Am Dienstagabend war es soweit: Der Wechsel von Francisco Alcacer Garcia zum FC Barcelona zu Borussia Dortmund wurde bestätigt.
Alcacer: Vom Barca-Flop zum BVB-Knipser?
In Spanien kennen sie Alcacer nur als "Paco". Obwohl "Paco" im Grunde genommen nicht sein einziger Spitzname ist.
Während ihn seine Mitspieler und seine Fans manchmal auch in verniedlichter Form "Paquito" rufen, wird er in vielen Teilen des Landes "Paquete" genannt.
"Paquete" heißt auf Deutsch übersetzt Paket, hat bei den Spaniern in Bezug auf Fußball jedoch eine gänzlich andere Bedeutung. Eine eher hämische und abwertende. Als "Paquete" wird nämlich ein Spieler bezeichnet, der floppt.
Auf Alcacer trifft das, lässt man seine beiden letzten Karriere-Jahre Revue passieren, durchaus zu.
Hoffnungsträger vor EM 2016
2016 galt der heute 24-Jährige noch als Hoffnungsträger Spaniens, mit fünf Toren in der Qualifikation für die EM in Frankreich war er sogar der beste Torschütze der "Seleccion". Bei seinem Verein, dem FC Valencia, hatte er einen Stammplatz, trug die Kapitänsbinde und wurde von den Fans vergöttert.
Dann aber folgte sein Absturz: Er unterschrieb am letzten Tag der Sommer-Transferperiode aus heiterem Himmel beim FC Barcelona. Valencias Anhänger gingen auf die Barrikaden, beschimpften ihn als "Judas". Auch die Presse bewertete den Transfer kritisch, der große Schritt zu Barca komme viel zu früh.
"Das ist ein Zug, der nur einmal im Leben hält. Man kann nicht vom Rückschritt sprechen, wenn man zu Barca geht", begründete Alcacer seinen umstrittenen Entschluss.
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Das Problem: Mit seinem Wechsel zu den Katalanen entschied er sich für einen Wechsel auf die Ersatzbank.
Keine Chance gegen Messi, Suarez und Neymar
Der damals 22-Jährige glaubte, es mit dem Traum-Angriff um Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar aufnehmen zu können. Ein riskantes Wagnis, das sich schnell als fast unüberwindbare Hürde erwies. Alcacer musste sich in der Regel damit begnügen, kurz vor Schluss eingewechselt zu werden.
An manchen Abenden schmorte er - trotz seiner stattlichen Ablösesumme von 30 Millionen Euro - sogar auf der Tribüne. So geriet der Hoffnungsträger mehr und mehr in Vergessenheit. Die "Paquete"-Schmährufe begannen.
"Es war kein Fehler, hierherzukommen. Ich lerne jeden Tag von den Besten", sagte er ein Jahr nach seinem Wechsel. Zu diesem Zeitpunkt hatte allerdings auch Neymar den Verein für 222 Millionen Euro in Richtung Paris Saint-Germain verlassen.
Alcacer machte sich offensichtlich Hoffnungen, im zweiten Anlauf im Camp Nou durchzustarten. Doch auch dieses Vorhaben misslang. Er bekam zusätzliche Konkurrenz vor die Nase gesetzt - erst mit dem Franzosen Ousmane Dembele, dann mit Malcom.
Spätestens dann wurde Alcacer bewusst: In Barcelona stagniert seine Karriere, er wollte wechseln.
Alcacer glänzt als Joker in Barcelona
Die Frage steht im Raum: Ist Alcacer nach zwei Jahren als Teilzeitarbeiter bei Barca wirklich der richtige Mann, um dem BVB auf der verwaisten Mittelstürmer-Position so schnell wie möglich neues Leben einzuhauchen?
Der Rechtsfuß spielte noch nie im Ausland. Er muss sich an eine neue Umgebung, Sprache und Liga gewöhnen. Das Gute aus BVB-Sicht ist jedoch: Er muss das Toreschießen nicht neu lernen.
15 Treffer und acht Vorlagen in zwei Spielzeiten sind für einen Bankdrücker beachtlich. Vor allem in der vergangenen Saison erzielte Alcacer auf dem Weg zu Barcas Meisterschaft einige wichtige Joker-Tore.
"Alcacer ist ein typischer Neuner mit Tor-Instinkt. Er hat einen präzisen Abschluss und lässt kaum Chancen liegen", sagt Damia Lopez, Barca-Reporter beim katalanischen Radiosender RAC1, im Gespräch mit SPORT1.
Bei Barca musste Alcacer aufgrund des Überangebots im Sturmzentrum häufiger auf den Außenbahnen ran. "Er ist zwar schnell und beweglich, aber er gehört in den Strafraum. Dort kann er seine Stärken am besten ausspielen. Das hat er bei Valencia gezeigt", sagt Lopez.
Aubameyang, Batshuayi - und jetzt Alcacer
In Dortmund suchten sie nach dem Abschied von Pierre-Emerick Aubameyang händeringend nach einem neuen Goalgetter. Chelsea-Leihgabe Michy Batshuayi machte seine Sache außerordentlich gut, zog nach langem Hin und Her aber zu Alcacers Ex-Klub Valencia weiter. Es hieß, der Belgier sei dem BVB zu teuer gewesen.
Vielleicht wollten die Bosse aber einfach auch einen Arbeiter ohne Star-Allüren und Bling-Bling. Ein solcher Typ ist Alcacer. Er fährt keine aufgemotzten Karren und zieht sich auch nicht an wie Spongebob Schwammkopf oder Spider-Man. Er ist ein Familienvater, gilt als bodenständig.
Und er scheint bereit zu sein, hart zu arbeiten, damit ihn in Spanien bald wieder alle "Paco" nennen - und nicht "Paquete".
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