefahr sorgt, entwickelt.
Ist Lucas Hernandez gemessen an seiner Ablöse also der neue van Dijk für die Bayern?
Abgesehen davon, dass Hernandez in seiner Profi-Karriere bislang lediglich einen Treffer erzielt hat, steht Hernadez mit seinen 1,82 Meter für einen anderen Spielertyp als van Dijk, der mit seinem Gardemaß von 1,93 Meter den Typ Abwehrhüne verkörpert.
Hernandez' Flexibilität eröffnet neue Möglichkeiten
Bei Atletico agierte der 23-Jährige vornehmlich in der Innenverteidigung, wo er sich den Ruf eines kompromisslosen Zweikämpfers erarbeitete. Seit Beginn der vergangenen Saison gewann kein anderer Verteidiger aus Spaniens La Liga wettbewerbsübergreifend mehr Zweikämpfe (71,6 Prozent). Dabei kommt er mit wenigen Fouls aus.
Hinzu kommt seine Flexibilität, die ihn so wertvoll macht. In Frankreichs Weltmeister-Elf war Hernandez als Linksverteidiger gesetzt. Auch, weil er jene Schnelligkeit mitbringt, die Mats Hummels und Jerome Boateng zuletzt etwas abhanden gekommen ist.
Hernandez besitzt in seinen jungen Jahren zudem schon ein auffällig gutes Spielverständnis und hat ein ausgezeichnetes Gefühl für den zu besetzenden Raum. Der Taktikschule von Diego Simeone sei Dank.
"Er kann alles spielen. Er ist variabel einsetzbar, was für jeden Trainer und für jeden Klub wichtig ist. Daher sind wir wirklich glücklich, dass wir ihn haben", sagt Kovac.
Dem Bayern-Trainer bieten sich somit taktisch neue Möglichkeiten, schließlich könnte er dank der Neuverpflichtungen Hernandez und Benjamin Pavard auch verstärkt auf eine zu Frankfurter Zeiten bevorzugte Dreierkette in der Defensive setzen.
Die lange Vorbereitung ohne großes Turnier bietet viel Zeit, verschiedene Systeme einzuüben. Zeit, die Hernandez allerdings vornehmlich in der Reha verbringen wird.