Nach einer geschmacklosen Plakat-Aktion seiner Fans muss sich Borussia Dortmund am Freitag vor dem DFB-Sportgericht verantworten.
Fall Hopp: Das droht dem BVB
Während der Bundesliga-Partie bei der TSG Hoffenheim am 22. September hatten BVB-Anhänger auf den Rängen ein riesiges Banner ausgerollt. Es zeigte das Gesicht von Hoffenheims Mehrheitseigner Dietmar Hopp in einem Fadenkreuz. Hoffenheims Geschäftsführer hatten seinerzeit von einem Mordaufruf gegen den ehemaligen Mäzen gesprochen.
Das Verhalten der Fans ist nun Gegenstand einer Verhandlung, die am Freitag um 11.30 Uhr in Frankfurt stattfindet. Dem BVB droht nach SPORT1-Informationen mindestens eine empfindliche Geldstrafe – und eine Androhung härterer Sanktionen, sollte es nochmal zu ähnlichen Vorfällen kommen.
Auch ein Teilausschluss von Zuschauern könnte eine mögliche Strafe sein, wenngleich auch keine allzu wahrscheinliche. Nahezu ausgeschlossen ist nach SPORT1-Informationen, dass der DFB ein Urteil zum Anlass nimmt, um zu Kollektivstrafen gegen gewaltbereite Ultragruppen zurückzukehren.
Hoffenheim nur in der passiven Rolle
Ein solcher Schritt stand zuletzt immer mal wieder zur Debatte, nachdem sich die Ausschreitungen in Fußballstadien zuletzt wieder deutlich gemehrt hatten.
Vergangenen Samstag waren Anhänger von Hertha BSC beim Gastspiel in Dortmund mit Fahnenstangen auf Polizeieinheiten losgegangen. In Folge der Auseinandersetzungen gab es 45 Verletzte. Am Rande des Pokalspiels zwischen Rostock und Nürnberg kam es zu Massenschlägereien von Fans, bei der Polizisten sogar einen Warnschuss absetzten.
Die Berliner reagierten am Donnerstag auf die Gewaltexzesse von Dortmund und untersagten für das Heimspiel gegen Leipzig "das Einbringen von Bannern, Spruchbändern, Blockfahnen und Doppelhaltern".
All diese Ereignisse spielen bei der Verhandlung am Freitag jedoch keine Rolle. Juristisch gesehen verhandelt der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz einen Einzelfall.
Kollektivstrafen werden vom DFB-Kontrollausschuss momentan nicht mehr beantragt. Das Präsidium des Verbands will das auch als Zeichen an die aufgebrachten Fans verstanden wissen. In der Sache geht es in Frankfurt deshalb nur um die Verfehlungen der BVB-Anhänger.
Zu dem Verfahren ist die Sicherheitsverantwortliche der TSG Hoffenheim als Zeugin geladen. Ansonsten ist der Verein nicht Teil des Verfahrens - anders als vielerorts berichtet.
Hoffenheim wird zwar Vereinsvertreter zur Verhandlung nach Frankfurt schicken. Die Abgesandten werden aber nur als Beobachter vor Ort sein. Rechtsanwalt Christoph Schickhardt, der die juristischen Interessen Hopps vertritt, wird die Verhandlung ebenso nur aus passiver Rolle verfolgen.
Hopp: "Mut haben durchzugreifen"
Die Strafanzeigen, die Hopp gegen einige Dortmunder Anhänger angekündigt hatte, spielen bei der Verhandlung am Freitag keine Rolle. Wenngleich er selbst sich ein wegweisendes Urteil erhofft. "Die müssen jetzt mal den Mut haben durchzugreifen. Wenn nicht, weiß ich nicht, wo es mit dem deutschen Fußball hingeht", sagte Hopp der Bild.
Die BVB-Fans, für die der Klub haftet, sind Wiederholungstäter. Die Dortmunder Südtribüne war im Februar 2017 in einem recht ähnlichen Fall schon einmal gesperrt worden.
Am Freitag erwartet den BVB nun ein Richterspruch, das Präzedenzcharakter haben mag, aber kaum eine Pauschalverurteilung aller Ultra-Gruppen in Deutschland sowie eine Aburteilung des BVB sein wird.
"Was sollen sie machen?", fragte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke vergangene Woche im ZDF-Sportstudio: "Jetzt, wo es ein bisschen spannend ist in der Bundesliga, sollen sie uns Punkte abziehen? Das ist ja unfassbar. Das ist keine Lösung." Die Einzeltäter hingegen "müssen wir mit aller Härte zur Rechenschaft ziehen".
Bald Banner-Verbot in Stadien?
Zu einem großen Aufreger könnte das Thema werden, sollten Banner in Fanblöcken generell verboten werden. Nach SPORT1-Informationen gibt es bei DFB und DFL entsprechende Gedankenspiele, weil einzelne gewaltbereite Täter somit viel leichter identifizierbar und damit strafrechtlich verfolgbar wären.
Zudem ist auch eine Einführung personalisierte Tickets in der Diskussion. Diese sind in anderen Ligen schon gängige Praxis, zum Beispiel in England.
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