Da es in diesen Zeiten ja häufig Beschwerden gibt, wir Journalisten würden zu negativ berichten, zum Beispiel über den FC Bayern, sei mal eines vorweggeschickt: Danke!
Bayern 2018: Gut ist nicht mehr gut genug
Danke für dieses Fußballspiel! An Borussia Dortmund UND an den FC Bayern. Wer diese knapp 96 Minuten von Dortmund gesehen hat, kann den Fans der beiden Top-Klubs nur zustimmen, wenn sie fordern, dass ihre Vereine nicht Mitglied einer geschlossenen Elite-Klasse namens Super League werden dürfen. Für solche Abende wurde der Fußball erfunden. Und die besondere Dramatik entfaltet sich nur, wenn sie eine Besonderheit sind, nicht Massenware.
Dass der BVB das bessere Ende für sich hatte, passt in den Verlauf dieser bislang unterhaltsamen Bundesliga-Saison. Wie der Sieg zustande gekommen ist, passt aber auch in das Bild, das der Serienmeister aus München in dieser Spielzeit abgibt.
Denn die Dortmunder haben vorgeführt, angeleitet von ihrem Meister-Dirigenten Lucien Favre, weshalb die Bayern eben nicht zu ihrer siebten Meisterschaft in Folge spazieren.
Fallensteller Favre hat mit diesem kleinen Meisterstück den Finger in die offene Wunde des Rekordmeisters gelegt: Die Münchner haben in der Spitze immer noch den besten Kader der Liga.
In der Breite sind die Dortmunder aber vorbeigezogen. Ein hausgemachtes Problem.
Favres Asse stachen
Favre hatte sich mit seiner Aufstellung personelle Optionen für den Zeitpunkt gelassen, an dem die Bayern müde werden würden – und seine Asse stachen, vor allem natürlich einmal mehr Phänomen Paco Alcacer.
Diese Strategie war nicht ungefährlich, bei einem 0:2 wäre der BVB womöglich nicht mehr zurückgekommen. Aber als Favre seine Trumpfkarten spielte, hatten die Bayern nichts mehr entgegenzusetzen.
Die schon vielfach kritisierte Kaderplanung der Münchner fiel ihnen hier wieder auf die Füße. Die Dortmunder konnten auch in den letzten zehn Minuten noch am Bayern-Strafraum den Ballführenden attackieren, der junge Jadon Sancho nach 87 Minuten noch einen famosen 60-Meter-Sprint ansetzen.
Bayern hat mehr verloren als drei Punkte
Bayern-Trainer Niko Kovac hatte als letzte Option nach dem 2:3-Rückstand Sandro Wagner parat. Das soll kein Argument gegen Wagner sein, war aber für den BVB auch das klare Signal, dass er sich fortan auf den Luftkampf konzentrieren kann. In Sachen Tempo hatte der Gegner nichts mehr nachzulegen.
Dass gleichzeitig auch noch die "Cleverness fehlte" (O-Ton Kapitän Manuel Neuer), zeigt, dass die Bayern in Dortmund mehr verloren haben als nur drei Punkte. Nämlich auch den Glauben, dass sie das Ding schon irgendwie schaukeln werden, wenn sie ihre beste Leistung abrufen. Die haben sie in Dortmund gezeigt, gereicht hat es trotzdem nicht.
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