Am Ende des Spektakels mussten sich Bruno Labbadia und Pal Dardai gegenseitig kneifen - im wahrsten Sinne des Wortes.
VfL und Hertha feiern Spektakel
Die Trainer nahmen sich in die Arme, knufften sich und waren glücklich, aber auch perplex: Waren das wirklich der VfL Wolfsburg und Hertha BSC, die sich da ein so rassiges wie hochklassiges Duell mit einem gerechten 2:2 (0:0)-Endstand geliefert hatten? (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Ja, die oft so grauen Ligamäuse hatten mit Leidenschaft und Begeisterung auf dem Tisch getanzt und das Publikum begeistert.
Labbadia ertappte sich sogar dabei, phasenweise nicht als Coach, sondern als Fan auf den Rasen der Arena geschaut zu haben: "Es hat einfach Spaß gemacht zuzusehen."
Alles zum 3. Spieltag in der Bundesliga am Sonntag ab 11 Uhr im "CHECK24 Doppelpass" auf SPORT1 mit den Gästen Pal Dardai, Kevin Kampl, Marcel Reif und Stefan Effenberg
Punktgleich mit dem deutschen Rekordmeisters Bayern München sind sie nach diesem Remis nicht mehr, viel wichtiger aber: Die beiden Kontrahenten haben nicht nur einen exzellenten Saisonstart hingelegt, sie dürfen auch mehr denn je darauf hoffen, sich mittelfristig im ersten Tabellendrittel zu etablieren.
Dardai: Sieben Punkte "sehr in Ordnung"
"Mit sieben Punkten aus drei Spielen ist alles sehr in Ordnung", formulierte Dardai ein pauschales Lob, das fast ein wenig mager ausfiel. Denn zwei der drei Partien fanden auswärts statt.
Und vor allem: Die defensive Ordnung seiner Schützlinge war nicht nur in Wolfsburg nahezu perfekt, 266 Ligaminuten ohne Gegentor waren kein Zufall.
Erst ein nicht unumstrittener Foulelfmeter von Yunus Malli schlug unhaltbar für Rune Jarstein im Hertha-Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 ein (87.).
Schiedsrichter Christian Dingert hatte nach einem Zweikampf zwischen Maximilian Arnold und Arne Maier auf Freistoß entschieden. Doch dann griff der Videoassistent in Köln ein, weil das Foulspiel doch innerhalb des Strafraums begangen wurde.
Maier bestreitet Foulspiel vor Elfmeter
Maier bezweifelte indes, dass es überhaupt eine unfaire Attacke gewesen sei. "Das war nichts, wir spielen schließlich Fußball", sagte der Mittelfeldspieler bei Sky. Der sogar speziell geschulte Dardai ("Ich habe einen Schiedsrichterschein") erklärte: "Ich kann diese Entscheidung nicht verstehen, aber ich akzeptiere sie."
Nach zwei Relegationen binnen eines Jahres goutierte das Wolfsburger Publikum den sehenswerten Auftritt der "Wölfe", gänzlich überzeugt sind die VfL-Fans noch nicht.
Bei der zum Duell der Bayern-Jäger hochgejazzten Partie gegen die Berliner blieben knapp 5000 Plätze in der Volkswagen-Arena leer. Was sich ändern könnte, wenn die Erfolgsserie der Niedersachsen anhält. (SERVICE: Die Tabelle der Bundesliga)
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"Jeder hat gesehen, dass da viel mehr Feuer und Leben in der Mannschaft als im vergangenen Jahr ist", sagte Admir Mehmedi, dessen Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit die turbulente Schlussphase abschloss.
Nach Javairo Dilrosun (61.) hatte Ondrej Duda die Gäste per direkt verwandeltem Freistoß (90.+1) ein zweites Mal in Führung gebracht. Dardai freute sich über den dritten Saisontreffer des Slowaken: "Er hat viel Standardtraining gemacht und sich nun dafür belohnt." Dass der Freistoß unter der Mauer hindurch an Ronaldinho erinnerte, war nur ein weiterer Beleg für das erstaunlich spektakuläre Spiel der Bayern-Verfolger.